"Frei fließende Flüsse"-Studie

Saalach hat größtes Renaturierungspotenzial in Salzburg

Die Mündung der Saalach mit der Salzach in Salzburg-Liefering.
Veröffentlicht: 29. Oktober 2024 08:37 Uhr
Wenige Flüsse in Österreich sind noch in ihrem natürlichen Zustand. Einer neuen Studie zufolge gibt es im Land Salzburg ein hohes Renaturierungspotenzial für 68 Flusskilometer. Vor allem entlang der Saalach könnten Uferbefestigungen zurückgebaut werden.

"Frei fließende Flüsse" nennt sich eine neue Studie vom technischen Büro blattfisch e.U. für den WWF. Wenn auch nur zwölf Prozent (ca. 1.500 Kilometer) von den rund 12.000 Kilometern untersuchten österreichischen Fließgewässern dieser Definition genügen, weisen demnach zumindest weitere neun Prozent (ca. 1.000 Kilometer) ein hohes Renaturierungspotenzial auf. Ökologisch intakte Flüsse speichern Wasser, federn Hochwasser ab und beugen Dürreperioden vor, schrieb die NGO.

Natürliche Lebensräume zerstört

Der WWF forderte daher einen Schwerpunkt auf Flüsse bei der nationalen Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung. Dafür brauche es einen österreichweit abgestimmten, fachlich fundierten Wiederherstellungsplan samt Finanzierung. In der Vergangenheit seien natürliche Lebensräume durch Wasserkraftwerke, Wehranlagen und Sohlschwellen, aber auch durch Uferverbauungen zerschnitten und massiv verändert worden oder seien sogar komplett verloren gegangen - mit dramatischen Folgen für die Natur und insbesondere die Artenvielfalt, warnte der WWF.

Renaturierungspotenzial Flüsse WWF Österreich
Überblick zum Renaturierungspotenzial der Flüsse in Österreich.

"Fehlen geeignete Strukturen, verschwinden auch die Arten im und am Fluss. So sind zum Beispiel 60 Prozent der heimischen Fischarten als gefährdet eingestuft, nur noch 14 Prozent der österreichischen Flüsse sind in ihrem natürlichen Zustand." Grundsätzlich gelte: Je weniger Bauwerke einen Flussabschnitt einengen, desto höher ist dessen Renaturierungspotenzial. Beispiele für solche Flüsse seien Strecken, die durch Rückbau eines obsoleten Querbauwerks oder der Entfernung einer Uferbefestigung wieder zu einer frei fließenden Flussstrecke werden können. Untersucht wurden alle österreichischen Flüsse mit einem Einzugsgebiet von mehr als 100 Quadratkilometern.

Flüsse in ganz Österreich

Flussabschnitte mit hohem Potenzial finden sich in jedem Bundesland. Beispiele sind die Aschach in Oberösterreich, die Isel in Osttirol oder die untere Mur in der Südsteiermark. "An Strecken mit hohem Potenzial würde in vielen Fällen eine bauliche Maßnahme reichen, um sie wieder frei fließen zu lassen", sagte Studienautor Gabriel Kirchmair vom technischen Büro blattfisch e.U. "Das zeigen erfolgreiche Renaturierungen, wie zum Beispiel jene an der oberösterreichischen Maltsch." An anderen Abschnitten könnten Uferbausteine entfernt oder Seitenarme wieder angebunden werden.

Studie ortet Potenzial entlang Saalch

Insgesamt 68 Flusskilometer mit hohem Renaturierungspotenzial gebe es laut der Studie im Bundesland Salzburg. Ein vielversprechender Abschnitt sei die fast durchgehend regulierte Saalach. Die in Summe mehr als 100 Kilometer lange Saalach entspringt in den Kitzbüheler Alpen in Tirol, fließt durch das Glemmtal, wechselt nach rund 80 Kilometern nach Bayern und kommt wieder zurück, um in die Salzach zu fließen. Sie ist beinahe durchgängig reguliert, weist aber noch eine längere Flussstrecke auf, die ihren typischen und natürlichen Charakter bewahrt hat: die letzten Kilometer vor dem Grenzübertritt nach Bayern.

Auf dem rund 22 Kilometer langen Abschnitt zwischen Saalfelden (Pinzgau) und der Staatsgrenze könnten durch den stellenweisen Rückbau von Uferbefestigungen viele Flusskilometer wieder frei fließend gemacht werden.

Das Projekt bringe mehr Hochwassersicherheit, Lebensräume für Tiere und Pflanzen und wichtige Erholungsräume.

(Quelle: apa)

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