Strenge Sportverbote der Bundesregierung untersagen sämtliche Aktivitäten im Vereinswesen. Ein Lichtblick ist der Sportgipfel am Freitag – wenn auch nur ein kleiner. Wir haben Schnöll am Mittwoch in seinem Büro besucht und ihn zur aktuellen Lage befragt. Am gleichen Tag haben sich übrigens alle Salzburger Landtagsparteien dafür ausgesprochen, den Vereinssport bald wieder zu ermöglichen, die bestehenden Schul-Schnell-Tests in den Vereinssport zu integrieren und den Sportvereinen gratis Test-Kits zur Verfügung zu stellen.
Stefan Schnöll über den Sport-Stillstand
SALZBURG24: Seit mehr als vier Monaten sind die Vereine zum Nichtstun gezwungen. Wie ist es um den Salzburger Sport derzeit bestellt?
STEFAN SCHNÖLL: Es ist eine sehr schwierige Zeit. Unsere Vereine können nicht das tun, wofür sie eigentlich da sind. Nämlich den Menschen Möglichkeiten zu bieten, Sport zu betreiben. Wir merken das in den verschiedensten Altersgruppen. Es ist erkennbar, dass die Vereine gegen den Mitgliederschwund kämpfen.
Klub-Verantwortliche und Aktive sehnen sich seit einigen Wochen nach Lockerungen. Wann erwarten Sie den Startschuss zur Wiederaufnahme der Trainings und wie geht es den Kindern und deren Eltern?
Ich rechne damit, dass im März erste Öffnungsschritte kommen. Es ist nicht zu erklären, warum man im Freien in Kleingruppen und einer Testung nicht trainieren sollte. Es gibt keinen epidemiologischen und gesundheitlichen Grund. Im Gegenteil: Ich glaube, dass es förderlich für die Gesundheit wäre. Es wäre auch eine Riesenchance, um mit den Testungen in die Breite zu kommen. Wir haben immerhin 180.000 Vereinsmitglieder.
Welchen Beitrag können die Bundesländer dazu leisten, damit die Sportler wieder ihrem Hobby nachgehen dürfen? Derzeit ist man ja auf die Regelungen der Regierung angewiesen. Haben Sie einen eigenen Plan in der Schublade liegen?
Wir haben natürlich viele Konzepte, weil es unsere Verantwortung ist, mit den Dach- und Fachverbänden Präventionskonzepte auszuarbeiten. Die Vereine haben im Sommer bewiesen, dass sie mit dieser Situation umgehen können. Da unterstützen wir sie finanziell, aber auch mit dem entsprechenden Know-How.
Mit Corona-Tests zurück auf die Sportplätze
Die Regelungen an den Schulen mit den Tests scheinen zu funktionieren. Das ließe sich ja auch auf den Sport übertragen, damit die Vereine schön langsam wieder in die Gänge kommen.
Wir müssen uns diese Tests an den Schulen zu Nutze machen. Sie funktionieren, das Infektionsgeschehen ist kontrollierbar. So ehrlich muss man sein, das Gefahrenpotential ist zwar da, aber es ist kontrollierbar.
Wenn wir diese niederschwelligen Tests an den Schulen hernehmen, hätten wir eine sehr unkomplizierte Eintrittsregelung für den Sport, sodass jeder beim Verein ohne zu großes Risiko trainieren kann.
Vorschläge und Öffnungskonzepte für den Re-Start liegen den Entscheidungsträgern schon länger vor. Warum ziert sich die Bundesregierung noch mit den Lockerungen? Wird dieses ständige Vertrösten bald ein Ende haben?
Am Ende ist es eine Frage der Fairness und eine Frage der Öffnungsperspektive für die verschiedenen Bereiche. Wenn man Sportvereine öffnet, muss man auch die Gastronomie im Blick haben, dass zumindest ein Gleichklang herrscht, oder mit einer Perspektive ausstattet. Ich weiß, dass es keine eigenen Öffnungsschritte nur für den Sport geben wird. Es wird in anderen Bereichen Öffnungsschritte geben müssen – das ist auch notwendig.
Viele Infektionen spielen sich im privaten Bereich ab, weil die Menschen draußen weniger Möglichkeiten haben als zuvor. Wenn es mehr Freizeitmöglichkeiten in der Kultur und im Sport gibt, dann wird man das Infektionsgeschehen dort haben, wo man es kontrollieren kann. Und das ist hoffentlich außerhalb des privaten Bereichs.
