Debatte vom Zaun gebrochen

Red-Bull-Schule vs. Ballbesitz laut Foda kein Problem

ÖFB-Teamchef Franco Foda während einer Trainingseinheit der ÖFB-Nationalmannschaft am Montag, 28. März 2022, vor dem freundschaftlichen Länderspiel gegen Schottland in Wien. 
Veröffentlicht: 29. März 2022 09:55 Uhr
Der scheidende ÖFB-Teamchef Franco Foda wünscht sich für seinen Nachfolger, dass man die Erwartungshaltung an das Nationalteam ein bisschen reduziere. Mit der Diskussion über die unterschiedlichen Spielausrichtungen der Red-Bull-Schule und des Wiener Ballbesitz-Fußballs, die ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel zuletzt vom Zaun gebrochen hatte, kann er wenig anfangen.
SALZBURG24 (jp)

Die beiden aktuell vorherrschenden Strömungen im österreichischen Fußball unter einen Hut zu bringen, sei laut Schöttel eine der größten Herausforderungen für einen Cheftrainer. "Für mich war das jetzt kein großes Problem, weil Fußball nicht nur aus Pressing und Gegenpressing besteht", meinte Foda. "Fußball besteht aus vielen Facetten, er ist sehr variantenreich." Wenn man Ziele nicht erreiche oder Spiele nicht gewinne, werde aber immer Ursachenforschung betrieben.

Foda-Aus als ÖFB-Teamchef fix

Franco Foda wird am Dienstag (20.45 Uhr/live ORF 1) gegen Schottland sein letztes Länderspiel als österreichischer Fußball-Teamchef absolvieren. Diese Entscheidung gab der Deutsche am Montag in …

Ex-Teamstürmer Marc Janko hatte nach dem Aus im WM-Play-off in Wales (1:2) etwa die sportliche Kompetenz der ehrenamtlichen Funktionäre im ÖFB-Präsidium angezweifelt und auch Schöttel hinterfragt. "Ich schätze Marc sehr, aber er ist noch nie in der Verantwortung gestanden und hat wichtige Entscheidungen treffen müssen", sagte der scheidende Teamchef. Kritik sei grundsätzlich in Ordnung, der Zeitpunkt nach einem Misserfolg störte den Deutschen. "Er war selbst Nationalspieler. Er war jahrelang hier vor Ort, da hätte er seine Meinung auch schon kundgeben können."

Foda über ÖFB-Abschied

Öffentliche Kritik war Foda in seinen viereinhalb Jahren als Teamchef gewöhnt. "Mit einer gewissen Unruhe lebten wir schon das komplette letzte Jahr", erinnerte der 55-Jährige. Damit hätte er aber sehr gut umgehen können. Auch "Foda raus"-Rufe von den Fans waren ihm nicht entgangen. "Das habe ich aber nicht persönlich genommen." Auch die teils sehr heftige mediale Kritik sei kein Grund für seinen Abschied. "Man entwickelt einfach so ein Gefühl", erklärte Foda.

 

Sein Vertrag läuft am Donnerstag aus. Ob er tatsächlich ein ernsthafter Kandidat für eine Verlängerung war, bleibt das Geheimnis von Schöttel und ÖFB-Präsident Gerhard Milletich. Foda wollte aus den Gesprächen nichts nach außen tragen. "Mein Nachfolger kann sich auf eine charakterlich einwandfreie Mannschaft freuen, die noch Entwicklungspotenzial hat", versicherte der scheidende Teamchef. "Wir haben viele junge Spieler, die werden reifen - auch aus der Situation in Wales."

Ziele bis auf WM-Quali erreicht

Von außen sei Kritik immer leicht, meinte Foda, und warb um Zurückhaltung. "Wir tun gut daran, die Erwartungshaltung ein bisschen zu reduzieren - auch für meinen Nachfolger." Der ÖFB sei in den vergangenen Jahren erfolgreich gewesen. "Wir haben uns zweimal für die EM qualifiziert, das ist nicht selbstverständlich", betonte der frühere Sturm-Graz-Coach. "Bis auf die WM-Quali war es immer so, dass wir unsere Ziele erreicht haben."

