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Schweizer Rot-Kreuz-Mitarbeiter in Libyen getötet

Veröffentlicht: 04. Juni 2014 18:42 Uhr
Ein Schweizer Delegierter des Roten Kreuzes ist am Mittwoch in der libyschen Küstenstadt Sirte von Unbekannten erschossen worden. Die Motive der flüchtigen Täter sind bisher unklar. Außerdem wurde am Mittwoch das Büro von Ministerpräsident Ahmed Maitik mit einer Panzerfaust beschossen, wobei niemand verletzt wurde. Zudem gab es ein erfolgloses Attentat auf Ex-General Khalifa Haftar.

"Wir sind geschockt und zutiefst traurig über diesen Anschlag", sagte IKRK-Sprecher Wolde Sougeron in Genf der Nachrichtenanagentur dpa. Bewaffnete Männer hätten dem Leiter der IKRK-Operationen in der Küstenregion Misrata aufgelauert und aus nächster Nähe auf ihn gefeuert.

Der Angriff auf den IKRK-Delegierten sowie zwei Begleiter erfolgte, nachdem diese an einem Arbeitstreffen in Sirte teilgenommen hatten. Entgegen ersten Informationen seien die Rot-Kreuz-Mitarbeiter nicht auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug, sondern in dem Auto beschossen worden, erklärte der Sprecher. Der Schweizer sei dabei tödlich getroffen worden. Die Begleiter hätten einen Schock erlitten, seien aber physisch unverletzt geblieben.

Sougeron sagte, der IKRK-Delegierte sei noch am Ort des Angriffs gestorben. Er korrigierte damit erste Angaben, wonach der Mann im Krankenhaus gestorben sei. "Er war offenbar sofort tot, wie wir jetzt aus Sirte hören." Die Hafenstand liegt rund 450 südöstlich der Hauptstadt Tripolis.

Der Sprecher bestätigte, dass das Auto der Helfer nicht als Rot-Kreuz-Fahrzeug gekennzeichnet war. "Dies entspricht unseren Sicherheitsvorschriften für die Tätigkeit in Libyen. Es hatte dort zuvor schon Feindseligkeiten gegen Rot-Kreuz-Helfer gegeben, danach wurde angeordnet, dass unsere Autos nicht als solche erkennbar sein sollen."

Angehörige des IKRK und des Roten Halbmondes sind in den vergangenen Jahren immer wieder in Konfliktgebieten umgekommen, wobei sie teils gezielt angegriffen worden waren. Allein im Bürgerkrieg in Syrien starben in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als 30 syrische Helfer des Roten Halbmonds, mit dem das IKRK zusammenarbeitet. Im April 2001 waren im Nordosten des Kongos sechs IKRK-Mitarbeiter getötet worden, unter ihnen die Schweizer Krankenschwester Rita Fox.

Bei dem Attentat auf Ministerpräsident Maitik sei dieser nicht in seinem Amtssitz gewesen, sagte indes einer seiner Berater. Niemand sei niemand verletzt worden. Maitik war im vergangenen Monat in einer chaotischen Abstimmung vom Parlament zum Regierungschef gewählt worden. Einige Abgeordnete stellen die Rechtmäßigkeit der Wahl aber infrage. Maitiks Vorgänger Abdullah al-Thinni weigerte sich, die Macht abzugeben, bis die Legitimität der Wahl bestätigt sei. Am Montagabend rückte Maitik mit einer Polizei-Eskorte in das Büro des Ministerpräsidenten ein.

Seit dem Bürgerkrieg 2011 und dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi ist es der Regierung nicht gelungen, sich im gesamten Land Autorität zu verschaffen. Viele ehemalige Rebellengruppen verweigern ihre Entwaffnung und kämpfen zum Teil gegeneinander.

Einer der Hauptschauplätze dieser Kämpfe ist die östliche Küstenstadt Bengasi. Dort nahm der pensionierte General Haftar das Heft in die Hand und startete eine Kampagne gegen die islamistischen Milizen. Seine Truppen gingen mit schweren Waffen gegen sie vor.

Nach den Worten seines Sprechers fuhr am Mittwoch ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff beladenen Geländewagen vor den Stützpunkt Haftars und zündete die Bombe. Dabei sollen vier Menschen getötet worden sein. Mindestens 23 seien verletzt worden, verlautete aus Medizinerkreisen.

In weiten Teilen Libyens herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor drei Jahren Chaos. Vor allem im ostlibyschen Bengasi werden immer wieder Mitglieder der Sicherheitskräfte und Ausländer angegriffen. Die Niederlassungen des IKRK in Bengasi und Misrata waren schon 2012 Ziel von Angriffen, damals wurde aber niemand getötet.

(Quelle: salzburg24)

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