Ängste und Sorgen schnell vergessen: Benzodiazepine werden bei Patient:innen mit psychischen Erkrankungen wie Schlafstörungen, Ängsten und innerer Unruhe eingesetzt. Immer öfter werden diese Substanzen aber missbräuchlich verwendet. 231 Mal rückte die Wiener Berufsrettung 2023 wegen einer Drogenvergiftung von Jugendlichen aus, sechs Jahre zuvor waren es nur 75 Einsätze dieser Art, berichtet die APA.
In Salzburg sei die Lage etwas entschärfter, dennoch brisant. „Fälle mit einer Kombination aus Beruhigungsmitteln und Alkohol gibt es bei uns weniger, eher die Mischung aus Alkohol mit anderen Drogen wie Opiaten“, gibt die diensthabende Ärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Christian-Doppler-Klinik am Mittwoch gegenüber SALZBURG24 bekannt.
Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine wirken zentral im Hirn, sie machen schläfrig und die Reaktionsfähigkeit nimmt ab. „Nach Einnahme der Medikamente darf man auch nicht Autofahren und sollte sechs bis acht Stunden rasten, also eine Nacht“, erklärt Sonja Gaube, Vize-Präsidentin der Salzburger Apothekerkammer die Lage auf SALZBURG24-Anfrage. Besonders gefährlich sei die Kombination von Beruhigungsmitteln mit Alkohol. „So spüren Menschen den Alkohol schneller, das ist vielleicht auch das Ziel von vielen. Wenig später führt die Kombination aber zu akuter Müdigkeit oder gar bis zum Bewusstseinsverlust“, warnt die Pharmazeutin.
Mehr Beruhigungsmittel an Salzburgs Jugendliche verschrieben
Der Konsum von Beruhigungs- und Schlafmitteln nehme bei Salzburger Jugendlichen aber insgesamt zu. „Ich habe keine Zahlen zum Missbrauch, aber rein subjektiv sagt mir mein Gefühl, dass immer mehr Psychopharmaka und Schlafmedikamente verschrieben werden – vor allem auch bei Unter-20-Jährigen“, schätzt Gaube die Lage in Salzburg ein.
Apotheken können Ausgabe verweigern
„Wenig gegen das Problem tun“ würden die Apotheken können, so die Salzburger Vize-Präsidentin Gaube. Wenn ein Rezept verschrieben wird, geben Pharmazeut:innen in der Regel dieses auch aus. „Wir können bei Verdacht des Missbrauchs die Ausgabe auch verweigern, aber das ist nicht so leicht feststellbar“, erklärt Gaube. Mit der zunehmenden Umstellung auf elektronische Rezepte sei die Fälschung allerdings schwieriger und helfe somit, dem Missbrauch gegenzusteuern.
Drogentote auf Rekordhoch
Nach dem Tod einer 14-Jährigen vergangene Woche in Wien, die ebenso derartige Medikamente im Blut hatte, wurde dort eigens eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit dem Missbrauch von verschreibungspflichtigen Benzodiazepinen befasst. Nach Todesfällen in Zusammenhang mit Drogenmissbrauch würde die Task-Force Fallanalysen durchführen und daraus Rückschlüsse für die Zukunft ziehen.
Die Anzahl der Drogentoten ist laut dem aktuellsten Drogenbericht im Jahr 2022 auf ein nie dagewesenes Hoch geklettert. 191 Menschen starben dem zufolge im Jahr 2020 an den Folgen einer Drogenüberdosis – 2022 waren es 258 Menschen, ein Viertel davon unter 25 Jahre alt.
(Quelle: salzburg24)