Die diesjährige Fastenzeit beginnt – dem christlichen Glauben zufolge – am morgigen Mittwoch. Die zentrale Idee ist der bewusste Verzicht, mit dem der oder die Fastende den gewohnten Alltag unterbricht. Zwar dürften die Wenigsten von uns die strengen Fastenregeln tatsächlich kennen oder gar beherzigen, dennoch ist der Trend zur zeitweisen Enthaltsamkeit allgegenwärtig.
- Warum wir überhaupt fasten
- Wann wird Fasten gefährlich?
- Die beliebtesten Methoden im Überblick
- Fasten in allen Religionen
- Digital Detox: Weniger aufs Handy schauen
- Fünf Tipps, um weniger zu shoppen
- Verzicht auf Autofahrten
Ursprünglich strenge Regeln
Schon seit dem Mittelalter leitet das Ende des Faschings in unseren Breitengraden die Fastenzeit ein. Vor der strengen Zeit der Enthaltsamkeit soll das Leben noch einmal in vollen Zügen gefeiert werden. Seit dem 6. Jahrhundert wird jener Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern als Aschermittwoch bezeichnet. An diesem Tag endet traditionell der Fasching und dem christlichen Glauben zufolge beginnt danach die 40-tägige Fastenzeit.
Gesunde Menschen zwischen 14 und 60 Jahren sollen sich demnach bis zum Ostersonntag auf eine Mahlzeit pro Tag beschränken. Die sechs Sonntage sind vom Fasten ausgenommen, hier kann geschlemmt werden.
Warum überhaupt gefastet wird
Mit fortschreitender Zeit wurden die strengen Regeln der Enthaltsamkeit allerdings aufgeweicht. Schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts wird nur noch auf Fleisch verzichtet. Neben der Enthaltsamkeit sollte zudem auf Alkohol, Tabak, Süßigkeiten oder andere Genüsse oder Verlockungen, wie etwa auch das Fernsehen, verzichtet werden. Heutzutage ruft die katholische Kirche die Gläubigen zum strengen Verzicht nur mehr am Aschermittwoch und Karfreitag auf. Dadurch soll sich der oder die Gläubige durch bewusste Enthaltsamkeit neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen.
Mittlerweile leben wir in einer Zeit, in der Kirche und Religion für viele Menschen gar keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Und dennoch gibt es auch hier Formen des Verzichts, es wird mit Diät einfach nur anders genannt. Eigene Bücher und Zeitschriften, Youtube-Kanäle und Co sprechen Bände.
Kann Fasten gefährlich werden?
Bei einer klassischen Diät werden bei den einzelnen Mahlzeiten weniger Kalorien aufgenommen. Anders ist es hingegen beim zeitweisen Fasten: Hier wird seltener und damit insgesamt weniger gegessen.
Der Stoffwechsel des menschlichen Körpers stellt sich innerhalb der ersten drei Tage um und lebt dann von seinen Fettreserven, die sukzessive abgebaut werden. Unangenehme Begleiterscheinungen können Kopfschmerzen, niedriger Blutdruck, Stimmungsschwankungen, Hautreaktionen und Schlafstörungen sein. Danach erleben viele fastende Menschen während der sogenannten Fasteneuphorie ein Stimmungshoch, weil verschiedenste Botenstoffe und Hormone ausgeschüttet werden.
Weil dieser Fastenprozess eine nicht unerhebliche Belastung für den Stoffwechsel darstellt, sollte das Vorhaben in Absprache mit einer Medizinerin bzw. einem Mediziner erfolgen. Gar nicht fasten dürfen Menschen mit schweren Herz- und Nierenerkrankungen, Krebserkrankungen, Gicht oder Gallenproblemen, genauso wie Schwangere und Stillende.
Fasten: Beliebte Methoden im Überblick
Beim Intervallfasten müssen Fastende nur zu bestimmten Zeiten auf Nahrung verzichten. Neben der 5:2-Diät (Fünf Tage pro Woche normal essen und weniger an zwei "Fastentagen") ist die bekannteste wohl die 16:8-Methode: Eine der drei üblichen Mahlzeiten am Tag fällt aus, 16 Stunden wird auf Nahrung verzichtet. Außerhalb des achtstündigen Zeitfensters für alle Speisen sind lediglich Wasser, Tee oder schwarzer Kaffee erlaubt.
