Zu brutalen Attacken auf vor allem junge Frauen ist es in den vergangenen Wochen bei Krampusläufen in Österreich gekommen. In Grünau im Almtal (Bezirk Gmunden) wurden zwei Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren regelrecht verprügelt. In Tirol gab es ebenfalls Übergriffe auf zwei Frauen, eine 22-Jährige wurde dabei derart an der Hand verletzt, dass sie ihre Finger nicht mehr bewegen konnte.
Autorin gibt Einblick in Schattenseiten des Krampusbrauchs
Viele Angriffe bleiben aber häufig unbemerkt. Die Salzburger Autorin Mareike Fallwickl hat auf Instagram ihre Erfahrungen mit Krampusläufen geteilt. Sie gibt damit einen schockierenden Einblick in die Schattenseite des Brauchs, die es schon seit Jahrzehnten gibt. Dafür bekam sie viel Zuspruch, auch andere berichteten von Striemen, blutigen Nasen und ausgeschlagenen Zähnen. Schon alleine das Läuten der Krampusschellen in der Ferne sorge bei vielen nach wie vor für Panik.
Was für die einen eine willkommene Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit ist, ist für andere eine Zeit, in der sie sich am liebsten einsperren würden, geht aus den Rückmeldungen an die Autorin hervor. Es stellt sich die Frage – muss das so sein? Braucht der Krampus eine Rute? Muss der Brauch vielleicht sogar neu gedacht werden?
Krampus in Zusammenspiel mit dem Nikolaus
Der Krampusbrauch ist an sich nicht so alt, wie manche vielleicht denken mögen. Die Anfänge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals trat der Krampus immer im Zusammenspiel mit dem Nikolaus auf. Auch die äußere Erscheinung war anders: Der Krampus orientierte sich am Teufel, die Masken überschritten kaum die natürliche Körpergröße, die Kostüme waren aus Stoff und Fell. Die Kette galt als Zeichen des gefallenen Engels Luzifer. Der Krampus hatte zu dieser Zeit häufig auch Flügel. Die Rute galt zu dieser Zeit nicht als Schlagwerkzeug, sondern wurde der Obrigkeit ins Fenster gestellt – als Warnung vor Aufständen.
Vor allem im 20. Jahrhundert machte der Krampus dann eine starke Veränderung durch. Die Masken wurden größer und Einflüsse aus der Popkultur wurden erkennbar, die nicht selten an Horrorfilme erinnerten. Damit änderte sich auch die Auslegung des Brauchs. Heute haben viele Veranstaltungen einen Show-Charakter. Die veranstaltenden Passen setzen nicht selten auf Kunstnebel sowie Licht- und Feuereinlagen und mitunter auch auf leicht bekleidete Tänzerinnen.
Salzburger Volkskultur will zurück zur Tradition
Diese Entwicklung ist auch der Salzburger Volkskultur ein Dorn im Auge: "Manche Bräuche haben sich einfach zu einem Event entwickelt. Das ist aber nicht das, was wir vertreten", so Geschäftsführerin Berta Wagner im Gespräch mit SALZBURG24 am Montag. Die Übergriffe würden "aufs Schärfste verurteilt". Aus ihrer Sicht sollen die Hausbesuche wieder mehr in den Vordergrund gestellt werden. "Den Krampus gibt es nur in Verbindung mit Nikolaus. Die Hausbesuche sollen ja einen positiven Charakter haben. Keine Kinder erschrecken."
Wagner sieht die Entwicklung auch durch die zahlreichen neuen Krampuspassen vorangetrieben, die nicht Teil der Salzburger Heimatvereine seien. Denn dort gebe es strikte Regeln, an die sich die Beteiligten zu halten hätten.
Immer wieder Diskussionen um Krampusläufe
Die Krampusläufe im Bundesland Salzburg haben sich stark verändert und sorgen häufig für Diskussionen. Dass die ersten Läufe schon Mitte November stattfinden, zeigt eine gewisse Form der Kommerzialisierung des Brauchs auf. Vielleicht ist es nun an der Zeit, die Krampusläufe zu überdenken und zu den tatsächlichen Anfängen dieser alpenländischen Tradition zurückzufinden. Dass ein Teil der Gesellschaft Angst vor einem Brauch haben muss, sollte zu denken geben.
Wie sind eure Erfahrungen mit Krampusläufen? Schreibt es uns in die Kommentare.
(Quelle: salzburg24)