Der am Donnerstag vor seinem Haus erschossene Brahmi wurden nach Regierungsangaben mit derselben 9mm-Waffe getötet wie im Februar der Oppositionspolitiker Chokri Belaid. Innenminister Lotfi Ben Jeddou machte eine radikale Salafistengruppe für die Attentate verantwortlich.
"Das Volk will Ennahda weiter" - "Kein Putsch gegen die Demokratie", skandierten die Regierungstreuen in Anspielung auf Ägypten, wo das Militär den islamistischen Präsidenten Mursi gestürzt hat. Ennahda-Chef Rached Ghannouch sagte Reuters, Partei und Regierung würden durchhalten. "Tunesien wird nicht dem ägyptischen Muster folgen", sagte er.
Die weltlich ausgerichtete Opposition verlangt den Rücktritt der Regierung und die Bildung einer Regierung der nationalen Rettung. Ministerpräsident Ali Larayedh hat dies zurückgewiesen. Seit dem Sturz des Machthabers Ben Ali im Jänner 2011, der den sogenannten Arabischen Frühling einleitete, haben die Spannungen zwischen Islamisten und der weltlich orientierten Opposition stetig zugenommen.
Schon am Donnerstagabend waren Regierungsgegner vor das Innenministerium in Tunis gezogen, wo sie von Bereitschaftspolizei mit Tränengas auseinandergetrieben wurden. Ähnliche Demonstrationen wurden aus den Städten Sfax, Kef und aus der Stadt Sidi Bouzid gemeldet, wo die tunesische Revolution ihren Ursprung hatte. Dort zündeten Demonstranten zwei Büros der Ennahda-Partei an.
Innenminister Jeddou nannte den Salafisten Boubacar Hakim als Hauptverdächtigen in den Mordfällen Brahmi und Belaid. Die beiden Politiker wurden den ersten Ermittlungen zufolge mit derselben Waffe erschossen. Hinweise auf eine Verwicklung politischer Parteien in die Mordfälle gebe es nicht, sagte der Minister. Brahmi wird am Samstag direkt neben dem Grab Belaids beigesetzt. Präsident Marzouki wies die Armee an, ein Staatsbegräbnis zu organisieren.
Die USA und Deutschland riefen die tunesische Regierung dazu auf, die junge Demokratie im Land zu verteidigen. Bundeskanzlerin Merkel verurteilte das Attentat scharf und erklärte, Regierung, Opposition und Gesellschaft des nordafrikanischen Landes müssten am demokratischen Wandel festzuhalten.
(Quelle: salzburg24)