Ob Sieg oder Niederlage, ob Krise oder Erfolg. Ernst Lottermoser hat in seiner Karriere immer die Ruhe bewahrt. Der Abschied vom TSV St. Johann geht dem 57-Jährigen dann aber doch nahe. "Wenn man acht Jahre in einem Verein mit einer Mannschaft täglich auf und neben dem Platz zusammenarbeitet, dann wachsen einem die Menschen natürlich ans Herz. Daher kann man durchaus von einem emotionalen Abschied von einem Herzensverein sprechen", so Lottermoser kurz vor seinem letzten Tanz an der Seitenlinie im SALZBURG24-Interview.
Lottermoser: "Die Mannschaft ist der Star"
Bei seinem letzten Heimauftritt als TSV-Cheftrainer kassierten die Pongauer vergangenes Wochenende zwar eine 1:3-Heimniederlage gegen Wolfurt. Die Niederlage geriet nach Abpfiff jedoch schnell in den Hintergrund. Denn zum Abschied gab es für Lottermoser nicht nur ein Transparent der Fans und einen Geschenkkorb vom Klub, sondern auch emotionale Worte von Vereins-Boss Sepp Klinger. "Er hat wirklich tolle Worte für mich gefunden. Sepp ist ein Mensch mit Handschlag-Qualität und ein Mann der Taten statt der großen Worte", streute "Ernstl", wie er innerhalb des Klubs genannt wird, Rosen. "Die Mannschaft ist der Star und das wird auch zu 100 Prozent so gelebt".
Für Lottermoser immer wichtig: "Ich möchte den Verein unbedingt in der Regionalliga übergeben", ist ihm sein Vorhaben nach einer schwierigen Saison in der Westliga gelungen.

Wie sehr, zeigte Lottermosers Antwort auf die Frage, was seine Höhen und Tiefen während seiner Amtszeit gewesen seien. "Die Tiefen waren sicher die vielen schweren Verletzungen meiner Spieler, aber jeder Einzelne hat sich hervorragend zurückgekämpft", schilderte er. Zu den Höhen zählte Lottermoser den Landesmeistertitel 2021/22 sowie die Cup-Duelle gegen Rekordmeister Rapid Wien, Kapfenberg und Klagenfurt. Aber auch die positive Derby-Bilanz gegen den BSK 1933 macht die Legende "mächtig stolz".
Neo-Cheftrainer will nicht "alles über den Haufen werfen"
Doch ab Sommer weht bei den St. Johannern ein neuer Wind. Denn mit dem 29-jährigen Andreas Scherer übernimmt der bisherige Co-Trainer das Zepter des Cheftrainers. "Das Wichtigste wird sein, dass der Verein seine Philosophie und seinen Charakter behält", wünscht sich Lottermoser für die Zukunft seines "Herzensklubs". Wie stark dessen Handschrift auch nach seinem Abschied noch zu erkennen sein wird und wie groß der Umbruch auch nach dem Abgang von Verteidiger Christoph Gruber zur Austria ausfällt? "Wir werden nicht alles über den Haufen werfen und vieles, was in den letzten Jahren aufgebaut wurde, so belassen", bestätigte Lottermosers Nachfolger Andreas Scherer, der am Samstag beim Liga-Kehraus in Reichenau ein letztes Mal unter der Vereinsikone assistieren wird.
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Zum Trainingsauftakt am 1. Juli versammelt der halb so alte Scherer (29) seine Mannschaft, während Lottermoser seine "Unterhaus-Karriere" im Urlaub Revue passieren lässt. "Zuerst geht's mit meiner Frau nach Kreta, dann freue ich mich auf zu Hause und unsere Berge."
(Quelle: salzburg24)