Drei Mahlzeiten am Tag werden beim sogenannten Basenfasten eingenommen – diese bestehen aus Lebensmitteln, bei deren Verdauung mehr Basen als Säuren gebildet werden. Dazu zählen Obst, Gemüse, Sprossen und Kräuter. Verzichtet wird hingegen auf tierische Produkte, Getreide und Zucker.
Beim Heilfasten nach Buchinger ist nur der Verzehr von Gemüsebrühe und verdünnten Säften erlaubt. Die optimale Fastendauer beträgt zwei bis vier Wochen. Traditionell endet die Zeit des Verzichts mit dem Fastenbrechen aus einem reifen Apfel und einer Kartoffelsuppe.
Pro Tag ein Liter eiweißreiche Molke wird beim Molkefasten getrunken – aufgeteilt auf fünf Portionen. Dazu gibt es Obst- und Sauerkrautsaft sowie natriumarmes Wasser. Weil euer Körper durch diese Fastenkur rasch in den Hungerstoffwechsel fährt, solltet ihr Molkefasten nicht länger als eine Woche durchführen.
Bei einer Low Carb-Diät wird der tägliche Kohlenhydratanteil auf bis zu 30 Prozent gesenkt. Dadurch sollen die Fettdepots reduziert werden. Deshalb kommen hier eiweißhaltige Lebensmittel auf den Tisch, wie Eier, Fisch, Meeresfrüchte und Geflügel. Aber auch Käse, Topfen und Sojaprodukte gehören dazu, wie Obst, Gemüse und Nüsse.
Beim Suppenfasten wird – wie der Name schon sagt – feste Nahrung vermieden. Erlaubt ist nur Flüssiges. Im Gegensatz zu den anderen Methoden gilt sie als einfach durchzuhalten, weil nicht unbedingt auf Kohlenhydrate verzichtet werden muss und der Bauch durch warme Suppe gewärmt wird.
Fasten in anderen Religionen
Das Fasten ist freilich nicht nur dem christlichen Glauben vorbehalten. Weltweit gilt es bei Religionen als Zeremonie, die zu Erleuchtung und Reinheit führen soll. Im Islam verzichten Gläubige im Ramadan für 29 oder 30 Tage auf alle Genüsse – auch auf Geschlechtsverkehr. Erst nach dem Sonnenuntergang sind Essen und Trinken erlaubt. Das Ganze endet mit einem großen Fest beim dreitägigen Fastenbrechen.
Ebenso gefastet wird im Hinduismus: An Vollmond- und Neumondtagen nehmen viele Gläubige keine Nahrung zu sich. Buddhistische Mönche und Nonnen verzichten zudem jeden Tag nach 12 Uhr mittags auf jegliche Nahrung. Darüber hinaus gibt es monatliche Fastentage. Jüdinnen und Juden verzichten zu Jom Kippur auf jeglichen Genuss. Gläubige waschen sich nicht und gehen nicht zur Arbeit. Vier mehrwöchige Fastenzeiten gibt es derweil im orthodoxen Kirchenjahr. Außerdem gefastet wird an jedem Mittwoch und Freitag – tierische Produkte sind für Gläubige verboten.
Verzicht als Form der Selbstoptimierung
Fasten bedeutet beileibe nicht nur, dass auf Nahrung und Getränke verzichtet wird – das Stichwort unserer Zeit heißt Selbstoptimierung. Ob Gesundheit, Schlaf oder Freizeit – es dürfte keinen Lebensbereich mehr geben, der nicht mit Verbesserungsvorschlägen überflutet wird. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, sinnvoll gewisse tägliche Dinge des Lebens zumindest vorübergehend einzuschränken.
Digital Detox: Weniger aufs Handy schauen
Durch Smartphones und Tablets sind wir jederzeit und überall erreichbar – und haben dadurch Zugang auf allerlei Informationen und weltweite Nachrichten. Dadurch entsteht rasch das Gefühl, dass die Zeit wie im Flug vergehen würde. Der erste Griff zum Handy erfolgt meist schon direkt nach dem Aufwachen. Und danach begleitet uns das mobile Gerät den ganzen Tag über. Durchschnittlich schauen wir alle elf Minuten aufs Smartphone. Digital Detox – also digitale Entgiftung – heißt die vermeintliche Antwort auf den digitalen Stress.
