Der Salzburger S-Link soll bis zu 2,8 Milliarden Euro kosten, wie vergangene Woche bekannt wurde. An diesen Kosten stößt sich Erik Schnaitl, Geschäftsführer des Vereins "Fairkehr". In einem offenen Brief, der an Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) adressiert ist, fordert er unter anderem einen Stopp aller Großbaustellen im Verkehrssektor in Salzburg, bis diese von unabhängigen Wissenschafter:innen überprüft worden sind. Für Schnaitl seien positive Effekte im Salzburger Verkehr bereits durch weit weniger monetären Aufwand zu verwirklichen.
"Totalversagen in Salzburger Verkehrspolitik"
Am geplanten S-Link lässt er kein gutes Haar. "Mit Ihrer Unterstützung wird damit aus meiner Sicht das Totalversagen in der Salzburger Verkehrspolitik fortgeschrieben und mehrere Milliarden Euro verschwendet", geht Schnaitl hart mit Schnöll ins Gericht. Die finanziellen Aufwände des Landes in den vergangenen 30 Jahren hätten sich weder auf die Mobilität noch auf die ökologische Nachhaltigkeit ausgewirkt.
So hätte es bei der Wahl der Verkehrsmittel eine klare Tendenz hin zu ressourcenintensiveren Verkehrsmittel gegeben. Das zu Fuß gehen habe 9 Prozent an den Radverkehr verloren, der Öffentliche Verkehr habe 6 Prozent an den motorisierten Individualverkehr verloren, listet Schnaitl auf und bezieht sich auf den Grundlagenbericht REK 2021 der Stadt Salzburg.
Grundsätzliche Stoßrichtung für Schnaitl falsch
Für Schnaitl sei die grundsätzliche Stoßrichtung in der Salzburger Verkehrspolitik falsch. So setze man falsche Prioritäten, wähle falsche Experten, setze Budgetmittel ineffizient ein, führt er seine Kritik fort und ortet zudem Mut- und visionslose Politik. Gerade auch der geplante Tunnelbau für den S-Link stößt dem Fairkehr-Geschäftsleiter sauer auf. Neben hohen Kosten würde auch die Ökobilanz katastrophal ausfallen.
Großprojekte statt rascher Mobilitätsmaßnahmen?
Somit setze man erneut auf Großprojekte anstatt auf Projekte, die sich rasch realisieren ließen. Schnaitl verweist hier auf folgende Maßnahmen:
- CityBikeSystem und Ausbau der Fahrradinfrastruktur (v.a. Abstellanlagen, Verleihsysteme).
- Schaffung von Begegnungszonen (v.a. vor Schulen und Kindergärten).
- Keine direkte Stadtdurchfahrt für den motorisierten Individualverkehr.
- Verdichtung der bestehenden Bus-Takte, auch in das Umland.
- Schaffung von flächendeckender Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrende und Eltern mit Kinderwägen.
- Aufbau eines flächendeckenden Carsharing Angebotes (auch am Land).
- Generelle Geschwindigkeitsbeschränkung von 100/70/30 km/h.
- Forcierung von stellplatzfreien Wohnprojekten, auch am Land.
- Ausbau von Infrastruktur für Radfahrende und Fußgänger:innen.
Motorisierten Individualverkehr einschränken
Diese Änderungen seien innerhalb einer Legislaturperiode spürbar und könnten laut Schnaitl rasch eine Erleichterung bringen. Er fordert die Politik zudem auf, den motorisierten Individualverkehr zurückzudrängen. Mit dem Ausbau der Mönchsberggarage und der Verbreiterung der Münchner Bundesstraße hätte man allerdings genau das Gegenteil erreicht, macht Schnaitl seinem Ärger Luft.
So reagiert S-Link-Projektgesellschaft auf Kritik
Die S-Link-Projektgesellschaft weist die Kritik am Projekt aufs Schärfste zurück. "Zuletzt wurde im Dezember eine Klimabilanz vorgelegt, die eine rasche und sehr schnelle Wirkung durch die erwartete Verkehrsverlagerung zeigt. Die Verlängerung der Lokalbahn bis Hallein ist ein Projekt der Verkehrswende und als Stammstrecke mitten durch die Stadt Salzburg die Grundvoraussetzung für den weiteren Ausbau in die Regionen", heißt es in einem Schreiben an SALZBURG24 am Montagabend.
(Quelle: salzburg24)