Die Zielvorgaben fürs Betreuen unter Dreijähriger für 2010 erreicht das Land wohl erst in zwölf Jahren. Dazu kommt nun eine Mehrbelastung durch die Halbierung der Landeszuschüsse. „Kaum wo ist Kinder betreuen zu lassen so teuer wie in Salzburg“, sagt AK-Präsident Pichler. „Es braucht positive Signale statt unsoziale Kürzungen!“
516 Einrichtungen überprüft
516 Kinderbetreuungseinrichtungen im Bundesland Salzburg nahm die AK für ihre Studie unter die Lupe, die heuer wieder in Kooperation mit dem Landesstatistischen Dienst erstellt wurde. Die klassische Betreuung in Kindergärten macht aktuell 44 Prozent davon aus. Während deren Zahl in den vergangenen fünf Jahren annähernd stagnierte, stieg die Zahl der so genannten „alterserweiterten Betreuungseinrichtungen“. Dort werden neben Kindergartenkindern auch Unter-Dreijährige und nachmittags Schüler betreut. Es gibt heute 22 mehr alterserweiterte Einrichtungen (plus 17,5 Prozent) als vor fünf Jahren. Sie stellen jetzt 28,7 Prozent des gesamten Angebots. Bei Krabbelgruppen sind es im Fünfjahresvergleich sogar 57 Einrichtungen mehr (plus 93 Prozent). AK-Präsident Siegfried Pichler: „Es ist erfreulich und geht in die richtige Richtung, wenn die Zahl der Betreuungsplätze steigt. Aber das muss noch schneller gehen, damit junge Familien auch wirklich etwas davon spüren – insbesondere was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft!“
Deutlich weniger Betreuungsangebot im Süden
Leider zeigt sich dabei auch ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Im Schnitt bieten fast 56 Prozent aller Betreuungseinrichtungen im Land an, sich den ganzen Tag um das Kind zu kümmern. Aber die Verfügbarkeit nimmt stark ab, je weiter man in den Süden des Bundeslandes blickt. Dazu passt, dass fast neun von zehn (87,5 Prozent) Lungauer Gemeinden keine Krabbelgruppe, mehr als die Hälfte keinen Kindergarten und keine alterserweiterten Gruppen haben (56,3 beziehungsweise 53,3 Prozent). Im Flachgau hat nur knapp ein Drittel keine Krabbelgruppe und keine alterserweiterte Gruppe. Nur etwa jede achte Gemeinde hat keinen eigenen Kindergarten. „Es gibt nach wie vor Gemeinden, in denen seit Jahren der Kindergarten – wenn es ihn gibt – das einzige Betreuungsangebot darstellt. Und auch das in diesem Fall ausschließlich vormittags. Das betrifft vor allem den Lungau und den Pinzgau, aber auch Pongau und Flachgau“, sagt AK-Frauenreferentin Stephanie Posch, die Autorin der Studie. Ein derart kahles Angebot herrscht im Flachgau und im Pongau in jeweils zwei, im Pinzgau in fünf und im Lungau in sechs Gemeinden. „Hier muss allerdings dazugesagt werden, dass in kleinen Gemeinden, in denen wenige Kinder unter 15 Jahren wohnen, manchmal eine zu geringe Nachfrage da ist. In diesen Gemeinden ist es sinnvoll, Kooperationen mit Nachbargemeinden zu treffen, was teilweise bereits gemacht wird“, so Posch.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf schwierig
Noch dramatischer wird die Lage, wenn man den von der AK entwickelten Indikator für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heranzieht. Er setzt zum Beispiel mindestens 45 Stunden Öffnungszeit pro Woche und mindestens 9,5 Stunden an vier Wochentagen sowie ein Angebot fürs Mittagessen und maximal fünf Wochen Betriebsurlaub voraus. Aktuell entsprechen nur 26,2 Prozent aller Einrichtungen diesen Kriterien. Das sind sogar 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Tennengau ist der Anteil mit einem Drittel am Höchsten, im Pinzgau mit knapp 16 Prozent am niedrigsten. Und auch bei der Betreuung unter Dreijähriger besteht Aufholbedarf. Nur 17,6 Prozent werden in Einrichtungen betreut. Das ist zwar über ein Prozent mehr als 2012/2013, aber immer noch deutlich weniger als die 33 Prozent, die laut „Barcelona Ziel“ schon 2010 hätten erreicht werden sollen. Auch die in der AK-Studie separat erfasste nicht-institutionelle Betreuung durch Tagesmütter ändert nichts an diesem Defizit. Nur 4,4 Prozent der unter Dreijährigen – das sind 1.217 Kinder im Bundesland – kommen dort unter. Salzburg bleibt auch dann weit unter der Zielvorgabe.
