Chinesische Online-Shops wie Temu oder Shein erfreuen sich hierzulande immer größerer Beliebtheit: Schon drei von zehn Salzburger:innen haben im Jahr 2023 bei den ausländischen Handelsriesen bestellt. Dabei wird immer wieder Kritik an deren Geschäftspraktiken und der Qualität der Produkte laut.
Das hat die EU-Kommission nun dazu veranlasst, Maßnahmen zur besseren Kontrolle von Importen aus Drittländern ins Gespräch zu bringen. Geplant ist etwa eine zusätzliche Gebühr für die Shops, um den Mehraufwand durch die Paketflut in den Zollämtern abzufedern. Die Kommission schlägt nun vor, eine Bearbeitungsgebühr auf online bestellte Artikel aufzuschlagen, die direkt an Verbraucher geliefert werden. Das solle vor allem die chinesischen Billig-Händler betreffen.
„Wir werden überschwemmt mit Billig-Produkten“
„Die Konkurrenz für den heimischen Handel durch Shops wie Temu, Shein und Co ist enorm. Von Chancengleichheit ist man bei solchen Praktiken weit entfernt“, erklärt Johann Höflmaier, Landesgeschäftsführer der Sparte Handel Salzburger Wirtschaftskammer (WKS) auf SALZBURG24-Anfrage am Mittwoch. „Wir werden richtiggehend überschwemmt mit diesen Billig-Produkten.“
Vor allem der Preisdruck ist durch die Billig-Waren aus dem Ausland spürbar. „Man muss sich aber als Konsument schon fragen, wie solche niedrigen Preise zustande kommen können. Es ist klar, dass da in der Lieferkette irgendwer draufzahlt.“ Obwohl die Preispolitik der Händler und die Qualität der Produkte keinesfalls unumstritten ist, würden laut Höflmaier viele Konsument:innen „kaufen ohne nachzudenken“.
Kritik an Temu wegen zahlreichen Gesetzesverstößen
Erst kürzlich hat die EU etwa ein Verfahren gegen Temu eingeleitet, da der Händler gegen das Gesetz für digitale Dienste sowie Verbraucher- und Umweltrechte verstoßen haben soll. Sogar zum Teil als lebensgefährlich wurden außerdem Spielzeuge von Temu, Wish und Shein in einem Test der Arbeiterkammer Oberösterreich bewertet. 13 Spielzeuge für Kinder unter drei Jahren wurden dabei unter die Lupe genommen. Hohe Risiken durch verschluckbare Kleinteile, überschrittene Grenzwerte für Flammschutzmittel sowie Erstickungs- und Vergiftungsgefahr wurden dabei im Großteil der Produkte festgestellt.
Der Spartengeschäftsführer kritisiert auch, dass auf politischer Ebene bislang dazu viel zu wenig passiert sei. „Entsprechende Richtlinien gehören meiner Meinung nach sofort umgesetzt. Auch, was die Entsorgungsregelungen betrifft.“ Gemeint sind damit die ARA- und ERA-Beiträge für Verpackungen und Batterien – diese haben österreichische Händler zu entrichten. „Den Händlern aus China bleibt das erspart, das heißt, die heimischen Unternehmer finanzieren die Entsorgung vieler Tonnen Verpackung aus dem Ausland mit.“
Höflmaier fordert daher dringende Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. „Es muss sichergestellt werden, dass der Wettbewerb mit ausländischen Anbietern fair aufgestellt ist. Nur so kann der heimische Handel dauerhaft konkurrenzfähig bleiben.“
(Quelle: salzburg24)