WWF-Barometer

Salzburg verstößt mit Abschussverordnungen gegen EU-Recht

Veröffentlicht: 28. Mai 2024 08:52 Uhr
Der Artenschutz in Österreich ist überwiegend mangelhaft, wie eine Untersuchung des WWF zeigt. Mit den geltenden Abschussverordnungen für Biber, Fischotter und Co verstoße Salzburg zudem gegen geltendes EU-Recht.

In Österreich wird weiterhin zu wenig für den Artenschutz getan, wie das mittlerweile dritte Bundesländerbarometer zum Schutz und Management der Arten Biber, Fischotter, Seeadler, Luchs und Wolf der Naturschutzorganisation WWF zeigt. Demnach fallen 31 der insgesamt 35 Bewertungen in die Kategorien „mangelhaft“ oder „teilweise Umsetzung“. Gut eingestuft wurde nur der Einsatz für den Seeadler.

Bis zu 5.000 bislang geschützte Vögel auf Abschussliste

In Salzburg kritisiert die Tierschutzorganisation allen voran die geltenden Abschussverordnungen. Erst kürzlich wurden durch eine neue Verordnung fünf Vogelarten zum Abschuss freigegeben. Bisher waren diese Arten durch geltendes EU-Recht geschützt. Die Neuerung erlaubt die Tötung von jährlich bis zu 3.625 Rabenkrähen, 1.185 Eichelhähern, 560 Elstern, 114 Kormoranen und 97 Graureihern.

Diese Vögel stehen in Salzburg künftig auf der Abschussliste

Rabenkrähen, Eichelhäher, Elstern, Graureiher und Kormorane: Diese Vogelarten sind in Salzburg künftig zum Abschuss freigegeben. So sollen Schäden an Landwirtschaft und Fischerei reduziert werden. …

Zudem soll der Schutzstatus von Wölfen gesenkt werden: Künftig sollen keine Risse mehr notwendig sein, um die Bejagung der Raubtiere zu erlauben, sofern diese von einem Experten oder einer Expertin als „Risikotier“ kategorisiert wurden.

Abschussverordnung in Salzburg verstößt gegen EU-Recht

„Die fünf untersuchten Arten erfüllen Schlüsselfunktionen in unseren Ökosystemen und stehen daher beispielhaft für den Umgang mit unserer Natur. Wenigen Fortschritten stehen zahlreiche Defizite gegenüber, die insgesamt ein schlechtes Zeugnis ergeben“, sagt WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler. Besonders kritisch sind Verordnungen, die die Tötung streng geschützter Arten und schwerwiegende Eingriffe in ihre Lebensräume ermöglichen. „Damit verstoßen Länder wie Kärnten oder Salzburg nicht nur gegen EU-Recht, sondern bieten der Bevölkerung auch keine langfristigen Lösungen bei lokalen Konfliktsituationen“, sagt Pichler.

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Der WWF fordert daher die Einhaltung europäischen Naturschutzrechts und die Umsetzung eines wirksamen Maßnahmenpakets für ein besseres Artenschutz-Management. „Besonders wichtig ist ein bundesweit einheitliches und abgestimmtes Monitoring, denn aktuell fehlen oft österreichweit vergleichbare Daten“, erklärte Pichler. Auch die Managementpläne und Artenschutzprogramme sowie die Präventions- und Kompensationsmaßnahmen müssten bundesweit einheitlichen Vorgaben folgen und an Best-Practice-Beispielen ausgerichtet werden. „Darüber hinaus muss Österreich endlich Betroffene besser einbinden und die Beteiligungsrechte von Umweltschutzorganisationen umsetzen. Beides ist laut Aarhus-Konvention völkerrechtlich bindend, passiert hierzulande aber kaum.“

Nur Seeadler in Österreich ausreichend geschützt

Betrachtet man das Ergebnis der Gesamtbewertung für die einzelnen Arten, schneidet allein das Management des Seeadlers in den Bundesländern gut ab. Der WWF betonte jedoch, dass auch hier nicht alle relevanten Teilkategorien vollständig umgesetzt wurden. Mittlerweile weise keines der Bundesländer in der Gesamtbewertung der Arten ein schlechtes Management auf, was eine grundsätzlich positive Veränderung zum vorigen Barometer darstelle, so die Naturschutzorganisation. Dies liegt unter anderem an durchgeführten Bestandserhebungen, verbesserten Präventionsmaßnahmen oder einer vermehrten Informationsbereitstellung.

Einige Bundesländer verbleiben allerdings in der gleichen Bewertungseinstufung, so beispielsweise Kärnten, dessen Management für alle bewerteten Arten wie bereits im vorigen Bericht als mangelhaft eingestuft wurde. Auch das Management im Burgenland zeigt seit der vergangenen Erhebung keine deutlichen Änderungen, die eine verbesserte Einstufung nach sich gezogen hätten und entspricht somit außer beim Seeadler weiterhin nur teilweise den Anforderungen, kritisierte der WWF.

Fischotter-Management in Salzburg verschlechtert

Kärnten hat weder für den Biber, noch für Luchs, Wolf oder Fischotter einen Managementplan. In der Gesamtbewertung zeigen sich im Vergleich zum vorangegangenen Bericht einzelne Verbesserungen – beispielsweise für den Fischotter in vier Bundesländern (Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Wien), beim Biber in zwei (Niederösterreich und Wien) und beim Luchs in einem (Steiermark) der Bundesländer. Verschlechterungen seit der letzten Erhebung sind beim Management des Fischotters in Salzburg zu vermerken.

(Quelle: apa)

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