Die meisten Kinder unter drei Jahren werden in der Stadt Salzburg betreut (24,7 Prozent). Die wenigsten im Pinzgau (13,6 Prozent). „Das Angebot wächst, aber viel zu langsam. Wenn es so weitergeht, dann werden wir erst in 12 Jahren auf genügend Betreuungsplätze für ein Drittel der ganz Kleinen kommen – fast 20 Jahre zu spät“, sagt AK-Präsident Siegfried Pichler. Immerhin liegt das Land bei den Drei- bis Fünfjährigen im Soll: Mehr als 90 Prozent werden betreut. 94,3 Prozent in der Stadt Salzburg, 86,9 Prozent im Pinzgau, der auch hier Schlusslicht ist.
Öffnungszeiten werden länger – aber nicht in den Ferien
Positiv ist, dass sich immer mehr Einrichtungen mit ihren Betriebszeiten den Erfordernissen der Arbeitswelt der Eltern annähern: Die Hälfte aller Angebote im Land bietet mittlerweile Öffnungszeiten von neun oder mehr Stunden pro Tag. Die längsten Öffnungszeiten und der Höchste Anteil an Ganztagesbetreuung finden sich in der Stadt Salzburg (61,3 Prozent).
Problematisch wird es aber in den Ferienzeiten. Mehr als die Hälfte aller Einrichtungen (52,7 Prozent) hat mehr als fünf Wochen pro Jahr geschlossen. Wenn die betroffenen Gemeinden keinen Sommerkindergarten als Ausweichlösung anbieten oder dieser nicht allen Altersgruppen offensteht, dann wird es schwer, eine gute Betreuung zu finden. Im Kindergartenjahr 2013/2014 hatten Kindertagesheime durchschnittlich insgesamt 28,5 Tage geschlossen – einen Tag weniger als im Jahr davor. Besonders Horte und Kindergärten schließen ihre Pforten überdurchschnittlich oft (28,2 und 34,4 Tage).
Kosten steigen noch weiter
Die größte Sorge der AK liegt derzeit aber im finanziellen Bereich. Aktuell müssen für Kinder ab drei Jahren mindestens 72 Euro und maximal 440 Euro an Beiträgen entrichtet werden. Diese Grenzwerte – für Kinder unter drei sind es statt 72 sogar 116 Euro – müssen selbst bei sozialer Staffelung der Betreuungsbeiträge eingehalten werden. Die daraus entstehende Belastung für viele Familien wurde bisher durch den einkommensunabhängigen Zuschuss des Landes von 25 bis 50 Euro abgefedert. Kein Wunder dass sich die Durchschnittspreise seit dessen Einführung 2009 erheblich verringerten. „Wird dieser Zuschuss jetzt wie vom Land geplant halbiert, dann steigen die Preise für den Kindergarten ab Herbst um im Schnitt 21 Prozent. Eltern müssen künftig pro Kind bis zu 300 Euro mehr im Jahr bezahlen“, kritisiert Siegfried Pichler die unsoziale Kürzung.
In Salzburg sind im Bundesländervergleich schon jetzt hohe Gebühren für Kinderbetreuung zu zahlen. „In Wien werden bis sechsjährige ganztägig gratis betreut. Im Burgenland immerhin 70 Prozent der Kinder auf Basis einer einkommensabhängigen Förderung. In Oberösterreich ist die Betreuung von 2,5 bis sechs Jahren gratis. In Kärnten und Niederösterreich immerhin die Betreuung der drei bis sechsjährigen vormittags. In der Steiermark wird nach Familieneinkommen gestaffelt. In Vorarlberg und Salzburg ist nur das letzte Kindergartenjahr bei Halbtagsbetreuung beitragsfrei – und das ist per Bundesgesetz vorgeschrieben“, sagt Stephanie Posch.
Landesregierung will gegenlenken
Im Jahr 2013/14 konnten in Salzburg bereits 270 neue Krabbelplätze geschaffen werden, 2014/15 wird es noch einmal eine massive Steigerung an Betreuungsplätzen geben: „Neben 550 Kindergartenplätzen und 150 Plätzen in alterserweiterten Gruppen sind weitere 200 Krabbelplätze für das kommende Kindergartenjahr in Planung. Das sind knapp 500 neue Betreuungsplätze für die Unter-Dreijährigen in nur zwei Jahren. Das kann man durchaus als Erfolg bezeichnen“, so die grüne Landtagsabgeordnete Barbara Sieberth.
(Quelle: salzburg24)