Obama verurteilte den Angaben zufolge ein weiteres Mal die Hamas-Angriffe scharf und bekräftigte Israels Recht auf Selbstverteidigung. Zugleich äußerte er erneut wachsende Sorge über die Zahl der getöteten palästinensischen Zivilisten, über die israelischen Opfer und die humanitäre Lage in Gaza. Ferner unterstrich Obama, dass letztendlich jede dauerhafte Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts eine Entwaffnung von Terroristengruppen und die Entmilitarisierung von Gaza sicherstellen müsse.
Nach einer humanitären Feuerpause am Samstag hatten sich Israel und die radikalislamische Hamas am Sonntag wieder heftige Gefechte geliefert. Netanyahu warf der Hamas den Bruch einer von ihr verkündeten weiteren 24-stündigen Waffenruhe vor und kündigte eine Fortsetzung des Militäreinsatzes an.
Angesichts des palästinensischen Bruchs der Waffenruhe werde Israel "alles Notwendige" zur Verteidigung seiner Bevölkerung tun, sagte Netanyahu am Sonntag dem US-Fernsehsender CNN. Im Sender CBS sagte er, Israel werde es nicht zulassen, dass "eine skrupellose Terrororganisation entscheidet, wann es ihr genehm ist, einen Moment Pause zu machen, sich wiederzubewaffnen und dann erneut auf unsere Bürger zu schießen".
Die Hamas hatte zuvor eine 24-stündige Waffenruhe ausgerufen, die ab 13.00 Uhr MESZ gelten sollte. Allerdings dauerte der Raketenbeschuss vom Gazastreifen Richtung Israel danach an, es gab zahlreiche Explosionen. Nach israelischen Armeeangaben schlugen nach der Verkündung der Waffenruhe mindestens 22 Raketen in Israel ein, fünf weitere wurden demnach abgefangen.
Hamas-Führer Khaled Maschaal sagte dem US-Fernsehsender PBS, Israel müsse die Blockade des Gazastreifens aufheben. "Wir bekämpfen nicht die Juden, weil sie Juden sind, wir bekämpfen keine anderen Rassen, wir bekämpfen die Besatzer", sagte er. Ein Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern sei möglich, nicht aber ein Zusammenleben mit "Besatzern".
In der Früh hatte Israel seinerseits eine einseitige Feuerpause wegen des anhaltenden Raketenbeschusses durch die Hamas wieder aufgekündigt. Israel hatte zuvor eine von beiden Seiten eingehaltene zwölfstündige Kampfpause am Samstag zunächst um vier und dann um weitere 24 Stunden verlängert. Wegen der unablässigen Angriffe der Hamas kündigte die Armee am Sonntagmorgen aber die Wiederaufnahme ihres Einsatzes an. Seitdem wurden mehrere Palästinenser im Gazastreifen getötet.
Bei der knapp dreiwöchigen Offensive starben mehr als tausend Palästinenser, großteils Zivilisten. Während der zwölfstündigen humanitären Waffenruhe am Samstag wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung im Gazastreifen sichtbar: Nach palästinensischen Angaben wurden 147 Leichen aus den Trümmern von bei den israelischen Angriffen zerstörten Häusern geborgen. Vielerorts bot sich ein Bild der Verwüstung.
Auf israelischer Seite wurde in der Nacht zum Sonntag ein weiterer Soldat an der Grenze zum Gazastreifen getötet. Damit starben inzwischen 43 israelische Soldaten. Zudem wurden drei Zivilisten in Israel getötet. Die Zahl der verletzten Palästinenser liegt bei etwa 6.000.
Nach dem Tod von 15 Palästinensern in einer UN-Schule im Gazastreifen bestätigte die israelische Armee unterdessen, das Gelände beschossen zu haben. Israel sei aber nicht für die Todesopfer verantwortlich, sagte am Sonntagabend Militärsprecher Peter Lerner. "Wir weisen die Vorwürfe zurück, dass in Folge der operationellen Aktivitäten der israelischen Armee Menschen auf dem Schulgelände getötet wurden."
Lerner berief sich dabei auf eine interne Untersuchung des tödlichen Vorfalls in Beit Hanun durch die Armee.
Bei dem Beschuss der Schule im Norden des Gazastreifens waren am Donnerstag nach Angaben der palästinensischen Rettungskräfte 15 Menschen getötet und etwa 200 verletzt worden. In der von den Vereinten Nationen betriebenen Schule hatten hunderte Palästinenser Schutz vor israelischen Angriffen gesucht.
Nach Darstellung Lerners wurden am Donnerstag "aus der unmittelbaren Umgebung" der Schule Mörsergranaten und Raketen auf israelische Soldaten abgefeuert. Die Armee habe im Gegenzug ebenfalls Mörsergranaten abgeschossen. "Eine einzige fehlgeleitete Granate landete im Hof der Schule", sagte der Militärsprecher. Der Hof sei aber zum Zeitpunkt des Einschlages "völlig leer" gewesen.
Die Palästinenser hatten nach dem Vorfall die israelische Armee für die Toten und Verletzten verantwortlich gemacht. Auch das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) erhob indirekt Vorwürfe gegen die israelischen Streitkräfte.
(Quelle: salzburg24)