Zu ungewöhnlichen Einsätzen rückte in den vergangenen Tagen die US-Luftwaffe aus. Nach dem Abschuss eines chinesischen Ballons folgten weitere Abschüsse von insgesamt drei unbekannten "Flugobjekten". Abgesehen von einer ungefähren Beschreibung der Form wurden hier keine genaueren Informationen genannt. Beim österreichischen Bundesheer zeigt man sich jedenfalls zuversichtlich, solche Objekte ebenfalls abfangen zu können. Doch in welchen Fällen steigen die heimischen Eurofighter auf und wie läuft ein Abfangeinsatz ab?
Wie die Luftraumüberwachung in Österreich funktioniert
"Bei der Luftraumüberwachung unterteilen wir in ein passives System (Radar) – landläufig als 'Goldhaube' bekannt – und ein aktives System, das sind die Abfangjäger", gibt Oberst Helmut Marx vom Kommando Luftraumüberwachung bei einem SALZBURG24-Besuch am Donnerstag in der Schwarzenberg-Kaserne Einblick. Das passive System besteht demnach aus einem Netz von Radaranlagen, je nach Aufstellungsort beträgt die Reichweite etwa 450 Kilometer. "Das gibt uns eine gewisse Vorlaufzeit", so Marx.
In St. Johann wird über Abfangeinsatz entschieden
Bei der passiven Luftraumüberwachung sei man in Austausch mit den Nachbarländern. Die Radardaten laufen in der Luftraumüberwachungszentrale in einem Bunker in St. Johann im Pongau zusammen. "Die Daten werden hier beurteilt und es wird ein Luftlagebild erstellt. Aufgrund der etwaigen Bedrohung wird entschieden, ob ein Abfangeinsatz ausgelöst wird oder nicht", erklärt der Offizier. Die im steirischen Zeltweg stationierten Eurofighter könnten dann direkt auf dieses Ziel Kurs nehmen, oder sich bei einer "Combat Air Patrol" bereithalten.
Eurofighter des Bundesheeres wöchentlich gefordert
Dass die Jets des Bundesheeres zu einem Einsatz aufsteigen, komme im Schnitt etwa ein Mal in der Woche vor. "Das passiert zum Beispiel, wenn ein Zivilluftfahrzeug keine Funkverbindung zur zivilen Flugsicherung hat. Seit 9/11 ist man hier sehr vorsichtig und es ist international üblich, dass in einem solchen Fall ein Abfangeinsatz ausgelöst wird", so Marx. Weitere Einsätze würden sich bei Überflügen militärischer Maschinen anderer Nationen ergeben, bei denen etwaigen Auflagen – wie etwa nicht bewaffnet zu sein – kontrolliert werden müssten.
Abschuss nur im äußersten Fall
Und wann würde ein Abschuss erfolgen? "Wenn der Verdacht bestehen würde, dass das Flugzeug als Waffe verwendet würde – wie eben am 11. September 2001. Das haben wir in Österreich aber zum Glück noch nicht machen müssen", teilt der Offizier mit. Bei zivilen Luftfahrzeugen reiche zumeist die Anwesenheit der Jagdflugzeuge aus, um auf den Ausfall der Kommunikationsinstrumente hinzuweisen. "Zudem gibt es Ansteuerungszeichen, mit denen man ein Flugzeug zum Folgen auffordern und im Endeffekt zur Landung bringen kann."
Bekämpfen von Flugobjekten möglich
In Bezug auf die rätselhaften Sichtungen über Nordamerika zeigt sich Marx zuversichtlich, dass die österreichische Luftwaffe auch durchaus in der Lage wäre, solche Objekte abzufangen. Möglich werde dies durch die bereits genannten Komponenten, bei der "Goldhaube" sei man hier "ganz vorne dabei", auch bei den Eurofightern als aktive Komponente verfüge man über einen modernen Jet, der auch in anderen europäischen Ländern eingesetzt wird.
Abschuss eher unwahrscheinlich
Für wahrscheinlich hält Oberst Marx einen solchen Abschuss über Österreich allerdings nicht. "Wie angesprochen, arbeiten wir hier im internationalen Verbund. Es ist eher unwahrscheinlich, dass so etwas im kleinen Österreich vorkommt. Da gibt es zuvor wohl Informationen aus den Nachbarländern, dass es zu einem solchen Vorfall kommt", ist er überzeugt. An und für sich sei man aber auch für solche Fälle da.
Die "Objekte" scheinen Österreich jedenfalls näherzukommen. Erst gestern wurde ein "ballonartiges" Objekt über Rumänien und Moldau gemeldet.
(Quelle: salzburg24)