Ärger und Appelle

Salzburger SPÖ reagiert auf Wahl-Chaos

Veröffentlicht: 06. Juni 2023 17:45 Uhr
Fassungslosigkeit über den Dilettantismus bei der SPÖ-Vorsitzendenwahl hat am Dienstag die Wortmeldungen aus den Ländern dominiert. In Salzburg möchte David Egger nun "rasch zur inhaltlichen Arbeit übergehen", der Salzburger Vizebürgermeister Bernhard Auinger wiederum zeigt sich verärgert.
SALZBURG24 (mem)

Der Salzburger SPÖ-Chef David Egger möchte nach dem Wahl-Chaos rasch zur inhaltlichen Arbeit übergehen: "Und vor allem müssen wir uns überlegen, wie wir in den direkten Kontakt mit den Menschen treten und unsere Politik verständlich und auch nachvollziehbar machen. Ich dränge daher sehr darauf, keine Zeit mehr vergehen zu lassen", so Egger.

Auinger: Wozu müht man sich tagtäglich ab?

"Zusammenräumen und neu aufbauen", lautet der Rat des Salzburger Arbeiterkammer-Präsidenten Peter Eder. Verärgert zeigte sich Bernhard Auinger, roter Vizebürgermeister in der Landeshauptstadt: Wozu mühe man sich tagtäglich als SPÖ-Politiker ab, wenn dann so etwas passiere?

Andreas Babler will SPÖ Stolz und Würde zurückgeben

Andreas Babler ist neuer SPÖ-Chef. Die notariell begleitete Nachzählung bestätigte am Dienstag das bereits am Montag präsentierte Ergebnis. In einem ersten Statement kündigte der neue SPÖ-…

Weitere Reaktionen aus den Ländern

Lang - er hatte am Montag zunächst noch kein Kommentar abgeben wollen - rief am Dienstag in einer Aussendung zu Zusammenhalt und Geschlossenheit auf. "Endlich wieder Wahlen zu gewinnen" müsse das Ziel sein. Besonders leid tue es ihm für die unzähligen ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionäre. "Ich verstehe auch die Enttäuschung zahlreicher Mitglieder, denn egal welchen Kandidaten man unterstützt hat - diese Vorgänge schaden uns massiv." Einen weiteren Sonderparteitag hält er für nicht notwendig, er begrüße aber den Vorschlag von Babler, eine erneute Auszählung der Stimmen durchzuführen.

Die Sozialdemokratie sei eine stolze Partei, die in über 130 Jahren schon viele Turbulenzen und Krisen überstanden habe. "Daher werden und müssen wir, aus Verantwortung für unsere Bewegung, auch diese Situation meistern und unsere Partei wieder aufrichten." Die Verantwortung, wieder Wahlen zu gewinnen, trage nun Babler als der neue Bundesparteivorsitzende. "Ich und die steirische Landesorganisation werden ihn selbstverständlich dabei unterstützen", so Lang.

Yildrim "entsetzt über so viel Dilettantismus"

Die stellvertretende Tiroler SPÖ-Chefin und Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim zeigte sich am Dienstag gegenüber der APA "schlichtweg entsetzt über so viel Dilettantismus", der im Zuge der Vorsitzendenwahl geschehen sei. "Für was habe ich denn eine Leiterin der Wahlkommission?", fragte sie. Yildirim war auch "überrascht", dass die verantwortliche Michaela Grubesa am Montag offenbar "ohne die Mitglieder der Wahlkommission zu informieren so mir nichts, dir nichts, in die Parteizentrale reinmarschiert" sei und das Ergebnis überprüft habe. Es gelte nun aufzuklären, "warum die Wahlleiterin nicht die entsprechenden Vorkehrungen getroffen" habe, immerhin seien "rund 600 Stimmen wirklich überschaubar".

Einen erneuten Sonderparteitag zu einer allfälligen Bestätigung Bablers als Bundesparteivorsitzenden wollte Yildirim indes nicht fordern. Nun müsse man "Ruhe bewahren" und sich "einen Tag Zeit nehmen und statutenkonform noch einmal alles durchzählen". Wenn es am Ende "keine Ungereimtheiten" gebe, sehe sie "keine Veranlassung" für eine Wahlwiederholung. Am Mittwoch werde im Bundesparteivorstand jedenfalls "miteinander" besprochen, wie es weitergehen solle und man werde einen "gemeinsamen Fahrplan" für das weitere Vorgehen entwickeln.

Keine Notwendigkeit für Sonderparteitag

Ebenso keine Notwendigkeit für einen Sonderparteitag sieht Kärntens SPÖ-Landesgeschäftsführer Andreas Sucher - sofern das Ergebnis der heutigen Prüfung der Wahlkommission mit einem Notar die Abläufe und das Zustandekommen des Wahlergebnisses transparent darstellen könne und sonstige Fehler im Wahlprozedere ausgeschlossen werden können. Sollte das nicht der Fall sein, müssen die Gremien entscheiden, wie es weiter geht. Nationalratsabgeordneter Philip Kucher, Klagenfurter Stadtparteivorsitzender, hofft ebenso, dass nun "nachvollziehbar und transparent" dargestellt werden könne, was passiert sei. Davon werde abhängen, ob ein neuerlicher Parteitag nötig sei. "Es sind offensichtlich Fehler passiert. Das wird transparent dargestellt und Grundlage für alle weiteren Entscheidungen." Nach der neuerlichen Bestätigung durch die Wahlkommission gratulierte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser Babler via Twitter und meinte: "Das Ergebnis des SPÖ-Parteitages ist jetzt für mich zweifelsfrei und unter juristischer Aufsicht bestätigt."

