Die letzten Tage und Wochen waren geprägt vom Einsatz am Bahnhof und an der Grenze zu Freilassing. Fast alle der Flüchtlinge wollen nach Deutschland. Aber pro Woche stellen etwa 200 Menschen ihren Asylantrag in Salzburg. „Wenn wir jetzt richtig agieren und gemeinsam die passenden Schritte setzen, die Menschen richtig integrieren, dann ist das eine strukturelle Chance für die Stadt. Viele der jetzt Asylsuchenden sind gut ausgebildet und wollen einen wertvollen Beitrag für unsere Wirtschaft leisten. Unsere Aufgabe ist es diese Leute schnell und direkt fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Nicht zuzuschauen, sondern aktiv eingreifen und gestalten! Das ist meine Devise!“, so die Vizebürgermeisterin.
Am Mittwoch bekamen die 22 Personen, die die Pflichtdeutschkurse der Stadt Salzburg für Asylberechtigte absolvierten, ihre Zeugnisse. Ziel war es, die Leute sprachlich fit für den Arbeitsmarkt zu machen. „Als ehemalige Deutschlehrerin weiß ich, dass ohne Deutschkenntnisse keine Integration möglich ist, nicht in das Wohnumfeld und nicht am Arbeitsmarkt. Voraussetzung ist, dass die Asylberechtigten mitarbeiten. Wir verlangen viel von ihnen und die meisten geben auch viel! Integration ist für beide Seiten harte Arbeit“, so Hagenauer.
Neu ab November: Info-Guide für Asylwerber
Viele Asylwerber in Österreich kommen aus einem gänzlichen anderen Kulturkreis. Sie wissen nicht um Regeln und Verhaltensweisen in unserem Land. Dabei kommt es immer wieder zu Ärgernissen, Konflikten und vielen Missverständnissen. Um dem vorzubeugen ist es unumgänglich die Menschen über „Regeln“ in Österreich aufzuklären. Da geht es um Pünktlichkeit, den Umgang der Geschlechter untereinander und um Sauberkeit im öffentlichen und privaten Raum. Dazu adaptiert die Stadt einen „Refugee Guide“ aus Deutschland. Dieser Leitfaden soll über die Freiwilligen-Deutschkurse vermittelt werden. Und einmal im Quartal lädt die Stadt Salzburg zum Infoabend „Miteinander Salzburg verstehen“.
Erfolgreiche Projekte laufen weiter
Viele erfolgreiche Projekte laufen bereits seit längerem: Die Stadt hat beste Erfahrung mit der gemeinnützigen Beschäftigung von Asylwerbern in einzelnen Ämtern gemacht: Junge Asylwerber verstärken seit März 2013 verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung: Die Einsatzgebiete sind im Magistrat breit gestreut: Sie haben heuer bereits an der Müllbuster-Aktion zum Frühlingsputz in der Stadt mitgewirkt, arbeiten in der Hauswirtschaft und der Gartenbetreuung der Seniorenheime, bei der Straßenreinigung, haben vor dem Start der Badesaison an der Reinigung der Becken in den Freibädern mitgearbeitet, pflegen am Kommunalfriedhof und am Salzachsee die Grünanlagen und reinigen Glascontainer beim städtischen Abfall-Service. Soziale Einrichtungen haben schon angefragt, ob Asylwerber für Hilfstätigkeiten kurzfristig eingestellt werden könnten. Eine Ausweitung der Gemeinnützigkeit ist hier anzudenken. Bislang hat die Stadt Salzburg rund 300 Asylwerbern die Möglichkeit einer solchen Beschäftigung geboten.
„Wir hier in der Stadt Salzburg haben mit den Deutschkursen für Asylberechtigte und dem Sprachtraining im Freiwilligennetzwerk der Diakonie bereits jetzt sehr positive Erfahrungen gemacht!“, so Hagenauer. Allein für diese beiden Projekte nahm die Stadt Salzburg heuer zusätzlich fast 140.000 Euro in die Hand und die Vizebürgermeisterin ergänzt, dass Integrationsarbeit dann am besten funktioniert, wenn sie unmittelbar, rasch und sehr konkret, also nah an den Bedürfnissen der Menschen ist. Und Deutsch lernen ist die Basis aller Integration.
