"Es ist ganz normal und friedlich gelaufen", bilanzierte am Vormittag der Leiter der Verkehrsabteilung in der Landespolizeidirektion Salzburg, Friedrich Schmidhuber, gegenüber der APA. Er sprach von einem "homogenen, gleichmäßigen Verkehrsfluss".
Linke Spur für Temposünder
Diese Feststellung deckte sich mit dem Lokalaugenschein der APA um 8 Uhr. Wer auf diesem Abschnitt der A1 regelmäßig zu dieser Tageszeit unterwegs ist, merkte kaum einen Unterschied, außer die neuen 80er-Schilder mit Zusatztafeln "IG-L" (Immissionsgesetz-Luft). Aus Richtung Wien kommend, bremsten einige Autofahrer kurz vor Beginn der Tempo-80-Strecke abrupt ab, man hätte schon annehmen können, jetzt gibt es gleich einen Stau.
Doch nichts dergleichen folgte. Auf Höhe der Ausfahrt Nord, um 8.05 Uhr, zog sich der Verkehr auseinander, die Abstände vergrößerten sich. Die linke Fahrspur blieb den Temposündern vorbehalten: Zwischen Salzburg-Nord und Salzburg-Mitte lag die Fließgeschwindigkeit bei 100 km/h, ein kleine Verbesserung, denn wer bisher mit den anderen mithalten wollte, musste oftmals 120 km/h auf den Tachometer bringen. Auf der rechten Spur, die Lastwagen okkupierten, und auch auf der Mittelspur herrschte ein Geschwindigkeits-Mix aus 85 und 100 km/h.
Kein Chaos, kein Stau bei Tempo 80
Bei exakt 80 km/h auf der Mittelspur wurde die APA-Journalistin gleich mehrmals von rechts und links überholt. Ein nachfolgender Lieferwagen "klebte" nahezu an der Stoßstange der Heckseite. Um ein Hupkonzert oder eine Lichthupenattacke zu vermeiden und das Sprichwort "Frau am Steuer, nicht geheuer" in den Ohren, wurde die Flucht auf die rechte Fahrspur angetreten. Im Lieferinger Tunnel hielten sich plötzlich alle Verkehrsteilnehmer vorbildlich an Tempo 80, obwohl die dort installierten Kameras (noch) nicht der Bestrafung von "Rasern" dienen. Das einzige stationäre Radargerät ist derzeit auf der Richtungsfahrbahn Wien nach der Tunnel-Ausfahrt positioniert.
Um 8.09 Uhr, bei der Ausfahrt Salzburg-Kleßheim, endete der Lokalaugenschein. Fazit der "Pendlerin": Kein Chaos, kein Stau, gutes Durchkommen. Der Verkehr lief wie sonst zu dieser Jahreszeit, wenn das Wetter frühlingshaft und die Fahrbahn trocken ist. Während alles ohne Ärgernis von statten ging, hallten aufgeregte Stimmen durch den Äther. Ein Radiosender berichtete von der "amtlichen Bremszone auf der Salzburger Stadtautobahn". Zu Wort meldete sich auch die frisch gebackene Olympiasiegerin Anna Fenninger: Bei Tempo 80 könnte man einschlafen, was nicht ungefährlich für die Verkehrsteilnehmer sei, gab die Salzburger Skirennläuferin sinngemäß zu bedenken. Ein Zuhörer meinte, auf der Bundesstraße wäre der Autofahrer jetzt schneller, denn da sei 100 km/h erlaubt.
"Business as usual" auf der A1
Für die Polizei war der erste Tag der Probephase auf der Stadtautobahn "business as usual". Die Geschwindigkeitskontrollen würden routinemäßig erfolgen, "es sind heute auch nicht mehr Streifen unterwegs", sagte Schmidhuber. Die mobile Radarüberwachung übernehmen Zivilstreifen. Bei einer "Anhaltung" können die Verkehrssünder an Ort und Stelle bestraft werden.
Nach Ablauf des dreimonatigen Testbetriebs (am 19. Mai zu Mitternacht) werden die Messergebnisse ausgewertet. Umweltreferentin LHStv. Astrid Rössler (Grüne) - sie hat die Verordnung forciert - erwartet sich eine wesentliche Reduktion der Stickoxid-Belastung. Der Zeitverlust für den Streckenabschnitt wurde mit eineinhalb Minuten berechnet. Für eine Dauerlösung ist allerdings das Einverständnis des Verkehrsministeriums notwendig. Tempo 80 auf Stadtautobahnen gibt es beispielsweise schon in Linz und Wien. (APA)
(Quelle: salzburg24)