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Auf eine WM-Teilnahme wartet Österreich seit 1998 vergeblich. 2026 wird die Chance ein wenig größer, erhöhen sich Europas Startplätze beim ersten Weltturnier mit 48 Teams doch von 13 auf 16. Foda zeigte sich zuversichtlich, dass das ÖFB-Team in naher Zukunft auch gegen einen Gegner aus den Top 20 der Welt gewinnen werde. "In Testspielen haben wir das ja schon geschafft. Ich bin davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren mit dem Nationalteam viel Freude haben werden."

Arnautovic: "Der Trainer ist nie schuld"

Ähnlich sah es sein Stürmer Nummer eins. "Für die Zukunft des Nationalteams habe ich überhaupt keine Bedenken. Ich sehe da überhaupt kein Problem", sagte Marko Arnautovic. Die Schuld für das WM-Aus sah er nicht bei Foda. "Der Trainer ist nie schuld, es sind immer wir schuld. Er spielt ja nicht mit." Teamkollege Aleksandar Dragovic lobte Foda als "akribischen Arbeiter", der sich immer weiterentwickeln wolle. Foda werde daher schon bald einen neuen Arbeitgeber finden. Ein neuer Teamchef soll spätestens bis zur ÖFB-Präsidiumssitzung am 29. April gefunden werden.

Abschiedsspiel gegen Schottland

Es ist Franco Fodas 48. und letztes Länderspiel als österreichischer Fußball-Teamchef. Die Nationalspieler wollen dem Deutschen am Dienstag (20.45 Uhr/live ORF 1) gegen Schottland nach viereinhalb Jahren im Amt einen würdigen Abschied bereiten und sich selbst für das Aus im WM-Play-off in Wales (1:2) ein bisschen rehabilitieren. Gegen die Schotten hatte es im September in der WM-Qualifikation eine 0:1-Heimniederlage gesetzt.

Die Kulisse bei Fodas Abschiedsspiel in Wien wird spärlich sein. Knapp 5.000 Karten waren bis Montagnachmittag verkauft. "Ich weiß, dass es kein einfaches Spiel wird, wenn du ein paar Tage vorher so ein Negativerlebnis hattest", erklärte Foda. Sein Abgang vom ÖFB ist seit Sonntagabend beschlossene Sache. "Es soll unter den Voraussetzungen noch einmal ein guter Abschluss werden, das würde ich mir wünschen", sagte der Deutsche, der die Auswahl 2017 übernommen hatte.

Österreich - Schottland im Zeichen der Ukraine-Hilfe

Er selbst freut sich auf seine letzte Partie im Amt. "Das werde ich noch einmal genießen - auch die Nationalhymne." Dazu stehe die ÖFB-Hilfsaktion für die vom Krieg gebeutelte Ukraine im Vordergrund. Sein Team habe zwei Tage gebraucht, um das Aus in Wales zu verdauen. "Klar wird es die eine oder andere Veränderung geben. Ich werde auch versuchen, dass alle Spieler, die beim Lehrgang dabei waren, zum Einsatz kommen", kündigte Foda an.

Die Hälfte des Ticket-Erlöses geht an in der Ukraine tätige Hilfsorganisationen. Gut ein Drittel der erwarteten Zuschauer dürften Schotten sein. In Wien hat das ÖFB-Team im Vorjahr nur ein einziges Spiel gewonnen - fast auf den Tag genau vor einem Jahr gegen die Färöer (3:1). Gegen Dänemark (0:4) und Schottland setzte es im Ernst-Happel-Stadion Niederlagen, in der EM-Vorbereitung gegen die Slowakei gab es lediglich ein 0:0.

(Quelle: apa)

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