"De Telegraaf" (Amsterdam):
"Ähnlich wie Staaten haben auch Präsidenten keine Freunde, sondern allein Interessen. Aber Obama treibt es dabei zu bunt. Ohne persönliche Beziehungen und diplomatisches Fingerspitzengefühl kommt man international nicht weit. (...) Spionage ist sicher auch so etwas wie einer der ältesten Berufe der Welt. Und dass ein Präsident, der unter anderem durch eine ausgebreitete Kampagne in den sozialen Medien gewählt und wiedergewählt wurde, auf moderne Technik setzt, ist nicht verwunderlich. Ebenso begreiflich ist aber die Wut von Merkel, die in der DDR aufgewachsen ist, wo stets jemand mithörte. Es geht einfach viel zu weit, das persönliche Telefon eines befreundeten Regierungschefs abzuhören."
"Corriere della Sera" (Mailand):
"Auch wenn das Handy von Angela Merkel nicht abgehört worden sein sollte, ändert das nichts an der Substanz. Der Chef des Weißen Hauses hat doch wiederholt, dass die USA dabei sind, die Arbeitsweisen ihrer Geheimdienste zu überprüfen. Wahrer Kern ist dabei, dass bereits eine Schwelle überschritten worden ist. Niemand kann und muss sich darüber entrüsten, dass eine globale Macht wie die USA einen so effizienten Dienst hat, der Informationen sammelt. Auf dem sensiblen Feld der Sicherheit erlegen es die ungeheuren Möglichkeiten unserer modernen Technologien den Staaten aber auf, bei befreundeten und verbündeten Ländern mit einem Höchstmaß an Koordination zu arbeiten, samt der Grenzen und der Regeln für das, was aus dem Spiel bleiben muss."
"Le Figaro" (Paris):
"Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte von US-Geheimdiensten überwacht worden sein. (...) Zum Beginn des EU-Gipfels, bei dem das Thema Datensicherheit zur Diskussion steht, ist diese Nachricht ein Warnschuss in Richtung der USA und ein Aufruf zu einer entschlossenen Reaktion der EU. Europa entdeckt den NSA-Abhörskandal nicht erst jetzt. Aber mit der persönlichen Anschuldigung von Angela Merkel nimmt die Sache ein spektakuläres Ausmaß an."
(Quelle: salzburg24)