Zum Bundesliga-Auftakt hatte Österreichs höchste Spielklasse gleich ein besonderes Duell im Gepäck: Exakt 30 Jahre nach ihrer ersten Liga-Partie empfing Aufsteiger SV Ried den Serienmeister Red Bull Salzburg – und schrieb prompt ein neues Kapitel Fußballgeschichte. Der Underdog führte bis tief in die Nachspielzeit und musste sich schlussendlich mit einem 2:2-Remis begnügen. Yorbe Vertessen bewahrte die Salzburger in der 96. Minute vor einer komplett verpatzten Generalprobe für das Champions-League-Qualifikationsspiel am Mittwoch gegen Club Brügge.
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Die Innviertler, lange Zeit als "Salzburg-Filiale" bekannt und einst mit zahlreichen Kickern aus dem Nachbarbundesland bestückt, boten dem Vizemeister einen heroischen Kampf. "Natürlich sind wir maximal enttäuscht, weil wir dieses Spiel gewinnen wollten. Mit einem Punkt hier in Ried zu starten ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben", resümierte Salzburg-Trainer Thomas Letsch.
Kitano trifft früh – Mutandwa antwortet eiskalt
Die Marschrichtung der Bullen war von Beginn an klar: Nach zwei titellosen Jahren soll heuer endlich wieder eine Trophäe in der Mozartstadt landen. Und so legten die Salzburger gleich in den ersten Minuten den Turbo ein. Im ausverkauften Stadion – 6.866 Fans sorgten für Stimmung – dominierten die Gäste die Anfangsphase mit Einbahnstraßenfußball.
Bereits in der neunten Minute klingelte es: Neuzugang und Liga-Debütant Sota Kitano schloss eine feine Kombination über mehrere Stationen zur frühen Führung ab. Alles sah nach einem standesgemäßen Auftakt aus, doch die Effizienz von Salzburg vor dem gegnerischen Tor hielt die Rieder Hoffnungen auf eine Überraschungen am Leben.
Doch die SV Ried zeigte Moral – und wie. Völlig aus dem Nichts köpfte Kingstone Mutandwa in der 31. Minute zum 1:1-Ausgleich ein und ließ die Fans im Innviertel jubeln.
Salzburg drückt – Ried schockt
Die Bullen waren zwar spielerisch klar überlegen und erspielten sich Chance um Chance, doch wie schon in der Vorsaison fehlte die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Die größte Möglichkeit vergab Edmund Baidoo (35.), der im Eins-gegen-Eins an SVR-Keeper Andreas Leitner scheiterte.
Trainer Thomas Letsch setzte zum Bundesliga-Start auf wenig Rotation: Dorgeles Nene nahm zunächst auf der Bank Platz, dafür durfte Somalia Diabate als Sechser neben Kapitän Mads Bidstrup ran. Maurits Kjaergaard agierte offensiver, dahinter wirbelten Baidoo und Rückkehrer Karim Onisiwo im Angriff. Doch trotz aller Offensivbemühungen offenbarte Salzburg alte Schwächen – zu wenig Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, zu anfällig bei Standards.
„Die Statistik ist fast überall auf unserer Seite. Aber heute war das Hauptthema die Effizienz. Zudem haben wir zwei Tore kassiert, bei denen wir wussten, dass Ried dort stark ist“ haderte Letsch.
Steurer dreht Spiel, Bullen zittern bis 96. Minute
Und wie es im Fußball oft läuft, kam es, wie es kommen musste: Nach einem Freistoß reagierte Innenverteidiger Oliver Steurer in der 63. Minute am schnellsten und netzte zum 2:1 für die Oberösterreicher ein. Die Arena bebte.
Ried verteidigte fortan mit allem, was ging – Leidenschaft, Körpereinsatz, taktische Disziplin. Salzburg riskierte in der Schlussphase alles und brachte mit Nene, Petar Ratkov, Yorbe Vertessen, Kerim Alajbegovic und Co. frische Kräfte. Das Letsch-Team zeigte auf dem Platz eine "Jetzt-erst-recht-Mentalität" und wollte unbedingt das Unentschieden erzielten. Der Vizemeister machte im Endspurt mächtig Druck, vergab zunächst gut ein halbes Dutzend guter Torchancen, ehe der Belgier doch noch die erste Salzburger Liga-Niederlage gegen Ried seit neuneinhalb Jahren (0:1 am 13. Februar 2016) verhinderte.
Der Ausgleich fiel erst nach einer langen Zitterphase tief in der Nachspielzeit: Joker Vertessen (96.) köpfte zum viel umjubelten 2:2-Endstand ein. Kurz vor Abpfiff sah Frans Krätzig (97.) noch die Gelb-Rote-Karte.
Tore:
- 0:1 ( 9.) Kitano
- 1:1 (31.) Mutandwa
- 2:1 (53.) Steurer
- 2:2 (96.) Vertessen
Aufstellungen
Ried: Leitner - Havenaar, Sollbauer, Steurer - Bajic, Rasner (70. Maart), Wernitznig, Pomer (70. Rossdorfer) - Grosse (85. Boguo) - Mutandwa, Van Wyk (66. Kiedl)
Es fehlten: Stöger (Reha), Mesic (Kreuzbandriss)
Salzburg: Schlager - Lainer, Gadou, Rasmussen, Krätzig - Kitano (70. Alajbegovic), Bidstrup, Diabate (65. Nene), Kjaergaard - Onisiwo (57. Ratkov), Baidoo (57. Vertessen)
Es fehlten: Terzic (gesperrt), Kawamura, Konate, Mellberg, Yeo (alle Knieverletzung), V. Sulzbacher (Oberschenkel), Zawieschitzky (Wade)
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(Quelle: salzburg24)