Einige Mädchen konnten sich aus den Fängen der Kidnapper befreien, das Schicksal von mindestens 77 weiteren ist weiter unklar. Die Angehörigen zogen zum Haus eines örtlichen Verwaltungschefs, um ihr Anliegen "der Regierung des Bundesstaats Borno und der nationalen Regierung zu präsentieren", wie einer der Demonstranten sagte. "Wir wollen, dass die Vereinten Nationen uns dabei helfen, unsere Töchter zu retten", sagte Enoch Mark, dessen Tochter und zwei Nichten verschleppt wurden. "Wir möchten der ganzen Welt sagen, dass wir ihre Unterstützung brauchen."
Schon am Mittwoch waren in der Hauptstadt Abuja mehrere hundert Frauen und Männer zum Parlament gezogen und hatten die Freilassung der Schülerinnen verlangt. Ähnliche Demonstrationen fanden in den Staaten Kano und Oyo im Norden und Westen des Landes statt. Die Wut richtete sich vor allem gegen die Unfähigkeit der Behörden, die Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren zu finden.
Die islamistische Gruppierung Boko Haram hatte nach Angaben der Behörden 129 Schülerinnen entführt. Demnach kamen 52 Mädchen später wieder frei. Die Direktorin der Schule in Chibok sprach sogar von 230 verschleppten Schülerinnen. Nach ihren Angaben befinden sich noch 187 Mädchen in der Gewalt der Entführer, obwohl die nigerianischen Sicherheitskräfte eine groß angelegte Suchaktion starteten.
"Wenn so etwas irgendwo anders auf der Welt geschähe - mehr als 200 Mädchen entführt und nach zwei Wochen noch keine Informationen - würde das Land zum Stillstand gebracht", sagte die Organisatorin der Kundgebung in Abuja, Hadiza Bala Usman. Die Teilnehmer des Protestmarsches trugen Transparente mit der Forderung "Findet unsere Töchter!" In Chibok sagte eine Mutter, sie würde lieber selbst entführt werden und sterben, als ihr Kind in den Händen der Gruppe zu wissen.
Boko Haram kämpft seit Jahren für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und verübt regelmäßig Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Schulen und Kirchen. Der Name Boko Haram bedeutet übersetzt etwa "Westliche Bildung ist Sünde". Die Angehörigen der Mädchen fürchten, dass sie in die Nachbarländer Kamerun oder Tschad verschleppt wurden, um dort zwangsverheiratet zu werden.
(Quelle: salzburg24)