Nach "reibungsloser" Testphase

Salzburgs Urlaubsgäste bekommen ab 1. Mai automatisch Öffi-Ticket

Im Bundesland Salzburg bekommen alle Übernachtungsgäste ab 1. Mai 2025 ein Öffi-Ticket für die Dauer ihres Aufenthalts.
Veröffentlicht: 24. April 2025 12:02 Uhr
Für Urlaubsgäste werden Salzburgs Öffis ab 1. Mai gratis – quasi. Denn gleichzeitig führt das Land eine Mobilitätsabgabe ein, die zusätzlich zur Ortstaxe fällig wird. In drei Salzburger Gemeinden wurde das System im Vorfeld getestet. "Reibungslos", wie der SVV betont. Die Wirtschaftskammer hat allerdings Bedenken. Der Arbeitsaufwand sei groß. Man rechnet mit Widerstand in der Tourismusbranche.

Urlaubsgäste, die in Salzburg übernachten, müssen ab 1. Mai doppelt zahlen: Zusätzlich zur Ortstaxe wird ab diesem Zeitpunkt auch eine Mobilitätsabgabe eingehoben. Dafür erhalten sie für die Dauer ihres Aufenthaltes ein Öffi-Ticket für das ganze Bundesland. In den Tourismusregionen Fuschl (Flachgau), Wagrain und Kleinarl (beide Pongau) wurde das System bereits getestet. Das Echo sei sowohl bei Gästen als auch bei Gastgeber:innen "durchwegs positiv" gewesen, betont der Salzburger Verkehrsverbund (SVV) in einer Aussendung am Donnerstag. Profitieren sollen nicht nur die Gäste, sondern auch die Einheimischen: Durch eine Verringerung des Autoverkehrs, mehr Geld für den Öffi-Ausbau und einer Steigerung der regionalen Wertschöpfung.

"Reibungslose" Testphase für Öffi-Gäste-Ticket

Die Pilotphase sei "reibungslos" verlaufen, meint SVV-Geschäftsführer Johannes Gfrerer. In den ersten Wochen seien knapp 6.000 Tickets ausgegeben worden. Die Fahrkartenkontrolle in den Öffis durch Scannen habe ohne Probleme geklappt. Auch Christopher Langegger, Geschäftsführer der Fuschlseeregion, blickt positiv auf die Testzeit zurück: Sowohl Hoteliers als auch Gäste seien zufrieden gewesen, "auch wenn es anfänglich da und dort Bedenken bei einzelnen Gastgebern gab".

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Gleichzeitig läuft aktuell eine Mobilitätsstudie im Bundesland Salzburg, die das Reiseverhalten der Gäste analysiert. Demnach entstehen rund drei Viertel aller Tourismus-Emissionen durch An- und Abreisen, fasst Gfrerer zusammen. Nun wolle man untersuchen, wie Urlaubsgäste nach Salzburg kommen, wie sie sich während ihres Aufenthalts bewegen und welche Verkehrsmittel sie nutzen. Die Erkenntnisse sollen dann in die Weiterentwicklung der Angebote fließen.

Auch für das Klima soll das Öffi-Gäste-Ticket ein Gewinn sein: Rund 16.700 Tonnen CO2, etwa 61.182 Kilo Stickstoffoxide und fast 903 Kilo Feinstaub pro Jahr würden voraussichtlich eingespart, erklärt der SVV. Das entspreche der jährlichen CO2-Bindung von rund 1,3 Mio. Bäumen oder der Einsparung von Emissionen, die durch mehr als 110 Millionen Autokilometer entstehen würden.

Salzburger Mobilitätsabgabe wird stufenweise eingeführt

Die neue Mobilitätsabgabe kommt nicht überraschend – sie wurde bereits im Mai vergangenen Jahres angekündigt. Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) versicherte damals: Die Abgabe wird die Mehrkosten für das Öffi-Ticket zur Gänze abdecken. Es bleibe sogar Geld übrig, das zweckgebunden für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs verwendet werden soll. Davon würden dann auch die Einheimischen profitieren, war man sich sicher. Zudem wolle man Touristinnen und Touristen damit zum Nutzen der Öffis bewegen und so den Verkehr entlasten, der gerade zu Ferienzeiten häufig überlastet ist.

Eingeführt werden soll die Mobilitätsabgabe stufenweise, wie im vergangenen Jahr mitgeteilt wurde: In der ersten Phase bis 30. April 2027 beträgt sie 0,50 Euro pro Nächtigung, ab dem 1. Mai 2027 steigt sie auf 1,10 Euro pro Nacht. Ab dem Jahr 2027 sollen zudem 50 Prozent der Einnahmen aus der Wintersaison direkt an die Tourismusverbände fließen, um die touristische Mobilität vor Ort, wie beispielsweise Skibusse, zu finanzieren.

Wirtschaftskammer mit Kritik an Gäste-Öffi-Ticket

Die Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) äußerte sich bereits im Vorfeld kritisch gegenüber der Mobilitätsabgabe. Sie befürchtet eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Tourismusbetriebe, die Maßnahme sei "unausgegoren". Die Einführung wurde dennoch im Juli 2024 einstimmig im Salzburger Landtag beschlossen.

Auch eine Woche vor der landesweiten Einführung des Gäste-Öffi-Tickets steht die WKS dem Projekt ablehnend gegenüber: Die Salzburger Beherbergungsbetriebe hätten sich in einer Umfrage mehrheitlich gegen die Maßnahme ausgesprochen. Die Einführung des Öffi-Tickets ohne Einbindung der Tourismusverbände sei außerdem "ein klarer Tabubruch in der bisher gepflogenen Tourismuspolitik des Landes", so Albert Ebner, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, in einer Aussendung. Er rechnet mit Widerstand in der Branche. Zudem sei der Aufwand für die Betriebe enorm, da sie nicht nur Tickets ausstellen, sondern auch mit Fragen zu Fahrzeiten und Anschlüssen konfrontiert würden. Und: Es sei schwer zu argumentieren, dass Gäste um 50 Cent pro Tag den öffentlichen Verkehr nutzen können, während Einheimische mehr als das Doppelte bezahlen.

(Quelle: salzburg24)

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