Wie SALZBURG24 kürzlich berichtet hatte, schließt das Frauenhaus "Mirjam" in Hallein mit Ende Juni seine Türen. Diese Entscheidung sorgte am Dienstag erneut für Kritik vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF).
Hilfe für über 1.000 Frauen
"Mit der Schließung fällt ein wichtiger Teil der sozialen Landschaft einer ganzen Region komplett weg", teilte AÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer am Dienstag in einer Aussendung mit. Über 1.000 Frauen mit rund 900 Kindern hätten in den vergangenen Jahrzehnten im "Haus Mirjam" Schutz gesucht und Betreuung erhalten. "Frauenhäuser sind die Grundpfeiler im Gewalt- und Opferschutz und dürfen nicht mutwillig zerstört werden."
"Fragwürdiges Experiment auf Kosten gewaltbetroffener Frauen"
Zwar werde das Frauenhaus in der Stadt Salzburg von neuen Trägern weitergeführt. "Es wird aber an zwei Organisationen übergeben, die keine Expertise im Gewalt- und Opferschutz haben." Rösslhumer erklärte, dass mit einem "noch nirgends erprobten Konzept" ein "fragwürdiges Experiment auf Kosten der gewaltbetroffenen Frauen und Kinder" gestartet werde. Auch der AÖF habe sich im Zuge der Neuausschreibung beworben, sei aber ohne nachvollziehbare Begründung nicht zum Zug gekommen.
Frauen- und Familienlandesrätin befürwortet Konzept
Die Frauen- und Familienlandesrätin Andrea Klambauer (NEOS) kann die Kritik nicht nachvollziehen. Das neue Konzept sehe 32 Plätze für Frauen und Kinder in sieben Schutzwohnungen und dem Frauenhaus in der Stadt Salzburg vor, dazu komme das nicht von der Ausschreibung betroffene Frauenhaus im Pinzgau mit fünf Plätzen, sagte sie am Dienstag zur APA. "Damit schaffen wir ein flächendeckendes, wohnortnahes und ausdifferenziertes Angebot. Nicht jede Frau möchte in ein Frauenhaus gehen. Für viele ist dieser Schritt eine Hürde. Für viele ist es auch wichtig, in der Nähe zur Arbeit oder zur Schule ihrer Kinder zu leben."
Neue Angebote im Flachgau, Pongau und Lungau
Für Frauen, die einem hohen Gewaltrisiko ausgesetzt oder schwer traumatisiert seien, blieben die beiden Frauenhäuser in der Stadt Salzburg und im Pinzgau. "Mit einer Betreuung rund um die Uhr." Auch im Bezirk Hallein werde es zwei Schutzwohnungen geben. "Aber wir brauchen kein Frauenhaus in Hallein, nicht einmal eine halbe Stunde von der Stadt Salzburg entfernt. Dafür schaffen wir neue Angebote im Flachgau, Pongau, und Lungau, wo es bisher keine Unterkünfte gab." Sie habe auch vollstes Vertrauen in die beiden neuen Träger, die "Viele GmbH" und "Jugend am Werk", die sich in der ARGE Schutzunterkünfte zusammengetan haben. "Der beste Anbieter hat den Zuschlag bekommen. Es hat eine unabhängige Expertenkommission entschieden."
Letzte Tage für Frauenhaus Hallein
Unterdessen sieht das "Haus Mirjam" in Hallein seinen letzten Tagen entgegen: "Wir haben alles daran gesetzt, die Frauen gut in eigenständigen Wohnungen oder anderen Einrichtungen unterzubringen", sagte Leiterin Doris Weissenberger zur APA. "Für manche von ihnen ist dieser Schritt aber wohl etwas zu früh erfolgt." Noch betreue man viele Frauen, damit sie später eigenständig gut vorankommen. "Und wir werden das bis zum letzten Tag machen." Ob die neuen Träger die richtigen Kompetenzen hätten, ließ sie offen. "Aber uns hat die Erfahrung gezeigt, dass es ein Jahr Einschulung braucht, bis Mitarbeiterinnen fit für die Arbeit in einem Frauenhaus sind."
(Quelle: apa)