Ein Jahr ist es her, dass Ferdinand Hochleitner die Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft (GSWB) übernommen hat – nachdem diese monatelang immer wieder in der Kritik stand. Nun ist es Hochleitner selbst, der unter Druck steht: Ihm werden Unregelmäßigkeiten bei Ausschreibungen vorgeworfen, wie Medien am Montag berichteten. Erste politische Stimmen fordern eine Aufklärung der Anschuldigungen, die in einem anonymen Schreiben an den Aufsichtsrat herangetragen wurden. Auch der Aufsichtsrat will die Situation rasch aufklären. Es soll eine Sonderprüfung beauftragt werden, wie in einer Aussendung mitgeteilt wurde.
Schwere Vorwürfe gegen Hochleitner erhoben
Hochleitner soll dem anonymen Absender zufolge Zahlungen mit seiner Kreditkarte in Millionenhöhe von nicht dazu befugten Mitarbeiter:innen durchführen lassen und erst im Nachhinein abgezeichnet haben, berichten etwa die „Salzburger Nachrichten“ (SN). Auch freihändige Auftragsvergaben und die Anforderung von „Scheinrechnungen“ werden dem GSWB-Chef demnach unterstellt. Dem Schreiben angehängt war die Kopie einer E-Mail, die den Vorwurf laut SN stützt. Daneben werde Hochleitner auch Führungsschwäche und fehlende Qualifikation vorgeworfen.
Hochleitner wies die Vorwürfe in einer ersten Reaktion zurück, berichtete der ORF. Per Mail soll sich der Chef an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt und beteuert haben, dass sich alles nachvollziehbar erklären lasse.
Aufsichtsrat will Klarheit schaffen
Bürgerlisten-Klubobfrau Ingeborg Haller forderte in einer ersten Reaktion am Montag Aufklärung. Man habe diesbezüglich eine Anfrage an den ressortzuständigen Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) gestellt, hieß es in einer Aussendung. Die GSWB sei einer der wichtigsten gemeinnützigen Wohnbauträger in Salzburg. In Zeiten der Wohnungsnot sei wichtig, dass das Unternehmen „seiner ureigensten Aufgabe nachgeht, nämlich leistbaren Wohnraum zu schaffen“, betonte sie. „Solche Schlagzeilen“ brauche niemand.
Auch der Aufsichtsrat will rasch Klarheit in der Causa schaffen. Für den heutigen Dienstag um 13 Uhr war ein Treffen anberaumt. Zur umfassenden Aufklärung werde der Revisionsverband mit einer unabhängigen Sonderüberprüfung beauftragt, wurde im Anschluss per Aussendung mitgeteilt. So solle eine detaillierte und tiefgehende Untersuchung sichergestellt werden. Die Ergebnisse wolle man in der nächsten Sitzung präsentieren.
Gleichzeitig sprach man Hochleitner das Vertrauen aus. Der bisher eingeschlagene Weg solle weitergeführt werden. Auch der Betriebsrat stehe geschlossen hinter dem GSWB-Chef. Die Beschlüsse seien einstimmig gefasst worden, schließt die GSWB ihre Mitteilung.
Immer wieder Wirbel um GSWB-Geschäftsführung
Monatelang war im vergangenen Jahr nach einer Neuaufstellung der GSWB gerufen worden, nachdem sich im April 2024 der Kontrollausschuss mit einem 160 Seiten starken Bericht befasst hatte, der mit Kritik an der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft nicht sparte. Unter anderem wurden das Ticketing-System für Beschwerden sowie das Gehalts- und Zulagensystem der Wohnbaugesellschaft bemängelt. Bereits im Februar war zudem Kritik an der damaligen Geschäftsführung lautgeworden. Nachdem bei einer Prüfung beschönigte Zahlen über offene Kundenbeschwerden vorgelegt wurden, musste Geschäftsführer Peter Rassaerts gehen.
Im Juli wurde bekannt, dass Hochleitner Rassaerts Nachfolger werden sollte – erneut nicht ohne Kritik. Der damals 60-Jährige soll bei seinem früheren Arbeitgeber, der ÖO Wohnbau, beinahe die Gemeinnützigkeit verspielt haben. Außerdem soll es Zweifel an seinem Führungsstil gegeben haben. Sowohl die Bürgerliste als auch die KPÖ Plus stimmten gegen seine Bestellung.
(Quelle: salzburg24)