Hohe Energiekosten

Wird das Gemüse in Salzburg im Winter knapp?

Veröffentlicht: 13. Dezember 2022 13:18 Uhr
Die hohen Energiekosten wirken sich auch auf die heimische Gemüseproduktion aus. Viele Gewächshäuser werden im Winter mit Gas beheizt. Wie Salzburgs Gemüsebauern und -bäuerinnen damit umgehen, ob es zu einer Knappheit kommt und was das für die Preisentwicklung bedeutet, haben wir recherchiert.

Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken oder Paprika könnten diesen Winter knapp und teurer werden. Grund dafür sind die hohen Heizkosten für Gewächshäuser. Nicht nur in großen Exportländern wie den Niederlanden, sondern auch in Österreich wurde deshalb teilweise die Produktion eingestellt, wie ORF-Radio Ö1 am Montag berichtet. Wie ist die Situation in Salzburg?

Freilandanbau könnte sich verzögern

Hier ist die Ausgangslage im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Wien eine etwas andere, erklärt Rupert Quehenberger, Präsident der Salzburger Landwirtschaftskammer. Denn wegen der Klimagegebenheiten würden in Salzburg ohnehin keine Tomaten im Gewächshaus ganzjährig angebaut. Gemüsesorten wie Kraut oder Karotten überstehen den Winter auch draußen. „Der Freilandanbau startet wahrscheinlich etwas später als sonst. Die Menge wird aber gleich bleiben, wenn keine extremen Wetterereignisse wie Hagel dazwischenkommen“, beruhigt Quehenberger. Man werde vermutlich etwas länger zuwarten, damit Frischkräuter-Kulturen draußen sicher anwachsen können.

 

Gaspreise steigen enorm

Johann Winklhofer aus Viehhausen (Flachgau) heizt seine Gewächshäuser mit Gas. Der Preis sei im Vergleich zum Vorjahr sechs oder sieben Mal so hoch, erzählt er im SALZBURG24-Interview. Vor allem bei den Kräutern könne er die Produktion aber nicht wie bei Gurken oder Tomaten einfach über den Winter aussetzen: „Viele Kulturen haben eine Entwicklungszeit von sechs bis sieben Monaten.“ Im September oder Oktober startet also bereits die Produktion für die nächste Saison. „Wenn ich mir das Heizen nicht mehr leisten kann, fallen 50 Prozent vom Jahresumsatz weg. Dann habe ich ein existenzielles Problem.“

Wenig Spielraum bei Kräutern und Jungpflanzen

In seinen Gewächshäusern baut er zudem hauptsächlich Bataviasalat, Feldsalat oder Radieschen für das Frühjahr an. „Da kann ich Innen ein Flies drauf schmeißen. Wenn ich die Heizung in der Nacht zwei bis drei Grad herunterfahre, ist das kein Problem“, führt Winklhofer aus. Bei Kräutern und Jungpflanzen sei das aber nicht möglich. „Mit diesen Preisen ist es eigentlich alles andere als rentabel.“

 

Salzburger Gemüse wird teurer

Apropos Preise: Auch auf die Kund:innen wirken sich die gestiegenen Energiekosten aus. „Wir versuchen, dass sich der Preisanstieg in Grenzen hält. Die ganzen Mehrkosten für Strom und Gas kann ich nicht 1:1 auf das Produkt aufschlagen. Dann kann es sein, dass ein Stöckerl Basilikum nicht mehr 3 oder 3,50 Euro sondern 6, 7 oder 8 Euro kostet“, sagt Winklhofer. Das könnten sich dann viele Kund:innen nicht mehr leisten, befürchtet er. Deshalb versuche er, einen Spagat zu schaffen. Aktuell rechnet er mit einem Anstieg von 10 bis 20 Prozent. „Sonst bringen die Lkw und Flieger die Ware aus Spanien weit günstiger zu uns, als wir sie verkaufen.“

 

Wie bei den Stromkosten hoffe die Gemüsebranche auch bei den Heizkosten auf einen Zuschuss. „Dann werden wir da schon, hoffentlich mit einem blauen Auge, davonkommen.“ Wie schwerwiegend die Auswirkungen tatsächlich sind, zeige sich erst im Frühjahr.

Hackschnitzelheizung in Wals

Johann Feldinger aus Wals (Flachgau) heizt seine 4.000 Quadratmeter Gewächshäuser schon seit den 1980er-Jahren mit Hackschnitzeln. Ihn würden die hohen Energiepreise deshalb nicht so stark treffen wie manche seiner Kolleg:innen, betont er gegenüber S24. „Die Kosten für die Hackschnitzel sind seit dem Vorjahr um ca. 10 Prozent gestiegen.“ Feldinger baut ebenfalls hauptsächlich Feldsalat an, der die Kälte gut aushalte. „Kresse braucht aber schon ungefähr 14 bis 15 Grad.“ Tomaten kommen – wie jedes Jahr – erst im Februar dazu. „Da ist der Tag schon wieder länger und die Sonne wird stärker.“

Kleineres Winter-Sortiment schon vor Energiekrise

Nur Kalthäuser betreibt Matthias Brötzner aus Wals: „Wir haben im Winter nur Kulturen drinnen, die Kälte aushalten, wie etwa Vogerlsalat oder Petersilie. Selbst wenn es zu Frost kommt, ist das kein Problem“, schildert er im S24-Interview. Schon vor der Energiekrise habe man sich entschieden, auf Saisonalität zu achten. „Im Sommer haben wir auch Tomaten und Gurken. Jetzt im Winter gibt´s bei uns ein kleineres Sortiment. Die Leute müssen sich danach richten.“

 

Die Teuerung spüre er hauptsächlich beim Diesel für die Traktoren. „Die Gebäude beheizen wir mit Hackschnitzeln. Ich denke, wir sind da ganz gut aufgestellt“, resümiert der Walser Gemüsebauer.

 

"Qualität muss leistbar bleiben"

Für Landwirtschaftskammer-Präsident Quehenberger ist das betriebswirtschaftliche Risiko aktuell die größte Herausforderung: „Man muss sich überlegen, wie hoch man die Preise ansetzen kann. Die Leute wissen seit Corona, was heimische Qualität bedeutet. Sie muss aber leistbar bleiben.“ Trotz allem ortet er auch eine Chance in der derzeitigen Situation: „Wenn wir Regionalität wollen, sollten wir uns auch darauf besinnen, wie die Produkte hergestellt werden und welche Energieeinsätze nötig sind. Wenn man im Jänner bei minus 10 Grad Tomaten mit Mozzarella essen will, könnte man darüber nachdenken“, schmunzelt er.

(Quelle: salzburg24)

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