Erst zu heiß, dann zu nass: Der Sommer 2025 stellt viele Salzburger Landwirtschaftsbetriebe vor große Herausforderungen. Nach wochenlanger Hitze und Trockenheit im Juni folgte im Juli das genaue Gegenteil: Dauerregen, kühle Temperaturen und teils unbefahrbare Felder. Die Folgen reichen von verzögerten Ernten über Qualitätsverluste bis hin zu erhöhtem Krankheitsdruck bei Pflanzen. Dennoch: Keinesfalls ist alles verloren und in manchen Bereichen brachte der Regen auch Vorteile.
Zwischen Hoffnung und Sorge: Regen setzt Landwirtschaft zu
"Wenn ich in den Süden schaue, die gar keinen Niederschlag haben und Futter zukaufen müssen, bin ich nach dem trockenen Juni erstmal froh um den Regen", stellt Landwirtschaftskammerpräsident Rupert Quehenberger am Montag im SALZBURG24-Interview fest. Besonders Grünland, Weiden, das Grundwasser und vor allem die Wälder hätten davon profitiert – letztere litten bereits unter starkem Trockenstress.
Ein Problem ist allerdings, dass die Felder derzeit kaum bewirtschaftet werden können. "Das Extreme ist die aktuell lange anhaltende Regenphase, die die Ernte auf den Feldern unmöglich macht", zeigt er auch die negativen Folgen auf. Der vergangene Juli war einer der niederschlagsreichsten der Messgeschichte. Ein Schönwetterfenster für notwendige Erntearbeiten sei längst überfällig. "Die Heuernte fällt derzeit aus, weil die nassen Böden sowie Hänge nicht befahrbar sind und das Heu für das Futter ohnehin zu feucht ist." Wenn das Heu bei der Mahd zu feucht ist, kann es zu Problemen bei der Lagerung und Fütterung kommen. Zu feuchtes Heu neigt dazu, zu gären und zu schimmeln, was zu einer reduzierten Futterqualität und sogar zu gesundheitlichen Problemen bei Tieren führen kann.
Besonders stark vom Dauerregen betroffen seien außerdem Sommergetreidearten wie Sommergerste, Hafer und Brotweizen. Roggen gilt hingegen als etwas robuster gegenüber Nässe. Große Verlierer seien aktuell zudem die Bienen. "Schlechtes Flugwetter wirkt sich negativ auf den Nektarertrag aus. Die Honigernte in Salzburg wird dieses Jahr wohl niedriger ausfallen."
Wer vom Dauerregen profitiert
Das feuchte Wetter habe auch positive Seiten: Grünland und Wälder regenerieren sich und viele Gemüsekulturen profitieren ebenfalls – mit Ausnahme sonnenliebender Arten wie Tomaten, Paprika, Gurken oder Salate. Auch Beeren und Obstbäume kommen mit den Bedingungen derzeit gut zurecht.
Die Feuchtigkeit wirkt sich vorerst noch positiv auf das Wachstum aus, merkt Quehenberger an. "Die Endabrechnung über die gesamte Weide- und Vegetationssaison erfolgt Ende September bzw. Anfang Oktober. Bis dahin kann noch viel passieren." Der erste Schnitt der Heumahd im Frühjahr sei sehr zufriedenstellend verlaufen, der zweite etwas weniger. "Der dritte läuft jetzt und ein vierter kann noch vieles ausgleichen", sagt Quehenberger. Jetzt Trübsal zu blasen, sei daher verfrüht: "Die Saison ist noch lange nicht vorbei." Zumal die Wetteraussichten für diese Woche eine Besserung versprechen. Die Hoffnungen ruhen jedenfalls auf einem stabilen August. "Ideal wären jetzt Schönwetterphasen mit einem luftreinigenden Gewitter am Abend – das sind optimale Wachstumsbedingungen", hält Salzburgs Landwirtschaftskammerpräsident fest.
Klimawandel mit Auswirkungen auf heimische Landwirtschaft
Die kommenden Wochen werden also entscheidend sein für die landwirtschaftlichen Betriebe im Land Salzburg. Fest steht aber auch: Wetterextreme wie in diesem Sommer dürften keine Ausreißer mehr sein. Längere Trockenphasen, unterbrochen von Starkregen, nehmen laut Klimaforschung zu. Der Klimawandel zeigt sich nicht nur in Durchschnittstemperaturen, sondern vor allem in der Zunahme von Schwankungen und Unplanbarkeit.
Für die Salzburger Landwirtschaft bedeutet das tiefgreifende Anpassungen, die mitunter schon vorgenommen worden seien. Vorausschauende Planung, widerstandsfähige Sorten und angepasste Bewirtschaftungsformen gewinnen an Bedeutung – ebenso wie politische und finanzielle Unterstützung bei klimabedingten Ausfällen.
Vier zentrale Herausforderungen
Futterknappheit: Durch ausgefallene Mahd und schlechte Heu-Qualität kann es im Herbst und Winter zu Futterknappheit kommen, was insbesondere für Milchviehbetriebe problematisch ist.
Bodenerosion und Verdichtung: Dauerregen auf unbefestigten Ackerflächen erhöht das Risiko von Bodenerosion und -verdichtung, was mittel- bis langfristig zu niedrigeren Erträgen führen kann.
Krankheiten und Schädlingsdruck: Feuchte Bedingungen begünstigen Pilzkrankheiten wie Falschen Mehltau oder Rost sowie Schneckenbefall.
Bienensterben: Für Imker kann ein verlustreicher Sommer zu Existenzproblemen führen, wenn das schlechte Flugwetter zur Honigknappheit und zu schwachen Bienenvölkern führt.
(Quelle: salzburg24)