Zu Beginn hilft ein kurzer Ausflug in die alte und immer noch bewährte Logik des Fußballs: Wenn ein Klub in eine Krise schlittert, ist oft der Trainer das schwächste Glied im System und wird ersetzt. Diesem ungeschriebenen Gesetz folgte in den vergangenen eineinhalb Jahren auch Red Bull Salzburg. Gleich vier Trainer standen seit dem unrühmlichen Abgang von Matthias Jaissle (Sommer 2023) an der Seitenlinie. Denn nach dem Kuchler (Tennengau) Gerhard Struber konnte bekanntlich auch Pep Lijnders die hohen Erwartungen des erfolgsverwöhnten Vizemeisters nicht erfüllen.
Red Bull Salzburg nur mehr fünftstärkste Kraft
Mit dem Niederländer Lijnders wollten die Bullen eine – wie sie es nannten – Evolution einleiten. Der Schuss ging nach hinten los. Mit der Verpflichtung des ehemaligen Assistenten von Red-Bull-Fußballchef Jürgen Klopp haben sich die Salzburger quasi ein Eigentor geschossen. Das Ergebnis ist ernüchternd und enttäuschend zugleich. Als nur fünftstärkste Kraft in der österreichischen Bundesliga standen die Mozartstädter noch nie so schlecht da wie aktuell.
Im Frühjahr, das am Sonntag bei Austria Klagenfurt beginnt, soll unter dem im Winter installierten Neo-Trainer Thomas Letsch die Aufholjagd auf Sturm Graz starten. Die Bullen liegen vor der Punkteteilung zehn Zähler hinter dem Meister. Ausgerechnet vor dem Wiederbeginn der Meisterschaft folgte nach den beiden Debakeln gegen die Madrider Klubs Real und Atlético auch noch das Cup-Aus gegen den LASK.
"Wir sind in der Realität angekommen", meinte Alexander Schlager nach dem Verpassen des ersten Saisonziels. Bei der 1:2-Niederlage in Linz zeigten die von Kapitän Mads Bidstrup angeführten Salzburger ein anderes Gesicht als noch im Herbst. Die Lustlosigkeit wich dem Kampfgeist. Und doch bewies die Pleite eines: Es braucht mehr Qualität, Erfahrung und größerer Siegeshunger würden der jungen Truppe gut tun.
Wenn vier Trainer nicht ausreichen, um positive Schlagzeilen zu schreiben, muss ein anderer Weg eingeschlagen werden. Rouven Schröder reagierte als neuer Sport-Geschäftsführer in der heute endenden Transferzeit (17 Uhr) und hielt seine Versprechen ein. Spieler, die sich nicht mit dem Klub identifizieren, werden aussortiert. Zudem wurden Kicker, die bereits in einem größeren Klub gespielt haben, dazugeholt. Die Evolution wurde nach nur zweimonatiger Amtszeit von Schröder durch den Mega-Umbruch ersetzt. Der Prozess könnte noch bis zum Sommer andauern.
Salzburgs Transfers im Winter
Abgänge:
- Lucas Gourna-Douath (AS Roma/Leihe)
- Amar Dedic (Marseille)
- Kamil Piatkowski (Kasimpasa/Leihe)
- Stefan Bajcetic (Las Palmas)
- Fernando (Red Bull Bragantino)
Zugänge:
- Karim Onisiwo (Mainz)
- Yorbe Vertessen (Union Berlin)
- Maximiliano Caufriez (Clermont)
- Thomas Letsch (Trainer)
Bullen benötigen andere Teamdynamik
Ob das neue Team in den Titelkampf eingreifen kann, ist nicht seriös vorherzusagen. Die Neuzugänge Yorbe Vertessen (Union Berlin) und auch Maximiliano Cuafriez (Clermont) sind zwei große Unbekannte. Ebenso bleibt abzuwarten, inwieweit die Transfers das Mannschaftsgefüge verändern werden. Um die steirische Titelverteidigung zu verhindern, braucht es allerdings eine andere Teamdynamik als im Vorjahr.
Zum Schluss noch einmal eine simple Fußball-Logik: Wenn man in einer Mannschaft an den richtigen Stellschrauben dreht und Unruheherde beseitigt, kann es schneller nach oben gehen, als man sich das oft vorstellt.
(Quelle: salzburg24)