Nachdem Missstände bei der Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner im Senecura-Seniorenwohnhaus (SWH) in Salzburg-Lehen im Herbst 2022 öffentlich geworden waren, übernahm die Stadt die Einrichtung im heurigen März. Am heutigen Dienstag zogen Sozialstadträtin Andrea Brandner (SPÖ) und Hausleiter Thomas Thöny eine erste Bilanz.
Aktuell leben 35 Personen im Seniorenwohnhaus. Diese Woche sollen sieben weitere einziehen – darunter zwei Ehepaare, heißt es. Bis Weihnachten soll die Anzahl der Bewohner:innen also auf 42 steigen. Bei der Übernahme im März waren es 33. Nach den Feiertagen seien die nächsten Einzüge geplant, berichtet Thöny.
Aktuell 68 Mitarbeitende in Lehen
Zuwächse melden die Zuständigen auch beim Personal: Von den ursprünglich 44 Mitarbeiter:innen, die vom Vorbetreiber übernommen wurden, ist das Team auf mittlerweile 68 Personen gewachsen. 23 von ihnen seien für die Pflege zuständig, 22 in der Alltagsbegleitung und Betreuung. Hinzu kommen Personal in der Küche, der Verwaltung, Ergotherapie, Haustechnik sowie drei Zivildienstleistende.
Pflegelehrling soll 2025 starten
Die Stadt wirbt aber weiterhin um Pflegepersonal. In der Betreuung sei man in Lehen derzeit voll besetzt. Interessierte – auch Quereinsteiger:innen – könnten jedoch in den fünf anderen Häusern aufgenommen werden. Im kommenden Jahr soll die Absolvierung der Pflegelehre in allen sechs städtischen Seniorenwohnhäusern möglich sein. In Lehen soll der erste Pflegelehrling im kommenden Jahr aufgenommen werden, sagt Thöny.
Erste Sanierungsarbeiten abgeschlossen
Der zweite Stock des Gebäudes wurde vollständig saniert. Im Jänner sollen die Arbeiten im dritten Obergeschoß abgeschlossen sein. Die Sanierung des vierten Stocks sei im Budget für das kommende Jahr bereits berücksichtigt. Nach der Generalsanierung sollen 90 Betten in 78 Zimmern zur Verfügung stehen. 66 Einzel- und zwölf Doppelzimmer sind geplant.
Warten auf Tageszentrum
Hinzugekommen ist der Mittagstisch – also ein gemeinsames Mittagessen. Dieser werde von 15 Personen – vor allem aus dem Betreuten Wohnen in der Nachbarschaft – genutzt. Noch nicht umgesetzt worden ist das angekündigte Tageszentrum. Der Antrag auf Trägerwechsel wurde laut Stadt beim Land Salzburg eingereicht. Gibt die Behörde grünes Licht, könnte das Tageszentrum ab 2025 bis zu zehn Gäste Platz bieten und pflegende Angehörige entlasten. Ebenfalls ausgearbeitet werden Konzepte für die Nutzung des Fitnessraums und ein „Generationenkochen“.
Folgende Angebote gibt es bereits:
- „Malen mit Demenz“: Unter Anleitung von Künstler:innen entstehen kleine Kunstwerke
- Besuche von vier Schülerinnen des BG Zaunergasse für den Austausch zwischen Jung und Alt
- Zusammenarbeit mit Polytechnischem Lehrgang
- Zusammenarbeit mit Kindergärten und Krabbelgruppe
- Zweiwöchentlicher Bibliotheksbesuch
Hintergründe zum Seniorenwohnhaus
Das Seniorenwohnhaus im Salzburger Stadtteil Lehen war im Herbst 2022 durch einen Pflegeskandal in die Schlagzeilen geraten. Die Volksanwaltschaft hatte bei der vom privaten Träger Senecura geführten Einrichtung gravierende Missstände bei der Versorgung der Patient:innen aufgedeckt. Grund dafür sei akuten Personalmangel gewesen, sagte der damalige Sozialreferent und LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne). Schellhorn selbst war in die Kritik geraten, nicht rascher auf die Missstände reagiert zu haben. Ende September 2022 trat er schließlich von seinen Ämtern zurück.
Ermittlungen gegen die 16 Mitarbeitenden des Heims wurden im März 2023 eingestellt. Ein bewusst vorsätzliches Vernachlässigen einer Person sei nicht nachweisbar gewesen, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg. Die Einvernahme der Beschuldigten und die Pflegedokumentation habe ergeben, dass die ohnehin schon dünne Personaldecke zusätzlich durch einen Corona-Cluster noch dünner geworden sei. Alle, die im Heim tätig waren, seien aber bestrebt gewesen, alles am Laufen zu halten. Am 1. März des heurigen Jahres hat die Stadt Salzburg das Seniorenwohnheim in Lehen übernommen. Es ist das sechste Heim, das die Stadt selbst betreibt. Die Einrichtung befinden sich in Itzling, Hellbrunn, Nonntal, Lehen, Liefering und Taxham.
(Quelle: salzburg24)