Ausverkaufte Veranstaltungs-Locations und wochenlange Touren – so stellen sich manche vielleicht den Alltag von Musikschaffenden vor. Was viele Konzertbesucher:innen aber oftmals nicht sehen, sind die harte Arbeit, die Zeit und das Geld, die in einen Live-Auftritt fließen. Von der Musik leben können hierzulande nur wenige, ohne Fördergelder wäre das heimische Musikangebot wohl sehr überschaubar.
Streaming-Dienste wirken sich auf Songwriting aus
Für große Umbrüche in der Musikwelt sorgen Streaming-Dienste wie Spotify oder Apple Music. Diese würden mittlerweile Radios ersetzen und sich sogar auf das Songwriting der Künstler:innen auswirken: "Was ich extrem bemerkt habe, ist, wie Künstler nun darauf achten, sofort die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen. Das heißt, die Songs werden kürzer, keine langen Intros und am besten gleich mit dem Refrain anfangen", gibt der Salzburger Michael Mörth Einblick, der sich mit dem Studio Late Hour Records, mehreren Band-Projekten und Label-Arbeit ein umfassendes Wissen in der heimischen Musiklandschaft angeeignet hat.
Wie bei anderen Social-Media-Plattformen gehe es auch bei den Streaming-Diensten darum, das Publikum gleich in den ersten fünf Sekunden zu fesseln. Wohl auch ein Grund dafür, warum sich immer mehr Künstler:innen dafür entscheiden, nach und nach Singles anstatt eines Albums zu veröffentlichten. Mörth ertappt sich mitunter selbst dabei, Songs entsprechend der Vorstellung der Streaming-Anbieter zu schreiben. "Es gibt schon Momente, in denen man im Studio sitzt und überlegt, ein Intro zu kürzen und schneller zur Sache zu kommen. Man wird hier also schon im Songwriting beeinflusst."
Fluch und Segen zugleich
Spotify & Co seien dabei Fluch und Segen gleichermaßen: "Man hat alles selbst in der Hand und kann sofort releasen – anders, als das bei einem Major-Label der Fall ist. Auf der anderen Seite gibt es viel mehr Veröffentlichungen und die eigene Musik geht dabei etwas unter." Dazu gebe es Anbieter, welche die Distribution der eigenen Musik auf die gängigen Musik-Streaminganbieter übernehmen und sich wiederum etwa 20 Prozent der daraus generierten Erlöse einbehalten. Bei Spotify gebe es häufig Änderungen bei der Vergütung für die Musiker:innen, aktuell gibt es für 1.000 Aufrufe 3,39 Euro, das sind etwa 0,0034 Cent pro Aufruf. Um die Produktion eines Songs mit angenommen 1.000 Euro zu decken, braucht es somit rund 200.000 Streams.
Musiker:innen sollen mehr fordern
Die Musikschaffenden seien in dieser Wertschöpfungskette an letzter Stelle, erzählt Rockhouse-Geschäftsführer Wolfgang Descho im Gespräch mit SALZBURG24. "Früher hat man im Radio Tantiemen bekommen. Musiker, die halbwegs gut dabei waren, haben davon leben können." Das sei heute nicht mehr der Fall. Die technische Entwicklung an sich anzugreifen, sei aber sinnlos, die Musiker:innen müssten sich vielmehr "zusammenschließen und mehr bei dem Einfordern, was an Erlös von den Streaming-Diensten an die Komponisten zurückfließt."
Letztendlich bleibt Musikschaffenden ohne großen kommerziellen Erfolg gerade einmal ein Taschengeld übrig. "Unser Publikum muss einen Song schon sehr oft hören, damit wir damit auf die Einnahmen kommen, die wir früher mit dem Verkauf von Alben gemacht haben", erzählt Mörth. Der Salzburger gibt dabei zu bedenken, dass es in der österreichischen Musiklandschaft kaum eine "Mittelschicht" gebe – also nur wenige große und viele kleine Acts. "Wenn man richtig dabei ist, wie etwa Wanda, Bilderbuch oder Seiler und Speer, dann kann da schon Geld zusammenkommen. Ein angesagter Act hat gute Streamingzahlen und bekommt gute Gagen." Für weniger erfolgreiche Künstler:innen seien die Streamingzahlen hingegen weniger relevant.
"Als reiner Musiker könnte ich nicht überleben"
Um tatsächlich von der Musik leben zu können, müssten heimische Musiker:innen breit aufgestellt sein: "Jeder, den ich kenne, gibt Unterricht oder produziert andere Musiker. Ich mache etwa noch Vertriebs- und Verlagsarbeit. Ich würde deshalb sagen, ich bin in der Musik-Branche tätig, als reiner Musiker könnte ich nicht überleben", gibt Mörth Einblick.
Fördergelder sind damit weiterhin von großer Bedeutung für die Musikerinnen und Musiker. In Salzburg stellt der mit 3.000 Euro dotierte Heimo Erbse Preis eine solche Musik-Förderung dar – Musiker:innen können sich dafür noch bis Ende August bewerben. Der Preis ist aus dem Nachlass des Salzburger Komponisten Heimo Erbse entstanden. Mittlerweile wird er von Markus Melms, Christian Salic und Max Kickinger finanziert und jedes Jahr im Jänner im Salzburger Rockhouse verliehen.
Österreichischer Musikfonds: Fördergelder im fünfstelligen Bereich
Die hierzulande größte Förderung stellt der Österreichische Musikfonds dar. Dieser wird vom Bundesministerium für Kunst und Kultur sowie weiteren Institutionen finanziert. "Dabei geht es schon um größere Summe, teilweise im fünfstelligen Bereich", gibt Mörth Einblick.
Förderungen für Produktionen und Labels
Des Weiteren gibt es noch den SKE-Fonds. Hier werden nicht nur österreichische Künstlerinnen und Künstler mit Produktionen gefördert, sondern auch Labels. Im Schnitt würden die Förderungen 1.500 Euro betragen, können aber auch einmal 5.000 Euro ausmachen, wie Mörth erklärt.
Bis zu 3.000 Euro über Musik-Sonderförderung
Die Förderung heimische Musiker:innen lässt sich die Stadt Salzburg jährlich 20.000 Euro kosten. Im September werden die Gelder zum sechsten Mal seit Bestehen der Förderung ausbezahlt, pro Projekt gibt es maximal 3.000 Euro. Damit soll die Qualität der Salzburger Musikszene gestärkt und gefördert werden, Bewerber:innen müssen deshalb ihren Hauptwohnsitz in Salzburg haben und eine kontinuierliche Tätigkeit nachweisen können.
(Quelle: salzburg24)