Jung, in den besten Jahren, alt und dann hochbetagt – dass die Menschen älter werden, eint uns alle. Ältere Menschen fühlen sich gegenüber Jüngeren in vielen Lebensbereichen benachteiligt. Der Grund dafür ist oft die fortschreitende Digitalisierung. Unter anderem beklagten zwei Pensionistinnen vor wenigen Tagen in der Steiermark, dass die Rabattaktion eines Supermarkts nur mit dem Smartphone möglich seien. Zudem seien laut Seniorenvertretern verschiedene Behördenanträge wie der Reparaturbonus nur via Smartphone bzw. online und nicht analog zugänglich.
Reparaturbonus: Vertragspartner nur online zu finden
Einfache Anträge nur noch digital und Rabattaktionen nur noch übers Smartphone – „wir halten das natürlich für eine diskriminierende Situation, wohl wissend, dass wir hier rechtlich nichts machen können. Wir haben beim Handel nachgefragt. Der Handel argumentiert, dass etwa Smartphone-Aktionen nur eines von vielen Angeboten seien, das sie haben“, erklärt Michael Schleifer, Generalsekretär des Seniorenbundes, im S24-Gespräch.
Das Problem hat auch der Pensionistenverband bei seinen Mitgliedern erkannt. „Viele Dinge sind nur mehr digital zu beantragen. Dazu gehört unter anderem der Reparaturbonus oder auch der Heizkostenzuschuss“, berichtet Wolfgang Höllbacher, Präsident des Pensionistenverband Salzburg, auf S24-Nachfrage.
Beim Reparaturbonus stehen viele ältere Salzburger:innen nicht nur vor einem Antragsproblem. Laut Höllbacher sei vor allem die Suche nach den Vertragspartnern für jene Personen schwer bis unmöglich, die keinen Computer oder Internetzugang hätten. Auch die heuer zwischen dem 16. Oktober und 15. Dezember beantragbare Weihnachtsbeihilfe 2023 der Salzburger Landeshilfe kann momentan nur online oder über ein Download-Dokument angesucht werden.
Digitalisierung ja, aber auch analoge Angebote
Der Pensionistenverband hat eine klare Meinung in Sachen Digitalisierung. „Ja, die Digitalisierung schreitet voran, überhaupt keine Frage. Auch wenn wir unsere Damen und Herren schulen, gibt es immer noch genügend, die das nicht wollen oder auch einfach nicht mehr können. Viele sind nicht bereit, sich gewisse Geräte anzuschaffen. Wir fordern, dass Dinge wie der Reparaturbonus, der Heizkostenzuschuss und die Weihnachtsbeihilfe sowohl digital als auch analog machbar sind“, sagt Höllbacher.
Für viele Senior:innen in Salzburg stellen auch die neuen Möglichkeiten bei digitalen Bankgeschäften Hürden dar. In den Ballungszentren befinden sich noch ausreichend Bankfilialen, aber in einigen ländlichen Gemeinden muss die Oma ihrer Enkeltochter meist ausschließlich über Online-Banking das finanzielle Weihnachts- oder Geburtstaggeschenk überweisen. Für viele wäre eine analoge Alternative in der Nähe eine Erleichterung.
Altersdiskriminierung durch höhere Versicherungsprämien
Sowohl Seniorenbund als auch Pensionistenverband kritisieren vor allem Versicherungen für ihren Umgang mit älteren Menschen. „Ab einem bestimmten Alter werden Leistungen gekürzt oder Prämien erhöht“, so Schleifer. Höllbacher ergänzt: „Wir können da leider wenig machen, außer uns immer wieder an die Politik zu wenden. Spielt diese aber nicht mit, haben wir wenig Chancen.“
Ohne Führerschein Vereinsamung am Land
Das auch Altersdiskriminierung psychologische Folgen haben kann, ist beiden Seniorenvertretern bewusst. Der Führerschein ist am Land oftmals die Eintrittskarte in ein psychologisch wichtiges soziales Miteinander. „Ist der Führerschein weg, können die Leute vereinsamen. Speziell, wenn man ihnen wegen ihres Alters die Fahrerlaubnis nimmt. Das ist unter anderem dann ein Problem, wenn die Betroffenen nur mit dem Auto die Kilometer zum Arzt oder zum Einkaufen bewältigen können“, so Höllbacher. Die EU hat eine verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfung ins Auge gefasst. "Zum Glück ist die aktuell vom Tisch", sagt Schleifer.
Für Höllbacher führt diese Art der Altersdiskriminierung dazu, dass die Menschen durch die Vereinsamung geistig und körperlich immer schwächer würden.
Kein älterer Salzburger und keine ältere Salzburgerin müssen allein durch den digitalen Dschungel. Es gibt Angebote für Salzburger Senior:innen, die sie bei der Digitalisierung an die Hand nehmen. Neben dem Seniorenbund und dem Pensionistenverband können sich ältere Menschen auch an das Hilfswerk, die Salzburger Volkshilfe und an die Seniorenberatung der Stadt Salzburg wenden.
(Quelle: salzburg24)