Ein weiterer Schwerpunkt für die Stadt ist die bestmögliche Integration und Einbindung der Kinder von Asylberechtigten in den städtischen Schulen und an den Kindergärten. Das erfolgreiche Sprachprojekt „Ein Rucksack voller Lebenschancen“ setzt in der heurigen Saison einen besonderen Schwerpunkt auf diese Kinder. Hagenauer ist überzeugt, dass erfolgreiche Integrationsarbeit bereits im Kindergarten und Volksschulen ansetzen muss. Es müssen auch die Eltern so schnell als möglich in diesen Prozess einbezogen werden und ihren Teil dazu beitragen. Weitere erfolgreiche Projekte sind: Die Reihe „MITEINANDER“, die aus integrativen Stadtspaziergängen (Miteinander Entdecken), aus einem Konversationskurs in der Stadt:Bibliothek (Miteinander Reden), aus einem Leseprojekt für Mädchen und Burschen (Miteinander Lesen), einem Integrationsprojekt, dass durch den Magen geht (Miteinander Essen) und zu guter Letzt den bebilderten Hausordnungen (Miteinander Wohnen) besteht.
Geplante Maßnahmen für Asylwerber:
- Mehr Personal für die schnellere Abwicklung der Asylverfahren
- Verbesserung sozialen Betreuungsschlüssel für AsylwerberInnen von 1:170 auf 1:85
- Umfassendes Clearing bei der Erstaufnahmestelle mit allen Daten zur Person, die automatisch an die nachfolgenden betreuenden Organisation und Behörden weitergereicht werden.
- Verpflichtender Deutschkurs für AsylwerberInnen von mindestens 15 Stunden bereits in der Grundversorgung
- Mehr gemeinnützige Arbeit ermöglichen
- Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ab dem ersten Tag in der Einrichtung in Deutschkurse und Ausbildungsmaßnahmen geben
- Bessere Integration junger Flüchtlinge in die Schule auch nach der Schulpflicht auch in Bundesschulen
Maßnahmen für Asylberechtigte:
- Massiver Ausbau der Kursangebote um die Deutschkenntnisse auf B 1 – Niveau zu heben
- Integrationsberatung mit Zielvereinbarungen - ÖIF muss endlich operativ tätig werden und aktiver Partner sowohl in der Beratung als auch in der Betreuung werden
- Schnelle Abklärung der schulischen und beruflichen Qualifikationen
- Begleitung bei der Nostrifikation
- Jede Woche zuwarten ist eine verlorene Woche für die Integration.
Hagenauer fordert vom Bund eine Million Euro für 2016
Mit der Integration der Flüchtlinge kommen in naher Zukunft zusätzliche Aufwendungen und Kosten auf die Städte und Gemeinden zu. „Darüber muss jedenfalls im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen gesprochen werden. Die Kommunen brauchen Geld zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben. Um unnötige Sozialausgaben zu vermeiden muss oberstes Ziel sein, die Menschen fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Darum raus aus der Mindestsicherung und rein in den Arbeitsmarkt. Bei Familiennachzug müssen sich die Integrationsmaßnahmen ehest möglich auf die Familie ausweiten. Mit allen sollte ein persönlicher Integrationsplan erarbeitet werden.“, so Hagenauer und weiter: „Aus diesem Grund fordern wir vom Bund für das Jahr 2016 eine Million Euro um mehr konkrete Maßnahmen in der Kommune umsetzen zu können.“ Das Integrationsministerium müsse endlich aus der selbstverschriebenen Schockstarre aufwachen und konkrete Projekte mit den Kommunen umsetzen. Etwa bei den Deutschangeboten: Hier ist die Bundesfinanzierung bei weitem nicht ausreichend und auch nicht zielgerichtet. Integration ist eine gesellschaftliche Kernaufgabe, aber jemand muss sich den Menschen verantwortlich fühlen und für sie arbeiten.
Von den 75 Millionen, die die Regierung für die Integration der Flüchtlinge geplant hat, ist kein einziger Euro für die Kommunen vorgesehen, kritisiert Hagenauer. „Hier in den Städten und Gemeinden passiert die Integration. Integration gibt es nicht umsonst. Das kostet Geld. Die Stadt gibt jährlich für konkrete Integrationsmaßnahmen über 300.000 Euro aus. Rechnet man andere Projekte dazu, die als Teilziel auch die Integration haben, dann ist es weit mehr als eine Million. Die Kommunen in dieser Situation finanziell alleine zu lassen ist nicht akzeptabel“, schließt Hagenauer.
(Quelle: salzburg24)