Nun etwas Persönliches: Wie halten Sie sich fit und welchen Sport üben Sie trotz geschlossenen Fitnessstudios und Hallen aus?
Laufen, auch im Winter. Ich probiere daheim auf einem Heimtrainer zu radeln. Das gelingt zwar derzeit weniger, als ich gerne würde, da wir an verschiedensten Fronten gefordert sind. Aber man muss sich trotzdem fit halten, egal wie beschäftigt man ist und wie viel Stress man hat.
Aus dem Salzburger Sport gibt es auch erfreuliche Neuigkeiten. Die Football-Klubs Ducks und Bulls sind eine Fusion eingegangen. Wie sehen Sie diesen Zusammenschluss?
Ich finde es großartig. Wenn sie sich vereinen und das Beste auslösen, ist es nur im Interesse des Salzburger Sports. Mit dieser Fusion kann man nach mehr streben, da ist in der Bundesliga noch einiges drinnen im American Football. Zudem können wir als Land gemeinsam mit der Stadt die Fördermöglichkeiten bündeln.
Schnöll: "Sportstättenbau muss gut durchdacht sein"
Bei Austria Salzburg ist der Bau eines neuen Stadions – eventuell außerhalb der Stadt – ein Thema. Wie steht es um die Causa?
Es gibt verschiedenste Überlegungen. Nicht nur die Salzburger Austria, sondern auch der SAK und der FC Pinzgau haben Visionen. Wir als Sport-Verantwortliche unterstützen diese Bestrebungen, aber mir ist wichtig, dass nachhaltige Infrastruktur gebaut wird. Es kann nicht sein, nur weil ein Verein sehr ambitioniert ist, dass man um einige Millionen Euro aus der öffentlichen Hand ein Stadion baut. Und dann verpufft es oder die Mannschaft steigt ab und braucht das Stadion in dieser Dimension nicht mehr. Das wäre nicht fair. Wenn man ein zweites Stadion baut, dann muss das mehreren Zwecken dienen. Das muss multifunktional sein, verschiedenste Sportarten und Regionen berücksichtigen.
Auch im Stadion in Wals-Siezenheim kann man Meisterschaftsspiele austragen. Zwar hat Red Bull Salzburg als großartiger Untermieter gewisse Exklusiv-Rechte, aber es wäre – wenn auch unter schwierigen Bedingungen – möglich dort Spiele auszutragen. Daher kann es vernünftig sein, mehr Infrastruktur zu schaffen. Das muss sehr bedacht und sehr gut überlegt sein.
Ist das in dieser Zeit, in der viele Klubs auf finanzielle Hilfe und Förderungen angewiesen sind, überhaupt realistisch?
Im konkreten Fall sind die Pläne nicht so fortgeschritten. Aber in anderen Bereichen – wie beim Schwimmbad – investieren wir aktiv in dieser Zeit. Weil wir in der Bauwirtschaft Impulse geben und Optimismus auslösen wollen. In der Sportstätten-Infrastruktur haben wir einiges vor.
Apropos Fußball: Wie schätzen Sie die Chancen auf einen Aufstieg von Red Bull Salzburg gegen Villarreal ein?
Es wird wahrscheinlich schwierig, muss man ganz ehrlich sagen. Aber die Bullen sind immer wieder für Tore gut. Und darum würde ich sagen, dass die Chance lebt – das haben sie in der Vergangenheit schon oft bewiesen. Und sie spielen einen extrem attraktiven Fußball. Als Salzburger sind wir schon sehr gesegnet. Ich freue mich auf das Spiel am Donnerstag.
Zum Abschluss: Was können Sie den Vereinen in der so schwierigen Zeit mitgeben?
Bitte noch durchhalten. Wir kämpfen für die Öffnung. Ich hoffe, dass wir es im März hinbekommen. Wenn wer wirklich Hilfe braucht und finanzielle Nöte hat, bitte entweder bei uns im Land um eine Förderung ansuchen. Oder aber auch den hochdotierten NPO-Fonds auf Bundesebene nutzen, um zumindest die finanziellen Probleme aus dem Weg zu räumen. Was die Öffnung betrifft, bin ich zuversichtlich, dass es im März gelingt.
Danke für das Gespräch.
(Quelle: salzburg24)