„Die Kinderrechte sind zumindest weitgehend bekannt, in der Gesellschaft wird mehr über Probleme geredet als früher und Hilfe suchen ist nicht mehr tabu. Dementsprechend nehmen auch immer mehr Kinder und Jugendliche Beratungsangebote in Anspruch“, freut sich Andrea Holz-Dahrenstaedt, Leiterin der kija Salzburg, in einem Pressetermin am Dienstag.
Diese Entwicklung sei zwar positiv, nicht aber, wenn die bestehenden Hilfsangebote den Bedarf nicht abdecken können, meint Holz-Dahrenstaedt. Vor allem Krisen wie Covid, die Klimabedrohung, Kriege oder Teuerung sollen zu einem steigenden Bedarf geführt haben. Innerhalb von drei Jahren, von 2019 bis 2022, wurden jährlich um 1.000 mehr Gefährdungsmeldungen bei der Kinder- und Jugendhilfe gemeldet.
Rund 2.600 junge Salzburger:innen suchten Hilfe
Auch im Vorjahr bleibt die Zahl der Fälle hoch. 2.618 Einzelfälle mit insgesamt rund 7.800 Beratungsgesprächen beschäftigen die kija Salzburg. Dazu kamen insgesamt rund 500 Kinder und Jugendliche, die mit den kinderanwaltlichen Vertrauenspersonen der kija in Kontakt waren. Diese unterstützen junge Menschen in öffentlichen Einrichtungen.
Mobbing bereitet Kindern und Jugendlichen Sorgen
Die Liste, was Salzburgs Kindern und Jugendlichen Sorgen bereitet, ist lang. Mobbing bzw. Cybermobbing stand im Vorjahr ganz oben. Das zeige auch die steigende Zahl der Schulsuspendierungen. Im Schuljahr 2022/23 wurden in ganz Österreich 1.900 Kinder nach Mobbingvorfällen von der Schule ausgeschlossen. Im Vergleich: Vier Jahre zuvor waren es noch 1.000 Ausschlüsse.
Aber auch mit psychischen oder körperlichen Problemen, familienrechtlichen Anliegen und behördlichen Themen kommen junge Salzburger:innen zur kija. Am häufigsten meldeten sich Elf- bis 14-Jährige bei der Beratungsstelle, knapp gefolgt von den 15- bis 18-Jährigen. Mit 56 Prozent suchten sich mehr Mädchen als Jungen Hilfe.
kija stellt Forderungen an Politik und Gesellschaft
Wie so oft hake es laut der kija-Anwältin auch bei kinderrechtlichen Belangen an Geld. In anderen Bereichen werde viel leichter „Geld flüssig gemacht“, bemängelt Holz-Dahrenstaedt und stellt Forderungen an die Politik und Gesellschaft.
- In der Kinder- und Jugendhilfe (frühere Jugendämter) fehlt nach Angaben der kija dringend Personal. Dadurch seien die Einrichtungen gezwungen, ihr Angebot zu vermindern oder es käme zu langen Wartezeiten für ambulante Hilfen. Die kija fordert daher mehr Geld für mehr Personal.
- Gesundheitsteams, bestehend aus Schulärzt:innen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, und Schoolnurses, sollen fixer Bestandteil an Schulden werden. Niederschwellig sollen so Sorgen abgefangen werden. Aktuell seien in ganz Salzburg 18 Schulpsychologinnen und -psychologen beschäftigt. Hinzu kämen 25 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie 44 Schulassistentinnen und Schulassistenten.
- Derzeit gäbe es im gesamten Bundesland nur ein Anbieter in Salzburg, der Kinder bei Besuchen von Eltern in groben Elternkonflikten begleitet. Damit es mehr Einrichtungen gäbe, fordert die kija den Abbau von Bürokratie.
- Mentoring-Programme werden vermehrt von Erwachsenen und auch Kindern angenommen. Für den Ausbau von diesen Angeboten brauche es mehr Geld.
- Konzepte zum Kinderschutz wären laut kija zwar erstellt, aber noch nicht umgesetzt. Derzeit gäbe es keine Fachkräfte, die bei zum Beispiel Betroffene und Schulen bei psychischer Gewalt gegen Kinder unterstützen. Die kija fordert die Finanzierung dieser Kinderschutzfachkräfte.
- Wegen der Teuerung seien mehr Kinder von Armut betroffen. Das zeige sich zum Beispiel in Schulen, wenn Jugendliche nicht bei Veranstaltungen teilnehmen können. Deshalb solle die Sozialunterstützung angehoben werden. Weiters schlägt die kija Gratis-Öffis und kostenlose Mahlzeiten für Kinder und Jugendliche vor.
Wie seht ihr die Forderungen der Kinder- und Jugendanwaltschaft? Muss mehr für die Jungen der Gesellschaft getan werden? Teilt uns eure Meinung gerne in den Kommentaren mit.
(Quelle: salzburg24)