Viele hegen sicherlich den Wunsch, weniger Zeit am Handy zu verbringen. Aber die Umsetzung gestaltet sich dann schon wieder schwieriger. Mit diesen fünf Tipps gelingt es euch vielleicht besser, das Smartphone einfach mal liegen zu lassen.
- Kostenlose Android-Apps oder iPhones zeigen euch die tägliche und wöchentliche Bildschirmzeit an. Dadurch ist die Kontrolle einer Smartphone-Reduzierung leicht möglich, zumal auch Benachrichtigungen bei einer gewissen Nutzungsdauer genauso wie bestimmte App zeitweise deaktiviert werden können.
- Schwarz-Weiß-Modus aktivieren: Grautöne machen die Nutzung des Smartphone umgehend unattraktiver.
- Push-Nachrichten deaktivieren
- Armbanduhr statt Smartphone: Viele schauen nur kurz aufs Smartphone, um die Uhrzeit zu checken, bleiben dann aber vor dem kleinen Bildschirm hängen. Abhilfe kann eine Armbanduhr schaffen.
- Fixe Uhrzeiten für die Smartphone-Nutzung festlegen
Fünf Tipps, um weniger zu shoppen
Überhand nehmen kann natürlich auch das Einkaufen oder Online-Shopping. Viele erleben das nicht nur als Belohnung, sondern auch als soziales Erlebnis. Das Überangebot und günstige Mode können die Kleiderkasten allerdings rasch zum Zerbersten bringen – von der Belastung des Geldbeutels mal ganz abgesehen. Mit diesen fünf Hilfestellen könnt ihr euer Konsumverhalten möglicherweise etwas im Zaum halten.
- Statt neuer Kleidung am Ende der Arbeitswoche könnt ihr euch ja anderweitig belohnen, etwa mit gutem Essen oder einem Besuch im Kino oder Theater.
- Bevor neues Gewand gekauft wird, lohnt sich doch der Blick in den eigenen Kleiderkasten: Mit Sicherheit findet ihr Kleidungsstücke, die ihr längst vergessen habt.
- Wenn ihr beim Ausmisten Kleidungsstücke findet, die nicht mehr zu euch passen, könnt ihr diese bei Kleidertauschbörsen eintauschen.
- Nur mal kurz über die Einkaufsstraße flanieren oder für einen kurzen Abstecher in einen Shopping-Tempel schauen: Das spielt sich nicht mehr, ansonsten könnte ja die Versuchung zu groß werden, selbst zuzuschlagen. Stattdessen könnt ihr durch Parks oder an der Salzach entlang spazieren.
- Habt ihr schon mal einen Second Hand-Laden ausprobiert? Hier findet ihr allerlei Gewand, das zwar nicht mehr erste Wahl ist, aber definitiv nicht in den Müll gehört. Obendrein spart ihr Geld und schont die Umwelt.
Das Auto einfach mal stehen lassen
Eine weitere Form des Verzichts ist – sofern es die eigene Lebensrealität zulässt – das Autofasten. Ein Drittel der Salzburger Bevölkerung ab 16 Jahren sitzt täglich hinter dem Auto-Lenkrad, ein weiteres Viertel mehrmals die Woche und ein weiteres Zehntel mehrmals im Monat, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin. Fast 20 Prozent sitzen hingegen nie am Steuer eines motorisierten Gefährts
Im Schnitt legt ein Salzburger Auto-Haushalt 43 Kilometer pro Tag zurück, das sind in der gesamten Fastenzeit etwas mehr als 1.700 Kilometer, wofür durchschnittlich rund 110 Liter Sprit benötigt werden. Mit der Teilnahme an der Aktion "Autofasten" der katholischen und evangelischen Kirche können die Spritkosten reduziert und klimaschädliches CO2 vermieden werden. Jede zehnte Autofahrt im Land Salzburg sei laut VCÖ in fußläufiger Distanz, vier von zehn Autofahrten seien kürzer als fünf Kilometer.
Ob nun Fasten im klassischen Sinne, zur Selbstoptimierung oder um dem Kopf mal eine Verschnaufpause zu geben: Die Möglichkeiten zur Enthaltsamkeit sind extrem vielfältig. Wichtig ist nur, dass die Form des gewählten Verzichts vereinbar mit eurem Leben ist.
(Quelle: salzburg24)