"Perturris"

Heuer bereits mehr als 1.000 Keuchhusten-Fälle in Salzburg

Veröffentlicht: 21. August 2024 12:23 Uhr
Die Keuchhusten-Fälle steigen österreichweit rasant an. Auch in Salzburg wurden von der für Säuglinge lebensbedrohlichen Erkrankung bereits mehr als 1.000 Fälle verzeichnet.

Die Keuchhusten-Fälle (Pertussis) sind heuer wegen fehlender Impfungen in der Bevölkerung regelrecht explodiert. Im gesamten Vorjahr gab es mit der für Säuglinge lebensbedrohlichen Infektion 2.791 Ansteckungen, nun wurden allein bis 20. August 9.972 Fälle gemeldet, ergab eine APA-Anfrage bei der AGES. Die Ärztekammer Wien erinnerte am Mittwoch an die Impfauffrischung, am besten jetzt zum Schuleintritt für Erstklässler und für Erwachsene alle zehn Jahre, ab 60 alle fünf Jahre.

In Wien wurden von Jahresbeginn bis 20. August laut Epidemiologischem Meldesystem (EMS) 964 Keuchhustenfälle bestätigt, teilte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit. Damit wurden im laufenden Jahr 2024 bereits jetzt rund 15-mal so viele Fälle wie im gesamten Jahr 2023 registriert, rechnete die Wiener Ärztekammer in einer Aussendung vor. Spitzenreiter ist aber nicht Wien als bevölkerungsreichstes Bundesland, sondern Tirol mit 2.460 Keuchhusten-Erkrankungen seit Jahresbeginn.

Salzburg mit rund 1.000 Fällen im Mittelfeld

Dahinter folgen Oberösterreich mit 1.933, die Steiermark mit 1.585, Niederösterreich mit 1.280 und Salzburg mit 1.069 Fällen. Weniger Ansteckungen als in Wien gibt es heuer bisher in Vorarlberg (316), dem Burgenland (201) und Kärnten (164).

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„Die großen Impflücken sind für den erschreckenden Anstieg an Keuchhusten-Fällen in Wien und ganz Österreich verantwortlich und müssen rasch geschlossen werden. Denn Keuchhusten ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die für Säuglinge lebensbedrohlich sein kann“, warnte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer. „Wir fordern daher zum wiederholten Mal, die notwendige Auffrischung der Vierfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung und Keuchhusten endlich kostenlos anzubieten.“ Säuglinge erhalten die dreiteilige Grundimmunisierung gegen Pertussis im Rahmen einer Sechsfach-Impfung kostenlos. Die Auffrischungen sollten jedoch ebenfalls nicht vergessen werden.

Keuchhusten für Säuglinge lebensgefährlich

„Keuchhusten sorgt für enormes Leid und ist für unsere Kleinsten extrem gefährlich“, betonte Naghme Kamaleyan-Schmied, erste Vizepräsidentin der Ärztekammer Wien. Die Erkrankung bringt aber auch für Erwachsene krampfartige Hustenanfälle mit sich, die bis zum Erbrechen führen und lange anhalten können, und wird deshalb im Volksmund auch 100-Tage-Husten genannt. „In meiner Ordination in Floridsdorf habe ich seit Jahresbeginn bereits sieben bestätigte Fälle registriert, in den vergangenen 14 Jahren keinen einzigen. Auch Kolleginnen und Kollegen zeichnen ein ähnliches Bild“, berichtete die Hausärztin.

Während 2015 österreichweit noch 579 Ansteckungen mit Pertussis gemeldet wurden, stiegen die Zahlen bereits vor der Covid-19-Pandemie auf 2.233 Infektionen im Jahr 2019 an. Mit den Corona-Maßnahmen gab es 2020 bis 2022 nur einen vorübergehenden Einbruch auf 632, 129 und 164 Fälle in den drei Jahren, zeigen die Daten von AGES und Gesundheitsministerium. Mit einem Blick in den Impfpass und einem Gespräch bei Hausärztin oder Hausarzt kann der eigene Impfschutz geprüft und aktuell gehalten werden, so die Empfehlung.

Eine AGES-Auswertung der altersspezifischen Inzidenz der Fälle und deren Hospitalisierungsraten ergibt, dass zwar Säuglinge, die noch nicht ein Jahr alt sind, mit 688 pro 100.000 und einer Hospitalisierungsrate von fast 40 Prozent hier ganz vorne liegen. In diesem Kontext wies die AGES auf die Wichtigkeit der Impfung von schwangeren Frauen und eines zeitgerechten Abschlusses der Grundimmunisierung hin.

Keuchhusten keine reine Kinderkrankheit

Eine reine Kinderkrankheit ist der Keuchhusten jedoch nicht, denn die zahlenmäßig am meisten betroffene Altersgruppe ist neben jener der fünf- bis neun Jahre alten Personen (2.152 von insgesamt 9.972 Fällen), jene der 30 bis 59 Jahre alten mit 2.127 Fällen. Eine Impfung bzw. Auffrischung für Erwachsene empfiehlt sich dann wiederum unter Hinblick auf die höheren Hospitalisierungsrate bei der Altersgruppe 60+, welche mit 11,02 die zweithöchste nach der Gruppe der Säuglinge aufweist - die durchschnittliche Hospitalisierungsrate liegt bei 6,24.

(Quelle: apa)

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