Im ersten Champions League-Auftritt nach Christoph Freunds Abgang zum FC Bayern München sorgte Salzburg für eine Sensation. Damit haben wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet. Die Bullen besiegten Benfica Lissabon auswärts mit 2:0.
Struber und die "Magic-Momente"
"Heute haben wir ein paar Magic-Momente erlebt. Das zu realisieren, wird noch ein bisschen brauchen. Ich bin sehr stolz auf die Jungs, wie sie das auf den Platz gebracht haben und das Mindset in diese Richtung geschärft haben. Es ist ein sehr schöner Moment, auch für mich als Trainer. Es freut mich, dass wir es auswärts bei so einem Gegner hingekriegt haben. Jeder war mit dieser Winner-Mentalität unterwegs, die hat es heute gebraucht", resümierte Salzburgs Trainer Gerhard Struber.
Der Beginn in Salzburgs fünfte Champions League-Saison war nichts für schwache Nerven. In der ersten Viertelstunde passierte so unheimlich viel, dass es normalerweise für einen ganzen Spielbericht reicht.
Karim Konate verballert ersten Salzburg-Elfmeter
Aber alles der Reihe nach: Zuerst wurde Strahinja Pavlovic (2.) vom Benfica-Tormann Anatoliy Trubin mit den Händen am Kopf getroffen – den fälligen Elfmeter verballerte Karim Konate während eines ohrenbetäubenden Pfeifkonzerts. Salzburgs drittjüngster Spieler am Feld (19 Jahre alt) schoss die Kugel deutlich über das Tor.
Doch damit noch nicht genug. Denn die Startphase wurde sogar noch wilder. Auf der Gegenseite forderten die "Os Encarnados" Elfmeter, als Amar Dedic beim Wegdrehen den Ball an den Unterarm bekam. Doch der Pfiff des türkischen Schiedsrichters Halil Umut Meler blieb aus.
Das Team von Ex-Bullen-Trainer Roger Schmidt erhöhte auch in der Folge nochmals die Schlagzahl und visierte kurze Zeit später nur die linke Stange an. Praktisch im Gegenzug wischte Benficas Antonio Silva, der im Youth League-Finale 2022 noch gegen die Jung-Bullen spielte, den Ball von der Linie – wieder Strafstoß und Ausschluss für den 19-jährigen portugiesischen Innenverteidiger.
Roko Simic schnappt sich Ball und trifft – 0:1!
Erneut wollte Karim Konate zum Punkt, doch Roko Simic stahl seinem Sturmpartner, auch auf Anweisung der Bullen-Bank, den Ball. Der Kroate ist im internen Ranking Elfmeter-Schütze Nummer zwei und verlud Schlussmann Anatoliy Trubin eiskalt. Damit brachte er die jüngste Startelf der Champions League-Geschichte in der 15. Minute Führung. Mit 21 Jahren und 183 Tagen knackten die Österreicher ihre eigene Bestmarke.
"Ich bin wirklich stolz, an erster Stelle für meine Mannschaft. Vor 15 Jahren hat mein Vater in diesem Bewerb gespielt und ihn gewonnen. Es bedeutet mir so viel, heute zu gewinnen. Beim Elfmeter habe ich keinen Druck gespürt. Es ist ein spezielles Gefühl. Ein Sieg ist ein Sieg", betonte Simic.
Sechs CL-Debütanten in Salzburgs jüngster Startelf
Den wilden Beginn steckte das Team von Bullen-Trainer Gerhard Struber gut weg. Gleich sechs CL-Debütanten beorderte der Kuchler (Tennengau) in die Startelf. Für Alexander Schlager, Aleksa Terzic, Samson Baidoo, Mads Bidstrup, Oscar Gloukh und Karim Konate war es sogar die erste Partie in der Königsklasse.
Benfica bleibt oft an Schlager hängen
Wie gefährlich der Vorjahres-Viertelfinalist aus dem Nichts werden konnte, zeigte der argentinische Weltmeister Ángel Di María (32.), als das "Schlitzohr" einen Eckball direkt auf das Tor zirkelte. Schlager roch den Braten und vereitelte die Chance im letzten Moment. Die Portugiesen hatten vor Ankick noch nie gegen einen österreichischen Gegner verloren, fünf der acht Begegnungen gewonnen – darunter alle vier in Lissabon – und dabei 21 Tore erzielt sowie nur fünf kassiert. Am Mittwoch endete der Portugal-Fluch aus rot-weiß-roter Sicht.
"Es war eine brutale Mannschaftsleistung. Es war unglaublich und etwas Neues, vor so vielen Fans zu spielen. Dafür spielt man Fußball", sagte Samson Baidoo.
Schmidt scheitert an Ex-Klub
Weil Schlager zum wiederholten Male seine ganze Klasse im Salzburger Tor aufblitzen ließ und Torschütze Simic noch einen Assist lieferte, stand es nach 51 Minuten 2:0 für Salzburg. Den zweiten Treffer erzielte mit Oscar Gloukh ein CL-Debütant. Lissabon kam nicht mehr zurück. Roger Schmidts Start in die Champions League ging heuer ähnlich in die Hose, wie einst in Salzburg. 2012 scheiterte der Geburtshelfer des Pressingspiels mit den Bullen sensationell an Düdelingen.
Schmidt zur Niederlage: "Es war ein sehr schwieriger Beginn mit den Elfmetern und der Roten Karte. Auf diesem Level 80 Minuten mit einem Mann weniger zu sein, ist eine schwierige Situation. Aber die Reaktion war fantastisch. Die Mannschaft hat eine sehr gute Einstellung gezeigt, viel Qualität mit und gegen den Ball gehabt. Wir konnten Salzburg dominieren, unter Druck setzen, klare Chancen kreieren. Sie haben gezeigt, dass sie an den Sieg glauben. Aber heute ist alles gegen uns gelaufen. Das 2:0 war die zweite Möglichkeit Salzburgs. Aber das ist Fußball. Du musst dich dann auch mit Toren belohnen, das hat heute gefehlt."
Das Parallelspiel in Gruppe D zwischen Real Sociedad und Vorjahresfinalist Inter Mailand endete 1:1-Remis. Somit führt Salzburg die Gruppe an.
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(Quelle: salzburg24)