Lama, Auer und Roskelley

Salzburger Bergretter über das Lawinen-Drama

Veröffentlicht: 23. April 2019 11:41 Uhr
Das Lawinenunglück in Kanada, bei dem vergangene Woche die beiden Tiroler Extrembergsteiger David Lama und Hansjörg Auer sowie der US-Amerikaner Jess Roskelley ums Leben kamen, schockte nicht nur die Alpinszene. Im Gespräch mit SALZBURG24 gibt Klaus Wagenbichler, internationaler Lawinenexperte bei der Bergrettung Salzburg, einen Einblick in die Herausforderungen bei der Tour.

Die drei Bergsteiger machten sich vergangene Woche auf den Weg, den 3.290 Meter hohen Howse Peak in der Waputik-Kette in Kanada zu besteigen. Ein Gipfel, der seit seiner Erstbesteigung im Jahr 1902 nicht mehr erklommen wurde. Gegenüber SALZBURG24 weist Klaus Wagenbichler darauf hin, dass sich die kanadischen Rocky Mountains bezüglich Wetter- und Niederschlagsbedingungen stark von den europäischen Alpen unterscheiden.

Wagenbichler: "Kaum Spielraum für Fehler"

"Gerade bei einer solchen Tour ist das Risiko natürlich sehr hoch. Hier hat man kaum einen Spielraum für Fehler. Die Drei waren aber mit Sicherheit keine Bergsteiger, die hier leichtsinnig einen Gipfel besteigen. Sie haben schon früher Weitblick bewiesen, indem sie Touren abbrachen, weil die Bedingungen zu kritisch waren", so Wagenbichler. Je länger allerdings die Tour dauert, desto höher das Risiko: "Wenn man nun längere Zeit in einer solchen Felswand ausharren muss und einige Tage lang der falsche Wind und starker Niederschlag herrschen, dann wird es ganz schwierig zu beurteilen, ob eine Lawine wahrscheinlich ist oder nicht."

Situation schwer einzuschätzen

Der Zeitfaktor war möglicherweise auch der Grund dafür, warum die drei Extrembergsteiger keine Markierungsausrüstung bei sich hatten, mutmaßt Wagenbichler: "Die Drei waren in Topform, denen ging es um Schnelligkeit. Dabei darf man natürlich auch nicht zu viel Material mitnehmen." Laut dem Bergretter ist es aber ganz schwierig, die Situation aus der Ferne entsprechend einzuschätzen und zu beurteilen. Wie am Dienstag bekannt wurde, dürfte die Lawine die Ausnahmesportler beim Abseilen vom Howse Peak überrascht haben. 

Schwierige Such- und Rettungsaktion

Schwierig gestaltet sich auch eine Such- oder Rettungsaktion in diesem Gebiet. In den weitläufigen Rocky Mountains Kanadas ist nicht jeder Platz in 15 Minuten mit einem Hubschrauber zu erreichen, wie das in Österreich der Fall ist. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte mitunter schlechtes Wetter, was die Hubschrauberflüge beeinflusste. Nach dem Fund der Kletterausrüstung gingen die Behörden vom Tod der Bergsportler aus.

"Wenn die Bergsteiger von einer Lawine über mehrere hundert Meter über steiles und felsiges Gelände mitgerissen werden, dann sind hier die Verletzungsgefahren so hoch, dass die Überlebenschance gleich Null ist", gibt Wagenbichler an.

Lama, Auer und Roskelley: Tod beschäftigt Alpinszene

Das Lawinenunglück in Kanada beschäftigt auch die Alpinszene in Österreich. Laut Wagenbichler führt es einem vor Auge, wie gefährlich Touren in die Berge sein können. "Wenn man solche Touren geht, und das war sicherlich eine der ganz schwierigen, geht man natürlich ein hohes Risiko ein. In den Bergen kommen aber immer wieder Menschen ums Leben, auch welche, die kein solches Risiko eingehen." Auswirkungen auf den Alpinsport in Österreich erwartet er allerdings nicht und verweist zugleich auf die niedrige Zahl an Bergtoten im Extrembereich.

Bergrettung in Salzburg immer häufiger gefordert

Die Bergrettung verzeichnete im Jahr 2018 insgesamt 36 Tote und 1.277 Verletzte im Bundesland Salzburg. Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich dabei nicht im Winter, sondern in den Sommermonaten. Mit 694 Einsätzen im Jahr 2018 hatte die Bergrettung Salzburg so viele Einsätze wie noch nie zuvor. 

(Quelle: salzburg24)

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