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„Hummer“-Prozess in Ungarn: Polizisten befragt

Veröffentlicht: 24. Oktober 2013 12:33 Uhr
Im Komitatsgericht Szeged ist am Donnerstag der Prozess gegen einen 35-Jährigen, zuletzt wohnhaft in Salzburg, fortgesetzt worden. Er hatte am 11. Oktober 2012 auf dem Heimweg von einer Off Road-Tour in Rumänien mit seinem tonnenschweren "Hummer" in der südostungarischen Ortschaft Apatfalva einen Polizisten überfahren und zu Tode gebracht.
Lilli Zeilinger

Als Zeugen wurden die Polizeibeamten angehört, die in die Amtshandlung unmittelbar verwickelt waren bzw. zumindest Teile davon mitangesehen hatten. Dabei traten neue Aspekte zutage.

So gab jener Polizist, der gemeinsam mit dem ums Leben gekommenen Imre K. auf einem Motorrad den 35-jährigen "Hummer"-Fahrer verfolgt hatte, an, er habe durch den Spalt der geöffneten Tür des "Hummers" Pfefferspray gesprüht, als der angeblich mit einem Messer bewaffnete Fahrer aussteigen wollte. Davon war in den ersten Angaben des Beamten keine Rede gewesen. Das Spray hatte der Polizist Gabor S. erstmals im vergangenen Jänner erwähnt, nachdem der "Hummer"-Fahrer betont hatte, er wäre erst aufs Gaspedal gestiegen, nachdem ihm der Polizeibeamte durchs Seitenfenster ins Gesicht gesprüht hätte.

Polizist mit Messer angegriffen

Nun erklärte der Ex-Polizist - Gabor S. hat mittlerweile den Dienst quittiert - unter Wahrheitspflicht, der "Hummer"-Fahrer habe ein Messer in der Hand gehabt, als er Imre K., der sich mit seinem Motorrad auf einem Grünstreifen rechts vor dem SUV positioniert hatte, niedergestoßen und überrollt hatte. Als der 35-Jährige aussteigen wollte, habe er das Spray durch die spaltbreit offene Tür gesprüht. Das Fenster sei nämlich geschlossen gewesen. Er habe vergeblich versucht, es mit dem Ellbogen einzuschlagen.

„Hatte Angst um mein Leben"

Der Angeklagte sei dann mit dem Messer ausgestiegen und habe ihn angegriffen, obwohl er ihm in die Hand und ins Knie geschossen hätte. "Ich hatte Angst um mein Leben", sagte Gabor S. Ungeachtet der Schüsse habe der Österreicher Widerstand geleistet und mit ihm gekämpft. Er habe bei diesem "keine Verzweiflung, nur Wut gesehen". Für ihn stehe außer Frage, dass der Angeklagte den vor seinem Geländewagen stehenden Imre K. sehen hätte müssen, beteuerte Gabor S., wobei er mit den Tränen rang, als er auf das Schicksal des umgekommenen Beamten zu sprechen kam.

„Hummer"-Fahrer mit Pistole bedroht

Ein Zeuge, der dem Motorrad-Polizisten beim Versuch, den gebürtigen Villacher zu überwältigen, zu Hilfe gekommen war, soll diesem die Dienstpistole aus der Hand getreten haben. Das hat der Mann, der für kommenden Dienstag geladen ist und angehört werden soll, jedenfalls im Ermittlungsverfahren angegeben. Seiner Schilderung zufolge soll Gabor S. seine Pistole gegen die Stirn des "Hummer"-Fahrers gerichtet haben. Der Zeuge könnte - so zumindest die Vermutung des Verteidigers - angenommen haben, der Beamte werde den zuletzt in Salzburg wohnhaften Österreicher erschießen, und deswegen eingegriffen haben.

Darauf angesprochen erklärte Gabor S. dem Gericht, der Zeuge habe deshalb nach der Waffe getreten, weil er offenbar befürchtete, der "Hummer"-Fahrer könnte diese im Zuge seines Kampfes mit ihm, dem Polizisten, ergreifen. Der Zeuge habe das verhindern wollen. Richter Attila Joo entschied daraufhin, dass Gabor S. am kommenden Dienstag noch einmal zur Verhandlung erscheinen muss, da das Gericht diesen Aspekt abschließend klären will.

Schussabgabe während Verfolgung

Am Donnerstagnachmittag wurde auch jener Beamte befragt, der mit seinem Auto den insgesamt vier "Hummer"-Fahrern - der Österreicher war in Begleitung von drei Deutschen unterwegs - nachgefahren war. Er hatte seiner Darstellung nach drei Schüsse auf die Reifen des österreichischen Fahrers abgegeben, nachdem dieser die Aufforderung zum Anhalten trotz Blaulichts und Sirene ignoriert und seine Fahrt - angeblich in Schlangenlinien - fortgesetzt hatte, wobei er der Polizei den "Stinkefinger" präsentierte und die Zunge zeigte. Die Schussabgabe rechtfertigte der Polizist damit, dass dies "der Verhinderung weiterer Taten" gedient hätte.

Video der Festnahme in Ungarn

Lebenslange Haft droht

Dem Angeklagten wird neben Mord auch Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefährdung des öffentlichen Verkehrs angelastet. Ihm droht im schlimmsten Fall lebenslange Haft. (APA)

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(Quelle: salzburg24)

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