Waren die Erwartungen auf die Auswirkung des Online-Handels auf den regulären Handel eher skeptisch, ist nun zu beobachten, dass beides sehr gut nebeneinander bestehen und sogar weiterwachsen kann. In einigen Bereichen wie dem Verkauf von Kleidung und Textilien sind die Umsätze im Online-Handel sogar bis zum 15-fachen angestiegen.
Gleichzeitig kann aber auch der Trend beobachtet werden, dass immer mehr Händler sich örtlich niederlassen. Beide Modelle können somit nebeneinander her existieren und sich teilweise sogar stärken.
Online-Handel als Ergänzung zu regulärem Handel
Dabei fühlen sich vor allem kleinere und mittlere Unternehmen in der Pflicht ein zusätzliches Online-Portfolio anzubieten, um sich gegenüber größeren Ketten besser behaupten zu können. Der steigende Online-Markt ist daher nicht nur durch die Entstehung ständig neuer Geschäftskonzepte bedingt, sondern auch durch die Dopplung einiger Unternehmen, die nicht nur vor Ort, sondern auch online für ihre Kunden erreichbar sein wollen.
Gleichzeitig erweitert sich durch den Online-Handel das Einzugsgebiet potentieller Kunden. Während die Geschäfte hauptsächlich auf Kunden aus der Region angewiesen sind, ist der Online-Handel leicht auf das gesamte Land und über die Landesgrenzen hinweg auszudehnen. Somit besteht nur bedingt eine direkte Konkurrenzsituation zwischen den Händlern auf den beiden Markt-Formen.
Auch das Konzept des Multi Channeling wird häufig gebraucht, um die Kundenbindung zu erhöhen. So können Kunden im Geschäft Waren aussuchen und sich später über den Online-Shop zusenden lassen. Oder andersherum: Artikel im Online-Shop vorbestellen und beim nächsten Besuch in der Stadt abholen.
Teilweise kann Online-Handel den regulären Handel ersetzen
Dennoch existieren Marktsegmente, in denen der Online-Handel den regulären Handel dominiert. Gerade im Bereich von Elektronikgeräten, sind Online-Plattformen Läden vor Ort im Vorteil. Dies liegt mit darin begründet, dass passende Geräte online übersichtlicher darzustellen und leichter zu vergleichen sind. Gerade bei größeren Geräten wie Druckern kommt hinzu, dass der eigene Transport entfällt. Es muss also nicht alles aufwendig ausgesucht und besorgt, sondern es können tausende Artikel bequem von zu Hause aus bestellt werden. Ebenso über die Landesgrenzen hinweg ist der Zugriff auf Elektronikgeräte damit leicht möglich, was zudem die Bandbreite an auszuwählenden Produkten erhöht.
Auch in anderen Bereichen, wie der Möbelindustrie, ergeben sich durch den Online-Handel ähnliche Vorteile. Das gesamte Sortiment kann ansprechend dargestellt werden, ohne riesige Verkaufsräume bereithalten zu müssen. Dadurch können Kosten gespart und an Kunden weitergegeben werden. Einige Händler nutzen die Möglichkeit eines Online-Shops, um das meiste ihrer Waren dort zu präsentieren und vor Ort nur eine Menge an ausgewählten Möbelstücken bereitzuhalten.
Restgefahr Online-Handel
Einige Marktsegmente werden allerdings deutlich kritischer gesehen. So zum Beispiel der Internet-Handel mit rezeptfreien Arzneimitteln. Auf legalem Weg ist dies innerhalb der EU schon seit längerer Zeit möglich. Seit 2015 ist der Online-Handel allerdings auch den heimischen Apotheken erlaubt.
Unter strenger Regulation ist es so möglich Medikamente an Kunden zu versenden, ohne dass diese die Apotheke betreten müssen. Es ist lediglich eine Registrierung mit persönliche Daten und die Angabe des Geburtsdatums sowie der Telefonnummer notwendig. Der Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer sieht diese Entwicklung allerdings kritisch. Seinen Befürchtungen nach kommt es dadurch zu einem leichtfertigeren Umgang mit Medikamenten. Denn auch wenn die Medikamente rezeptfrei sind, können Nebenwirkungen auftreten und Kontraindikationen bestehen, die eine Beratung vor Ort notwendig machen würden.
Ebenso in anderen Online-Bereichen gab es kritische Stimmen. Im Bereich der E-Zigaretten führte dies dazu, dass der Online-Handel im Mai letzten Jahres verboten wurde. Ermöglicht wurde dies durch eine EU-Richtlinie von 2014, die jedem EU-Mitgliedstaat freistellte selber darüber zu entscheiden, ob der Handel im Internet mit E-Zigaretten und Zubehör eingeschränkt werden darf. Auch wenn die E-Tschick für viele als Hoffnung gilt, endlich weg von der Nikotinsucht zu kommen, so sind die Auswirkungen vom „dampfen“ bisher noch nicht vollständig bekannt. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat das Verbot vor kurzem noch mal bestätigt, nachdem einige E-Zigaretten Händler das Verbot gerne gekippt gesehen hätten. Im Interesse des Jugend- und Gesundheitsschutzes ist das Verbot damit verfassungskonform.
Die Zukunft ist noch nicht sicher
Doch ob der Handel im Internet sich auch zukünftig positiv auf andere Marktsegmente auswirkt, bleibt noch ungewiss. In Deutschland wird ein Absinken des Einzelhandel-Umsatzes um etwa ein Drittel bis 2025 erwartet. Die Wahrscheinlichkeit, dass es da in Österreich ähnlich aussehen wird, ist recht hoch.
Und auch im Online-Handel selbst gibt es Verschiebungen. Eine Studie aus Deutschland zeigte, dass die Internet-Riesen Amazon, Otto und Zalando immer stärker anwachsen. Ein Vergleich der 100 Umsatzstärksten Online-Unternehmen zeigte, dass diese drei Unternehmen alleine so viel Umsatz machen, wie die restlichen 97 Online-Läden zusammen. So wird es auch für den regulären Handel schwieriger sich auf dem Online-Markt auf Dauer zu behaupten. Und zusätzlich erobert der Online-Handel immer mehr neue Felder für sich. So gibt es bereits einige Ketten in Europa, die Online den Kauf von frischen Lebensmittel ermöglichen. Der Online-Markt entwickelt sich also immer weiter. Wie sich das letztendlich in den nächsten Jahren auf den Einzelhandel auswirken wird bleibt abzuwarten.
(Quelle: salzburg24)