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Gurlitt-Haus in Salzburg nun leergeräumt

Veröffentlicht: 27. März 2014 10:47 Uhr
Der neuerliche Fund von nahezu 180 Kunstwerken im Salzburger Haus des Münchner Kunsterben Cornelius Gurlitt sollte der letzte in der Mozartstadt gewesen sein. "Das Haus ist jetzt komplett geräumt", sagte dessen Sprecher Stephan Holzinger am Donnerstag. Im Gespräch mit der APA relativierte er auch Medienberichte bezüglich des Wertes sowie des Inhaltes der Sammlung.

Nach dem ersten Fund von rund 60 Kunstwerken am 10. Februar erfolgten am 24. und 28. Februar weitere Begehungen des vollkommen verwahrlosten Hauses im Salzburger Stadtteil Aigen. Diese dienten laut Holzinger vor allem der Entfernung von sperrigen und unbrauchbaren Gegenständen auf beiden Etagen. Dabei wurden dann zahlreiche weitere Kunstgegenstände in einem zuvor nicht zugänglichen Teil des alten Gebäudes entdeckt und abtransportiert. Diese befinden sich - wie der erste Fund - inzwischen in einem gesicherten Lager.

Werke von Picasso, Munch und Monet

In Summe wurden im Haus in Aigen 238 Exponate gefunden, unter denen sich aber nicht nur Bilder befinden, wie in manchen Medien berichtet. Der mit Abstand größte Teil der Salzburger Sammlung besteht aus Zeichnungen - unter anderem von Pablo Picasso oder Edvard Munch.

Weiters befinden sich unter den Kunstwerken 39 Ölgemälde. "Die meisten eines einzigen Malers stammen von Louis Gurlitt, dem Großvater von Cornelius Gurlitt, der 1897 verstorben ist und ein sehr talentierter Landschaftsmaler war", sagte Holzinger. Unter den weiteren Künstlern der Ölgemälde und Aquarelle befinden sich Claude Monet, Auguste Renoir, Edouard Manet, Paul Gauguin, Henri de Toulouse-Lautrec, Max Liebermann, Paul Cezanne und Emil Nolde. Weiters wurden in Salzburg Silbergefäße, Holzschnitte, Keramikschalen sowie Bronze-, Marmor- und Eisenkunstwerke - unter anderem von Auguste Rodin - sichergestellt.

Monet-Gemälde etwa zehn Mio. Euro wert

Für Alfred Weidinger, den stellvertretenden Direktor des Belvedere, ist der neuerliche Kunstfund im Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt "eine kleine Sensation". Im Ö1-Mittagsjournal sagte der Experte heute, er kenne von den in Salzburg gefundenen 238 Kunstwerken nur fünf Bilder, aber "der Monet ist fantastisch". Den Verkehrswert für das Werk aus dem Jahr 1903 schätzt er auf 8 bis 10 Mio. Euro.

Ölgemälde von Claude Monet (Foto: APA/ORF) Salzburg24
Ölgemälde von Claude Monet (Foto: APA/ORF)
Ölgemälde von Claude Monet (Foto: APA/ORF)

"Der Monet ist hochgewichtig, so etwas gibt es im Fundus von München nicht", so Weidinger, nach dessen Einschätzung ein Gemälde von Manet "in Ordnung" sei, eines von Courbet "möglicherweise nicht echt", eines von Liebermann "schlecht" und eines von Chagall "falsch". "Die Zeichnungen und Druckgrafiken sind von marginalen Wert, die wichtigen Werke hat er vielleicht schon verkauft." Erneut hob der Kunsthistoriker jedoch hervor, dass Gurlitt "im Grunde genommen rechtens" im Besitz der Kunstwerke sei, die einzige Möglichkeit für Rückgaben von Bildern aus jüdischem Vorbesitz sei, "mit ihm einen Vergleich zu finden".

Gurlitt-Bilder zurückgegeben

Die Augsburger Staatsanwaltschaft kündigte eine eingehende Prüfung solcher möglichen Übereinkünfte zwischen dem Kunstsammler und Erben jüdischer Kunstbesitzer an. "Wenn uns derartige Vereinbarungen vorgelegt werden, werden wir prüfen, ob es möglich ist, Rechten von Geschädigten zur Geltung zu verhelfen, ohne dass Rechte anderer verletzt oder prozessuale Belange beeinträchtigt werden", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag.

 Am Tag zuvor war bekannt geworden, dass Gurlitt bereit ist, Bilder aus seiner Schwabinger Sammlung, bei denen es sich um Nazi-Raubkunst handelt, an die Erben jüdischer Kunstbesitzer zurück zu geben. Dabei soll es sich nach Medienberichten als erstes um die "Sitzende Frau" von Henri Matisse handeln, die unter den insgesamt 1.280 in Gurlitts Schwabinger Wohnung beschlagnahmten Werken ist. "Das, was wir beschlagnahmt haben, ist weiter beschlagnahmt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Herkunft muss geklärt werden

Dass der Wert der 238 in der Mozartstadt aufgespürten Werke jenen der gesamten Münchner Sammlung mit rund 1.400 Werken übersteigt, wie in Medien behauptet, "kann ich nicht bestätigen", sagte Holzinger. "Weder die Sammlung aus Salzburg noch jene aus München ist bisher seriös aufgearbeitet. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass zwar die Sammlung in Salzburg deutlich kleiner ist, aber viele Ölgemälde umfasst."

Sämtliche Kunstgegenstände sind laut Holzinger an einem sicheren Ort aufbewahrt und werden - wo es erforderlich ist - derzeit von Restauratoren professionell bearbeitet und präzise dokumentiert. Außerdem ist Gurlitts Betreuer Christoph Edel zurzeit bemüht, ein Team von "hochrangigen Experten in Sachen Provenienzforschung" zusammenzustellen, um die Herkunft zweifelsfrei zu klären. Diese Arbeit solle zügig geschehen, wobei Holzinger keinen Zeitrahmen nennen konnte. Die Ergebnisse der Forschung sollen der Öffentlichkeit präsentiert werden, damit sich etwaige Anspruchsteller melden können.

Hat Gurlitt noch weitere Bilder?

Ob der neuerliche Fund in Salzburg der letzte im Fall Gurlitt war, konnte Sprecher Holzinger nicht sagen. Aber: "Es gibt weder aus den vorliegenden Unterlagen noch aus den Gesprächen mit Herrn Gurlitt Anhaltspunkte, dass noch irgendwo weitere Lager sein könnten." (APA)

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(Quelle: salzburg24)

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