Zu wenig Bewerbende

Pflegemangel in Salzburg spitzt sich weiter zu

Veröffentlicht: 06. Februar 2023 17:04 Uhr
Der Pflegekräftemangel in der Stadt Salzburg spitzt sich weiter zu: Etwa 25 Prozent der verfügbaren Plätze stehen aufgrund von fehlendem Personal leer. Zu welchen Auswirkungen dieser Mangel führen kann, zeigen die Schilderungen einer Angehörigen.
SALZBURG24 (mem)

In der Stadt Salzburg können 327 Plätze in den Seniorenwohnhäusern (SWH) nicht betrieben werden. Alleine in den städtischen SWH und privaten Häusern mit städtischem Zuweisungsrecht stehen aktuell (Stand 2. Februar) 211 Betten frei – aufgrund von Personalmangel. Von insgesamt 893 Plätzen sind somit nur 682 belegt, was einen Leerstand von 24 Prozent bedeutet. Um Abgänge durch Pensionierungen, Krankheit oder Schwangerschaft ausgleichen zu können, fehlen der Stadt etwa 100 Bewerber:innen.

Pflegende fordern positiven Blick auf ihren Beruf ein

Während 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Salzburg von ihren Angehörigen zu Hause gepflegt werden, sind Personalmangel und Zeitnot Dauerthema im Berufsfeld. Viel wurde schon probiert, nur …

Jeder vierte Betreuungsplatz ungenutzt

Zwar liegen der Stadt Salzburg keine aktuellen Zahlen zu den privaten Seniorenwohnhäusern ohne Zuweisungsrecht im Stadtgebiet vor, einer Schätzung zufolge, basierend auf dem Sozialbericht des Landes, gibt es in Salzburg weitere 388 Plätze in privaten Häusern. Geht man hier von einem Leerstand von einem Drittel aus, so fehlen weitere 116 Plätze. Zusammen mit den 211 unbelegten Plätzen der städtischen Wohnhäuser ergibt das einen geschätzten Leerstand von insgesamt 327 Plätzen oder 25 Prozent alleine in der Stadt Salzburg. Jeder vierte Betreuungsplatz bleibt somit ungenutzt.

Stadträtin Hagenauer fordert Pflegeschulen

„Wir haben zu wenig Pflege- und Betreuungsplätze im Langzeitbereich. Das betrifft nicht nur die städtischen Wohnhäuser, sondern auch die Privaten und die Gemeinden im Land. Das resultiert aus einem Personalmangel, über den wir schon seit vielen Jahren reden und wo einfach nichts passiert“, so Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) bei einem Hintergrundgespräch am Montag. Sie fordert Pflegeschulen, bei denen die Auszubildenden – ähnlich wie bei der Polizei – 2.000 Euro monatlich bekommen und angestellt sind.

 

Pflege wirkt sich auf SALK aus

Dabei wirkt sich der Pflegemangel längst auch auf die Salzburger Landeskliniken (SALK) aus. Mehr als 60 Betten seien mit reinen Pflegefällen belegt. Laut SALK binden diese Patient:innen rund 5.000 Belegstage pro Jahr. Aktuell würden die Kosten pro Pflegebett 410 Euro betragen, die in Zukunft auf 465 Euro angehoben werden sollen. Dem gegenüber koste ein Pflegebett der höchsten Pflegestufe 7 je nach Träger 159,58 Euro (öffentlich) oder 185,88 Euro (privat).

Angehörige zeigt Folgen des Pflegenotstands auf

Zu welchen Auswirkungen der Personalmangel in der Pflege in Salzburg führen kann, zeigen die Schilderungen einer betroffenen Angehörigen: Ihre Großmutter sei im August letzten Jahres im Alter von 96 Jahren nach einem längeren Aufenthalt in der Christian Doppler Klinik (CDK) in eine Betreuungseinrichtung in Mondsee überstellt worden. Dort habe sie ein Zwölf-Quadratmeter-Zimmer bezogen, Bad und WC hätten sich auf dem Gang befunden. Für Miete, Betreuung und Betriebskosten sowie Medikamente seien Kosten von mehr als 4.050 Euro monatlich angefallen.

Die Betreuung sei jedoch sehr dürftig gewesen. Die Dame habe bei jedem Besuch über Hunger geklagt. Als die 96-Jährige aus dem Bett fällt und eine Nacht auf dem Fußboden verbringt, wendet sich die Familie an einen Anwalt, der wiederum empfiehl, mit der Stadt Salzburg in Kontakt zu treten. Daraufhin konnte der Dame ein Platz in der Diakonie im Stadtteil Aigen vermittelt werden. Der Fall werde aktuell rechtlich geprüft.

„Wir müssen an Lösungen arbeiten“

„Wir müssen endlich ins Tun kommen. Es reicht mit Arbeitsgruppen und großen Überlegungen, nur um sich dann wieder im Detail zu verlieren. Wir müssen an Lösungen arbeiten. Und diese Überlegungen gibt es schon. Ein Übergangspflegemodell ist seit 2017 fertig erarbeitet. Das könnten wir schon seit fünf Jahren umsetzen“, sagt Christoph Baumgärnter, Amtsleiter der Senioreneinrichtungen, beim Hintergrundgespräch am Dienstag.

Für die Lösung der Probleme im Bereich der Pflege brauche es jedenfalls eine bundesweite Herangehensweise. „Häuser könnten wir bauen wie Sand am Meer, aber es fehlen die Menschen, die darin arbeiten“, so Baumgärnter abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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