Ob in Wembley, Bukarest, Wien oder beim Salzburger Stier: Wenn Sebastian Gishamer auf dem Platz steht, tanzen alle nach seiner Pfeife. Der 36-jährige Salzburger ist seit einigen Jahren FIFA-Schiedsrichter und pfeift nationale und internationale Spitzenspiele. Zu seinen Karriere-Highlights zählen unter anderem Partien wie England gegen Belgien oder ein Einsatz beim saudi-arabischen "Kings Cup" in Mekka vor wenigen Wochen.
Im Sonntagstalk spricht Gishamer aber nicht nur über seine schönsten Einsätze, sondern auch über die Schwierigkeiten auf dem Spielfeld. Dazu gehören neben dem Umgang mit dem Video Assistant Referee (VAR) auch das Aushalten des Drucks und die richtige Einschätzung einer immer komplexer werdenden Handspiel-Regelung.
Sonntagstalk mit Sebastian Gishamer: Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Zur Begrüßung haben wir uns ein kräftiges Handshake gegeben. Da wären wir dann fast schon beim ersten Streitpunkt, dem Handspiel. Wann genau ist es Hand? Immerhin gibt es in der Fußball-Welt jede Woche viele Diskussionen darüber.
Sebastian Gishamer: Wahrscheinlich gibt es deshalb so viele Diskussionen, weil es eben sehr komplex ist, das ganze Thema. Es ist einfach so, dass sich die Handspielregel oder die Auslegung des Handspiels in den letzten Jahren einfach extrem verändert hat und für die Schiedsrichter einfach sehr kompliziert geworden ist, weil natürlich sehr viele Aspekte des modernen Fußballs mit einfließen.
Du bist während des Spiels viel mit den Kolleginnen und Kollegen im Keller und mit dem VAR am Kommunizieren. Du bist der beste Schiedsrichter des Landes, mittlerweile auch offiziell. Wie wichtig ist es, auch auf dem Platz mit den Spielern und Funktionären zu kommunizieren?
Grundsätzlich ist es so, dass die Schiedsrichter bei kritischen Situationen, zum Beispiel Fouls im Strafraum oder Situationen im Strafraum, dem VAR eine Beschreibung geben, was sie auf dem Spielfeld wahrnehmen. Und anhand dieser Beschreibung und anhand der Fernsehbilder entscheidet der VAR oder kann der VAR die Entscheidung bestätigen oder entsprechend revidieren oder auch nicht, sondern dem Schiedsrichter noch eine zweite Möglichkeit geben. Und da bin ich jetzt beim Backup oder bei diesem Fallschirm, wie immer man das nennen will. Ich habe die Möglichkeit, mir eine Situation noch einmal anzuschauen. Vielleicht aus einem anderen Kamerawinkel oder aus einer anderen Kameraposition oder auch mit einem anderen Puls vielleicht, um letztendlich die beste und richtige Entscheidung zu treffen. Und so muss man eigentlich das ganze Tool sehen. Und natürlich ist das jetzt das eine, das andere ist natürlich dann auch die Kommunikation mit den Spielern, mit den Funktionären, mit den Offiziellen. Also ich glaube, ich bin schon ein Schiedsrichter, mit dem man über vieles reden kann.
Du bist international viel im Einsatz und hast viele verschiedene Bewerbe schon gepfiffen. Das große Ziel ist die Champions League. Wie für jeden Spieler, so auch für dich als Schiedsrichter. Was fehlt dir aktuell, um künftig in der Königsklasse dabei zu sein?
Wenn die Frage so einfach zu beantworten ist, dann bitte ich alle, die es wissen, sich bei mir zu melden. Ich würde den Ratschlag oder den Tipp gerne aufnehmen. Nein, Spaß beiseite. Es ist natürlich das Ziel, die Champions League zu erreichen und für Österreich auf das Spielfeld zu laufen.
Den Sonntagstalk auf SALZBURG24 gibt's jede Woche. Nächste Woche ist Christine Nagl, Sozialberaterin für Sexarbeiterinnen in Salzburg, bei uns zu Gast – einfach reinhören!
(Quelle: salzburg24)