In der Vorarlberger SPÖ hielt man sich mit Äußerungen zur Möglichkeit eines neuerlichen Parteitags am Dienstagvormittag weitgehend zurück. Landesvorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger sagte auf Anfrage der APA, die Frage sei derzeit kein Thema, die Gremien würden das weitere Vorgehen gemeinsam beschließen. Auch aus dem Büro des Bregenzer Bürgermeisters Michael Ritsch hieß es, dieser wolle sich vorerst nicht dazu äußern. Nationalratsabgeordneter Reinhold Einwallner sagte, ein weiterer Parteitag mache aus seiner Sicht vermutlich nicht viel Sinn, erst recht, wenn das Wahlergebnis nach neuerlicher Auszählung eindeutig und nachvollziehbar sei. Auch er berief sich aber darauf, dass die Gremien entscheiden werden.

Auch nach Ansicht von Franz Schnabl, scheidender SPNÖ-Vorsitzender und ASBÖ-Präsident, ist kein weiterer Sonderparteitag notwendig, wenn die nochmalige Auszählung "sauber, nachvollziehbar und überprüft" vonstatten geht, wie er am Dienstag auf APA-Anfrage sagte. Die vertauschten Ergebnisse bezeichnete Schnabl als "Desaster" und "peinlich" - man müsse sich dafür bei Mitgliedern, Funktionären und Wählern entschuldigen.

Schnabls designierter Nachfolger als Chef der SPÖ in Niederösterreich, Sven Hergovich, sagte am Dienstag, ob der Ereignisse "fassungslos" zu sein. "Das Bild der letzten Tage wird unserer stolzen Bewegung und unseren Werten nicht gerecht. Fehler können passieren, aber die Wahl ist das Allerheiligste der Demokratie und wir erwarten uns zu Recht, dass hier mit Umsicht und höchster Sorgfalt gearbeitet wird", betonte er in einem Statement. Babler wurde von Hergovich indes "volle Unterstützung" zugesichert.

Als "nicht entschuldbar" und "unprofessionell" bezeichnete Hannes Weninger, Klubobmann der SPÖ im NÖ Landtag, die Auszählungspanne. Ihm täten beide Kandidaten leid. Er hätte sich in Linz einen "Einigungs- und Aufbruchparteitag" gewünscht und "nicht, dass das Image der SPÖ ramponiert wird". Jetzt hoffe er, "dass Andi Babler neues Feuer entfacht", sagte Weninger zur APA. "Erschüttert" zeigte sich Hannes Bauer, Präsident des Pensionistenverbandes NÖ. Er hätte sich "nie vorstellen können, dass eine solche Panne passiert", erklärte der frühere Bundes-, Landes- und Gemeindepolitiker der SPÖ. Er erinnerte, dass er sich "für Andi Babler ausgesprochen" habe, den er für den einzigen halte, "der frischen Wind hereinbringt". Bablers Rede in Linz sei "Balsam für die Seele" gewesen, betonte Bauer.

Lindner sichert Babler Unterstützung zu

Oberösterreichs SPÖ-Chef und Doskozil-Anhänger Michael Lindner sagte nach dem nun "absolut unbestreitbaren Ergebnis" von Babler als Nummer eins, diesem seine "100-prozentige Unterstützung" zu. Er und seine Landespartei gratulierten ihm nochmals zur Wahl. Lindner warte jetzt auf die Teamaufstellung des neuen Bundesparteichefs. Um ein "neues Miteinander" zu begründen, müsse dieses Team "breit aufgestellt sein", meinte er. Er befürwortet Bablers Ankündigung, im Herbst einen vorgezogenen Parteitag abzuhalten. Da könnten dann auch die notwendigen Statutenänderungen verabschiedet werden, um die Mitgliederbestimmung in der Partei weiter auszubauen. So ist Lindner dafür, dass bei Koalitionsübereinkommen künftig eine Urabstimmung durchgeführt werden soll.

Das hingegen will sein Parteikollege, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger nicht. Die Stadtpartei hatte zwar 2020 erstmals ihren Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten für die Bürgermeisterwahl 2021 in einer Urabstimmung wählen lassen, dennoch sieht der Bürgermeister die Mitgliederaufwertung auch als "Gratwanderung", manchmal gewinne er den Eindruck, dass nur "eine heiße Kartoffel weiter gereicht" werde. Auch ist seine Freude über Babler an der Parteispitze hörbar verhalten, "auch wenn ich dazu stehe, dass derjenige mit den meisten Stimmen die Partei führt", meint der Doskozil-Unterstützer. Allerdings gebe es inhaltliche Unterscheide. Als Beispiel nennt er "Bablers Vermögenssteuer", die Verhandlungen mit der ÖVP über eine mögliche Koalition doch sehr erschweren würden. Auch wirtschaftlich habe er einen anderen Zugang. Luger bezeichnet sich als "liberal" und sei "nicht im Schwarz-Weiß-Denken gegenüber Konzernen" verhaftet. Für ihn gebe es nun inhaltlich viel zu diskutieren in der Partei, bis zum Parteitag im Herbst sollte eine Klärung erreicht werden, denn der nächste Wahlkampf stehe vor der Tür.

(Quelle: apa)

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