Die Arbeit mit Bienen wurde Fadi Koussa, einem syrischen Geflüchteten, sozusagen in die Wiege gelegt. Seine Familie hat einen eigenen Imkereibetrieb, seit den 1980er-Jahren beschäftigt sich sein Vater mit den fleißigen Tieren. Erst im April ist Koussa nach Salzburg gekommen, berichtet der 33-Jährige am Dienstag im SALZBURG24-Interview. Aktuell wartet er noch auf das Ende seines Asylverfahrens. „Ich wollte aber nicht nur zu Hause bleiben, sondern hier etwas tun und auch Deutsch lernen“, sagt der studierte Philosoph.
Anfang Juni machte der 33-Jährige dann Nägel mit Köpfen und bewarb sich beim Schädlingsbekämpfungsspezialisten Bio-Tech. Das Unternehmen hat Sitze in Salzburg und Wien und betreut zudem einige Bienenvölker, erklärt Geschäftsführer Leonhard Ségur-Cabanac. Der Honig dient dann als Firmengeschenk. Beim Vorstellungsgespräch stellte sich heraus, dass die beiden Männer die Begeisterung für Bienen und deren Betreuung verbindet. Spontan bot Ségur-Cabanac dem Imker aus Syrien an, eines seiner Völker zu übernehmen und trat in Kontakt mit der Salzburger Caritas. Denn Koussa ist noch in der Grundversorgung und darf aktuell gar nicht arbeiten. Und genau deshalb wurden heute – trotz Regens – drei Bienenstöcke im Garten der Caritas Altenpension im Salzburger Stadtteil Aigen aufgestellt. Somit ist der Startschuss für das Projekt "RefuBees" gefallen.
Bienen und frischer Wind in Caritas-Einrichtung
Von diesem Projekt profitiert nicht nur Fadi Koussa, sondern auch die Bewohner:innen der Einrichtung, ist sich Leiterin Marion Kreidenhuber sicher. „Aufgrund ihrer psychiatrischen Erkrankungen haben die Bewohnerinnen und Bewohner eher wenig Kontakt zu ihrem Umfeld – also An- und Zugehörigen. Sie sind in der Nachbarschaft zwar gut eingebunden, aber durch dieses Projekt kommt jemand regelmäßig von außen zu uns und es findet ein Austausch statt.“ Die Menschen im Haus seien sehr wissbegierig und froh, dass sie sich mit jemandem unterhalten können. „Auch wenn es momentan nur auf Englisch geht. Aber Fadi wird garantiert ganz schnell dazulernen. Es ist also im Sinne der Inklusion ein großer Beitrag für uns. Wir sind hier auch so bunt und vielfältig wie eine Blumenwiese.“
Der geerntete Honig soll auch bei der Caritas künftig als Firmengeschenk genutzt werden. „Und auch für unsere Bewohner:innen werden wir Gläser abzweigen“, schmunzelt die Einrichtungsleiterin. Das erste Gläschen bekommen aber die Nachbar:innen, betont Kreidenhuber. Auch deren Gärten, Bäume und Pflanzen würden von den Tieren bestäubt. „Die Ernte bzw. Erträge in den Gärten steigern sich dadurch.“
Unterschiede zwischen Salzburg und Syrien?
Die Arbeit mit den Bienen in Salzburg und Syrien sei grundsätzlich gleich, sagt Fadi. Hier gebe es allerdings mehr Möglichkeiten und man brauche nicht so viel Schutzkleidung wie in Syrien, wo die Tiere gefährlicher seien. Diejenigen, die es interessiert, könnten ihm gerne zusehen oder mithelfen. „Ich liebe diese Arbeit“, sagt der Imker, dem man die Begeisterung anmerkt. Künftig soll das Projekt „RefuBees“ ausgeweitet werden, kündigt Andrea Schmid, stellvertretende Caritas-Direktorin, an. „Wir wollen Bienenstöcke in allen Einrichtungen mit Gärten aufstellen. Den Caritas-Honig könnten wir dann verschenken oder verkaufen, zum Beispiel über unsere Tageszentren oder auf Märkten.“
Die fleißigen Bienen sind also nicht nur für die Natur wertvoll, sondern bieten Fadi Koussa eine erfüllende Beschäftigung und regen den Austausch zwischen dem engagierten Imker und den Menschen in der Salzburger Altenpension an.
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(Quelle: salzburg24)