Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen tausende Demonstranten vor. "Nieder mit der Armeeregierung" und "Nein zu steigenden Preisen", riefen etwa 2.000 Protestierende in Khartums Nachbarstadt Umdurman. Als Tränengas eingesetzt wurde, stimmten sie die Nationalhymne an und skandierten: "Unser Protest ist friedlich!" Einige Demonstranten setzen allerdings auch Reifen in Brand.
Nach den Freitagsgebeten gab es zunächst kleinere Proteste in mehreren Stadtteilen von Umdurman, die auseinandergetrieben wurden. Die Demonstranten versammelten sich daraufhin auf der Hauptstraße der Stadt zu einem großen Protestzug. Ähnlich gestaltete sich die Lage in mehreren anderen Städten rund um Khartum, wo jeweils mehrere tausend Menschen demonstrierten und von Sicherheitskräften angegriffen wurden.
Das Innenministerium teilte mit, etwa 600 Menschen seien festgenommen worden. Ihnen werde "Vandalismus" vorgeworfen. Den Angaben zufolge sollen sie in der kommenden Woche abgeurteilt werden. Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wurde das Internet abgeschaltet. Die Behörden durchsuchten die Redaktionen von mindestens drei Zeitungen und verhinderten ihre Veröffentlichung. Auch die Büros der arabischen Fernsehsender Al-Arabiya und Sky News Arabia wurden geschlossen sowie Journalisten verhört.
Die seit Montag anhaltenden Proteste richten sich gegen steigende Kraftstoffpreise und allgemein gegen die Führung von Staatschef Omar al-Bashir. Es handelt sich um die heftigsten Unruhen seit dessen Machtübernahme durch einen Militärputsch im Jahr 1989. Seit Montag wurden dutzende Menschen getötet. Während die Polizei von 29 Toten sprach, gingen Menschenrechtsaktivisten von bis zu hundert Opfern aus.
Al-Bashir werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der westsudanesischen Unruheregion Darfur vorgeworfen. Der Internationale Strafgerichtshof im niederländischen Den Haag sucht ihn deswegen mit internationalem Haftbefehl. Im Darfur-Konflikt wurden nach Erhebungen der Vereinten Nationen mindestens 300.000 Menschen getötet.
(Quelle: salzburg24)