Neue Standorte

Projekt gegen Frauengewalt "StoP" in Salzburg-Stadt wird ausgebaut

Das Nachbarschaftsprojekt "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt" wird in Salzburg weiter ausgeweitet. Im Bild (v.l.n.r.): Gewaltschutzbeauftragte Isabel Bojanovsky, Projektleiterin Doris Wlczek-Spanring und Sozialstadträtin Andrea Brandner (SPÖ).
Veröffentlicht: 04. März 2024 17:12 Uhr
Gewalt gegen Frauen nimmt nicht ab, tatsächlich steigt die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote. Die Stadt Salzburg weitet nun das Projekt gegen Partnergewalt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt" aus, kündet Sozialstadträtin Andrea Brandner (SPÖ) in einem Pressegespräch am Montag an.
Moni Gaudreau

Im Bundesland Salzburg wurden 850 Betretungs- und Annäherungsverbote im Vorjahr ausgesprochen. Allein in der Stadt Salzburg waren es 372 - ein trauriger Rekord. Denn seit 2020, damals lag die Zahl bei 184, steigen die ausgesprochenen Verbote jährlich.

Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren, Helplines – Hilfsangebote bei Gewalt gegen Frauen gibt es in Salzburg einige. „Aus der Erfahrung wissen wir aber, dass viele Frauen die Angebote nicht kennen. Mit dem Projekt ‚StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt‘ bringen wir die Angebote in die Nachbarschaft“, erklärt Projektleiterin Doris Wlczek-Spanring und verkündet bei einer Pressekonferenz am Montag, dass das Projekt auf weitere Stadtteile ausgeweitet wird.

StoP kommt nach Liefering und Salzburg-Süd

Nach Lehen wurde das Projekt nun auch in die Stadtteile Liefering und Salzburg-Süd gebracht, im September soll Itzling folgen. Österreichweit gibt es damit aktuell 30 StoP-Standorte. „Im Bewohnerservice (BWS) Salzburg-Süd wird am kommenden Montag, dem 11. März, der erste Nachbarschaftstisch stattfinden“, freut sich StoP-Mitarbeiterin Eva Keyser. Einmal im Monat sollen Treffen wie dieses entweder im BWS oder im Zentrum Herrnau abgehalten werden.

Nachbarschaft in Lehen hilft Frauen gegen Gewalt

Im Stadtteil Lehen läuft das Projekt bereits seit zwei Jahren. 250 Kontakte konnte Wlczek-Spanring im Vorjahr verzeichnen. „Und das sind aktive Gespräche, und nicht in die Hand gedrückte Flyer.“ Als Salzburgs StoP-Koordinatorin verfolgt sie vor allem zwei Ziele. An den sogenannten Nachbarschaftstischen kommen regelmäßig acht bis zehn Menschen aus der Gegend zusammen und diskutieren, wie der Stadtteil für Frauen sicherer gemacht werden können.

 

Außerdem will sie ein Tabu brechen. „Ich muss mich trauen dürfen, darüber reden zu dürfen“. Die meisten Betroffenen würden sich – wenn überhaupt – an Freund:innen, Bekannte oder Nachbar:innen wenden. Genau hier setze das Projekt an. In Trainings und Workshops würden Menschen lernen, Zivilcourage zu zeigen und den Betroffenen dann zu helfen. „Von der Nachbarin nimmt man eher einen Flyer und akzeptiert Hilfe, als von einer fremden Person“, sind sich die beiden neuen StoP-Mitarbeiter:innen Susanne Imhof und Eva Keyser einig. Sie absolvieren gerade eine Ausbildung, um die zwei neuen StoP-Standorte in Salzburg führen zu können.

Auch Oberndorf zeigt Interesse am Projekt

Ziel sei der flächendeckende Ausbau des StoP-Projekts in Stadt und Land Salzburg. In der Landeshauptstadt sollen die StoP-Standorte nach und nach in den sieben Bewohnerservice-Zentren in unterschiedlichen Stadtteilen angesiedelt werden. Dafür will die Stadt 100.000 Euro in die Hand nehmen. Als erste Stadt im Bundesland holte sich Oberndorf (Flachgau) bereits Informationen von Salzburgs Projektleiterin Wlczek-Spanring

Brandner sieht Nachholbedarf bei Männern

„Für die Frauen wird viel getan – und das ist auch gut so. Aber wir müssen vielmehr die Männer ins Boot holen“, meinte die Sozialstadträtin und sieht somit noch Nachholbedarf im Bereich der präventiven Täterarbeit. Gefährder, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde, müssen seit Herbst 2021 verpflichtend an einer sechsstündigen Gewaltpräventionsberatung teilnehmen. Dabei lernen Männer, wie sie mit ihrer Gewalt umgehen können. Diese Gesprächstherapie würde laut Brandner auch gut angenommen werden.

Außerdem sprach sich Sozialstadträdtin Brandner im Medientermin erneut für ein Transmitter-Armband für Gewalttäter aus. „Mit Vorwänden wie ‚Ich will die Kinder sehen‘ oder ‚muss nur schnell etwas holen‘ finden viele immer wieder einen Weg, sich der Frau oder der Familie anzunähern“, so Brandner. Mit einem Transmitter-Armband nach dem spanischen Vorbild seien die Wege der Gewalttäter für die Polizei nachvollziehbar. Diese Entscheidung muss aber der Bund treffen.

(Quelle: salzburg24)

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