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Al-Sisi: Ägyptens Armeechef mit Schlüsselrolle

Veröffentlicht: 03. Juli 2013 13:03 Uhr
Von seinen Entscheidungen und denen seiner Generalskameraden hängt in Ägypten in diesen Tagen viel ab: Armeechef Abdel Fattah al-Sisi ist der erste Verteidigungsminister der ägyptischen Geschichte, der von einem demokratisch gewählten Präsidenten ernannt wurde. Manche munkelten, der als fromm geltende 58-Jährige sei "der Mann der Muslimbruderschaft in der Armeeführung".

Nun ist gerade er es, der den islamistischen Staatschef Mohammed Mursi womöglich entmachtet. In der Zeit nach dem Sturz des Langzeitpräsidenten Hosni Mubarak im Februar 2011 und vor seiner Ernennung zum Verteidigungsminister und Armeechef im August 2012 leitete der Generaloberst den Militärgeheimdienst. Außerdem gehörte er dem Oberkommando der Streitkräfte an, das unter dem Namen Oberster Militärrat (SCAF, Supreme Council of Armed Forces) nach dem Abgang Mubaraks die Macht im Lande übernahm.

Al-Sisi gehört einer Generation von Stabsoffizieren an, die - anders als der ehemalige Luftwaffenpilot Mubarak - an keinem der Kriege aktiv teilnahmen, in die Ägypten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstrickt war. Er besuchte die Militärakademie und diente als Infanterieoffizier. Noch unter Mubarak wurde er Kommandant des Armeebereichs Nord mit Sitz in Alexandria.

Der in Kairo geborene Al-Sisi gilt als gläubiger Sunnit. Seine Frau soll Gesichtsschleier tragen. In der ägyptischen Krise hielt er sich bisher weitgehend zurück. Allerdings sah er sich vor dem aktuellen Ultimatum an die Konfliktparteien schon einmal im Jänner 2013 zu einer Warnung an die politischen Kräfte veranlasst. Als heftige Krawalle die Städte am Suezkanal erschütterten, sprach er von einem Staatskollaps und erklärte, die ägyptische Armee als "stabile Säule des Staates" werde dies verhindern.

Als Chef des Militärgeheimdienstes trat Al-Sisi lediglich ein einziges Mal hervor - und das in unrühmlicher Weise, wie sich Ägypter erinnern. Als im März 2011 Militärpolizisten jugendliche Demonstranten vom Tahrir-Platz in den Keller des Ägyptischen Museums verschleppten und dort misshandelten, unterzogen sie die Mädchen und jungen Frauen unter ihnen einer besonders grausamen und erniedrigenden Behandlung - den sogenannten Jungfräulichkeitstests.

Es war Al-Sisi, der diese Praxis einige Wochen später gegenüber westlichen Medien zu begründen versuchte: Die Frauen hätten gemeinsam mit jungen Männern auf dem Tahrir-Platz campiert, und damit sie nicht später sagen würden, sie seien von Militärpolizisten vergewaltigt worden, hätte man eben ihre "Jungfräulichkeit" geprüft, behauptete er zynisch.

(Quelle: salzburg24)

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