Dass die Lage am Salzburger Wohnungsmarkt dramatisch ist, zeigt sich seit Wochen. Nicht nur, dass die Inflation die Lebenserhaltungskosten in die Höhe treibt, auch die Mieten und Energiepreise steigen weiter an. Das hat zuletzt in der Stadt Salzburg sogar in einer Hausbesetzung gegipfelt.
Immer mehr Salzburger:innen droht Räumung
Wöchentlich droht mehreren Salzburger:innen die Räumung ihres Zuhauses, Tendenz steigend, wie die Leiterin der Salzburger Wohnungssicherung, Barbara Descho im SALZBURG24-Gespräch am Dienstag erklärt. „Das ist sehr verheerend, denn vom Wohnen hängt eigentlich der ganze gesicherte Alltag ab. Ohne Wohnadresse ist es schwer, wieder zurück in ein geregeltes Leben zu finden.“
Wohnungssicherung greift bei Mietschulden ein
Deshalb werde auch schon bei der ersten Klage wegen Mietrückstands auf die kostenlose Beratung der Wohnungssicherung verwiesen. „Der erste Schritt ist dann, sich anzuschauen, wie es zu den Stundungen kommen konnte“, so Descho. Dann werde geprüft, ob Anspruch auf soziale Unterstützung, Wohnbeihilfe oder das Recht besteht, den Wohnschirm zu nutzen.
Wohnschirm übernimmt Corona-Schulden
Dieser Fonds des Sozialministeriums übernimmt ohne Rückzahlung Mietschulden, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, erklärt Christian Moik, Geschäftsführer der Sozialen Arbeit Salzburg, die den Schirm im Bundesland verwaltet. „Bei Mietrückstand, etwa durch Arbeitsverlust, Kurzarbeit oder auch körperliche und psychische Folgen der Pandemie wird die komplette Schuld übernommen.“ 24 Mio. Euro hat das Sozialministerium bis 2023 dafür bereitgestellt. 35 Salzburger:innen konnten so bisher ihre Mietschulden komplett tilgen, wie Moik erzählt.
Salzburger Wohnungen zu teuer für Beihilfe
Beihilfen und Co in Anspruch nehmen zu können, ist dabei keineswegs selbstverständlich, erklärt die Expertin von der Wohnungssicherung. „Die Wohnungen in Salzburg sind mittlerweile so teuer, dass die Wohnbeihilfe in den wenigsten Fällen greift.“ Denn um diese zu beziehen, darf ein bestimmter Quadratmeterpreis nicht überschritten werden und das sei „bei den Preisen fast unmöglich“.
Mietrückstand droht auch Mittelschicht
Die Miete nicht mehr zahlen zu können, sei dabei schon längst nicht mehr nur in einkommensschwachen Schichten ein Problem. „Durch die drastisch steigenden Lebens- und Wohnkosten wird die Gefahr von Mietschulden in fast allen gesellschaftlichen Schichten immer präsenter und die Anfragen für Beratungen immer zahlreicher“, so Descho.
10.000 Wohnungen in Salzburg leer
Aktuell stehen in Salzburg etwa 10.000 Wohnungen leer, berichtet etwa Kay-Michael Dankl, KPÖ-Gemeinderat der Stadt Salzburg auf Facebook. Meist um sie nach Preissteigerung gewinnbringend weiterzuverkaufen. „Es kann nicht sein, dass Wohnungen leer bleiben, um die Preise weiter in die Höhe zu treiben und sich gleichzeitig Menschen ihr Zuhause nicht mehr leisten können“, so die Expertin von der Wohnungssicherung.
Es brauche dringend Maßnahmen, um Wohnen leistbar zu machen. „Beihilfen sind immer nur der erste Schritt, Betroffenen zu helfen. Es braucht aber grundlegende Verbesserungen. Etwa, die Mieten zu deckeln oder die Richtwerte anzupassen“, so Descho abschließend.
(Quelle: salzburg24)