Die ersten Badegäste schwimmen Donnerstagmorgen bereits ihre Längen im Sportbecken des Leopoldskroner Freibads. Und das, obwohl die Sonne um kurz vor 10 Uhr noch wolkenverhangen war und das Thermometer deutlich unter 20 Grad anzeigt. Schon lange vor ihnen vor Ort war Bademeister Samet Caliskan. Der Stadt-Salzburger beobachtet die Schwimmer:innen mit einem Auge, während er im SALZBURG24-Interview über seine Aufgaben und Erlebnisse spricht. „Das sind alles gute Schwimmer, da muss ich mir keine Sorgen machen“, sagt der 34-Jährige.
Viele Badegäste, wenig Vorfälle im Lepi
Generell wäre die aktuelle Badesaison im Lepi bislang sehr ruhig verlaufen. „Es gab kaum Vorfälle, die Leute hier sind sehr gut drauf“, erzählt Caliskan, der seinen Job richtig gern mache. Auch wenn es während der Hitzewellen schon mal anstrengend werden kann. In diesen Phasen verlängerten die Stadtbäder die Öffnungszeiten bis 21 Uhr. „Auch das ist eigentlich ok, weil es eine sehr fröhliche und erfüllende Aufgabe ist. Erst nach mehreren langen Tagen bei bis zu 36 Grad zeigt sich die Erschöpfung“. An diesen Tagen suchten bis zu 4.000 Menschen Abkühlung im größten Freibad in der Landeshauptstadt.
Das seien aber eher Ausnahmen. An „normalen“ Badetagen bevölkern 2.000 bis 3.000 Menschen das Lepi. Sie werden dabei rund um die Uhr von sieben Bademeistern beobachtet und betreut. „Mein Sommer läuft bislang sehr gut, weil ich meistens Frühdienste bis 14 Uhr habe“, erzählt Caliskan, der heuer erst fünf Pflaster verteilt hat. „Letztes Jahr waren es sicher 100“. Aber abgesehen vom Verarzten kleinerer Wunden und dem ständigen Blick aufs Wasser, kümmert sich der Bademeister um die Chemie des selbigen. PH-Wert, Chlorgehalt und Temperatur müssen ständig überprüft werden. „Es ist gar nicht so einfach, die Temperatur bei längeren Hitzeperioden zu halten“.
Bademeister erleidet „halben Herzinfarkt“
Der 34-Jährige wirkt cool, erinnert mit seinem Cowboyhut mehr an einen Rettungsschwimmer aus „Baywatch“, als dem Klischee-Bild eines grantelnden Bademeisters. „Den Grantler gibt’s bei uns nicht mehr. Wir haben auch ältere Kollegen, die sind zwar ein wenig strenger, aber nicht grantig“, schmunzelt Caliskan. Wenn es sein muss, greife er jedoch auch durch. Es handle sich dabei aber meist um Burschen, die auf der Wiese Ball spielen, die Musik zu laut aufdrehen oder reinspringen, wo sie nicht dürfen. „Dann gibt’s nach mehreren Ermahnungen Beckenverbot“.
Ernsthafte Notfälle seien sonst die Seltenheit oder entpuppen sich als Kinderstreich. „Einmal hat jemand Ertrinken gespielt, da habe ich einen halben Herzinfarkt erlitten“, schildert der ausgebildete Rettungsschwimmer die Situation. Als er allerdings sofort ins Becken gesprungen ist, habe sich die Situation rasch als ungefährliches „Spiel“enttarnt.
Stolz auf Salzburger Bäder
Deutlich ernster ging es zuletzt wieder in den Berliner Freibädern zu, wo es mehrfach zu Gewaltausbrüchen kam. In der deutschen Bundeshauptstadt werden daher nun an diversen Bädern Wachen postiert und Ausweise beim Eingang kontrolliert. Diese Vorfälle hat Caliskan natürlich verfolgt und sei froh, hier arbeiten zu können. „Es macht mich Stolz in Salzburg zu sein, wo die Leute so nett sind“. Erst kürzlich habe ihm ein Gast aus Berlin sogar dazu gratuliert, wie schön es im Lepi sei.
Ein wenig bedenklich sieht er nur die Situation, dass sich vermehrt Nichtschwimmer auch in tieferen Becken aufhalten. Das erschwere seine Aufgabe und ist natürlich auch gefährlich. Daher führe er regelmäßig Gespräche mit den Eltern der Kinder, die er aus den Becken verweisen muss. „Meistens zeigen sie dann schon Verständnis“. Im Lepi selbst werden aktuell keine Schwimmkurse abgehalten. Anfragen würden jedoch häufig kommen. Kein unbekanntes Phänomen in Salzburg.
Bademeister im Sommer, Eismeister im Winter
Salzburgs Freibäder haben noch bis einschließlich der ersten Septemberwoche geöffnet. Dann werden Lepi, Volksi und AYA-Bad auf den Winter vorbereitet. Und was macht der Bademeister eigentlich in der kalten Jahreszeit? „Ich bin das ganze Jahr über Meister, denn ab Herbst bin ich Eismeister in der Volksgarten Arena“.
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(Quelle: salzburg24)