"Mehr als 650 Tote sind das Ergebnis einer tödlichen Attacke mit Chemiewaffen in Syrien", teilte die Syrische Nationale Koalition im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der Oppositionspolitiker George Sabra sprach in Istanbul sogar von 1.300 Toten.
Der UNO-Sicherheitsrat wird noch am Mittwoch in einer Dringlichkeitssitzung über die Giftgasvorwürfe gegen das syrische Regime beraten. Die Sitzung soll um 21.00 Uhr MESZ beginnen. Zahlreiche westliche Staaten, darunter die ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates Frankreich, Großbritannien und die USA hatten zuvor eine Untersuchung der Vorwürfe durch ein sich bereits in Syrien befindliches Team von UNO-Chemiewaffenexperten gefordert.
Im Internet tauchten zahlreiche Amateur-Videos und Fotos auf. Ein Film, der angeblich im Viertel Kafr Batna aufgenommen wurde, zeigte ein Zimmer mit mehr als 90 Leichen, darunter viele Kinder sowie einige Frauen und ältere Männer. Die Haut der Toten wirkte kreidebleich, Verletzungen waren jedoch nicht zu sehen.
Eine unabhängige Bestätigung für die Vorwürfe gab es zunächst nicht. Die syrische Armee wies in einer im Fernsehen verlesenen Stellungnahme Giftgasangriffe zurück, die Vorwürfe seien "unlogisch und fabriziert". Die sonst umfassend aus Syrien berichtende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London sprach lediglich von schweren Bombardements mit Hunderten Toten, erwähnte jedoch keine Giftgasangriffe.
Experten zeigten sich über den Zeitpunkt der Angriffe überrascht, da sich gegenwärtig ein UN-Team im Land befindet, das angebliche Chemiewaffeneinsätze durch Rebellen und Regime untersuchen soll. "Die erwähnte hohe Anzahl Verletzter und Getöteter klingt verdächtig. Es klingt wie etwas, das man untersuchen sollte", erklärte der Chef des UNO-Expertenteams, Ake Sellström.
Deutschland, Großbritannien, Frankreich, die Türkei und Saudi-Arabien forderten die UN-Inspektoren in Damaskus auf, die Anschuldigungen zu untersuchen. Russland verlangte eine unabhängige Untersuchung. Der syrische Informationsminister Omran al-Soabi verpasste den Ambitionen der internationalen Gemeinschaft aber einen Dämpfer. Kurzfristig angesetzte Inspektionen der angeblich betroffenen Region Ghuta seien nicht möglich, dafür brauche es zuvor die Genehmigung der syrischen Regierung.
(Quelle: salzburg24)