Dauerregen, ramponierte Plätze so weit das Auge reicht und viele müde Beine: Die Abnützungserscheinungen in der Regionalliga Salzburg werden immer sichtbarer.
Regionalliga-Kicker spielen öfter als Bullen
Kein Wunder, denn die berufstätigen Amateurkicker verrichten neben ihren Jobs auch auf dem vielleicht nicht mehr ganz so grünem Rasen Schwerstarbeit. Einige Spieler haben innerhalb von zehn Wochen inklusive Liga, ÖFB- und Landescup bis zu 16 Duelle absolviert.
Zum Vergleich: Red Bull Salzburgs Spieler haben in elf Wochen 14 Partien in den Knochen.
Dass breite und vor allem ausgeglichene Kader über den gesamten Saisonverlauf schlussendlich die Nase vorne haben, ist nicht Neues.
Beim detaillierten Blick auf den 13. Spieltag wird jedoch deutlich, welche Klubs bestens aufgestellt sind und auch noch von der Bank nachlegen können.
Schauplatz 1: Bischofshofen – Anif
Der Tabellenführer hatte nach ihrer Führung von Bohdan Kuksenko (10.) und dem Ausgleich durch Anifs Manuel Roberto Golser (42.) auf schwere Platzverhältnisse lange zu kämpfen. Erst mit der Einwechslung von Mirnes Kahrimanovic und Konstantinos Chatzipirpiridis in Minute 58 kamen die Pongauer auf. "Der Doppeltausch hat etwas bewegt und wir sind besser ins Spiel gekommen", erklärte Bischofshofens Trainer Andreas Fötschl gegenüber SALZBURG24.
Auch Markus Huber, Coach von Mittelständer Anif, stimmte seinem Pendant zu: "Das war für mich spielentscheidend. Sie können von der Bank extreme Qualität bringen und das ist dann der Unterschied zwischen dem Ersten und uns als Fünften."
Nachdem Kuksenko (60.) und Spielgestalter Nazar Verbnyy (87.) im Endspurt per Freistoßtreffer den Deckel drauf machten, war der Fötschl-Elf die Tabellenführung erneut sicher.
Schauplatz 2: Golling – FC Pinzgau
Beim vierten Gollinger Saisonsieg bewies auch Trainer Christoph Lessacher im Duell gegen den FC Pinzgau ein "goldenes Händchen".
Während die Saalfeldener nach ihrem blamablen Cup-Aus durch Semir Gvozdjar (18.) standesgemäß in Front gingen, schlug der Aufsteiger ebenso erst nach einem Doppel-Wechsel im Finish zurück. Johannes Steiner (17 Jahre) und Lukas Poindl (20 Jahre) bekamen in Minute 80 das Vertrauen und schenkten dieses mit je einem Assist auf Top-Torjäger Lukas Brückler (81., 83.) zurück.
Der 22-jährige Torschützenkönig der vergangenen Salzburger-Liga-Saison erzielte seinen zehnten und elften Liga-Treffer innerhalb von zwei Minuten. Nur Bischofshofens Viktor Drocic (zwölf) hat öfter "geknipst".
Pinzgau-Trainer Alexander Schriebl war nach der Pleite sichtlich verärgert: "Der Schiedsrichter hat die Gollinger beim 1:1 ins Spiel geholt und ein Foul sowie ein Handspiel nicht gegeben. Das hat uns einen Schock verpasst und beim zweiten Gegentreffer haben wir uns nicht gut verhalten."
Schauplatz 3: Austria Salzburg – St. Johann
Mit einem Spiel mehr als Leader Bischofshofen hält Austria Salzburg punktegleich (30) Rang eins inne. Durch den 5:0-Kantersieg gegen den amtierenden Landesmeister St. Johann haben sich die Violetten einen Respektabstand auf Seekirchen (23) und Wals-Grünau (22) erarbeitet.
Weil die Maxglaner endlich effizienter vor dem gegnerischen Kasten agieren, fügte die Crew von Christian Schaider dem besten Salzburger Team des Vorjahres eine heftige Klatsche zu. Als Torschützen waren Manuel Krainz (4.), Marinko Sorda (61., 78.), Marco Hödl (82.) und Din Nail Rahmanovic (88.) erfolgreich. Letzterer kam in Minute 68 von der Bank und sorgte für den Schlusspunkt.
"Wir haben sehr gut gespielt und auch verdient gewonnen. Der Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können", betonte Schaider auf S24-Anfrage, den vor allem die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor freut.
St. Johann rekrutiert 40-Jährigen
"Von nichts kommt nichts. Wir haben im Training extrem viel dafür investiert", so der Austria-Coach. Aufgrund der angespannten Personalsituation musste St. Johann sogar den 40-jährigen Stefan Keil rekrutieren. Der Routinier ist ansonsten nur mehr in der Reservemannschaft tätig und sprang nach dem Cup-Aus nach 14 Jahren auch in der Regionalliga für St. Johann in die Bresche.
St. Johann-Präsident Josef Klingler, der am Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert, konnte kein vorzeitiges Geschenk gemacht werden.
Schauplatz 4: SAK 1914 – Seekirchen
Auch im Salzburger Stadtteil Nonntal hatte ein "Joker" das letzte Wort. Stephan Dorfmayr (86.) setzte beim 3:0-Sieg den Drittplatzierten Seekirchen schachmatt. Zuvor leisteten beim vierten Saisontriumph der Städter Constantin Resch (11.) und Sebastian Hölzl (Elfmeter, 15.) bereits hervorragende Vorarbeit.
Schauplatz 5: Grödig – Wals-Grünau
Schlusslicht Grödig erkämpfte sich gegen das "Team der Stunde" aus Wals ein 1:1-Remis. Zwar gelang Youngster Malte Schorb (66.) bei seinem Startelf-Debüt der Ausgleich nach Savo Pajics (46.) Führung nicht von der Bank, doch unter Mithilfe von Cheftrainer Thomas Schnöll. Der an Corona-erkrankte Coach verfolgte das Spiel im Livestream aus dem Krankenbett und meldete sich beim 0:1-Pausen-Rückstand als Telefon-"Joker" beim Team.
Die Anweisungen nahm Tormanntrainer Daniel Reiter entgegen und führte unter Anweisungen von Interimstrainer Christopher Kronreif den Nachzügler zum Punktgewinn.
"Da jedes Team eine Halbzeit besser war, geht das Unentschieden völlig in Ordnung. Das war ein Beweis, dass unsere Mannschaft funktioniert und jeder viel Herzblut auf dem Platz lässt", strahlte Kronreif, der sich jedoch auf die Rückkehr des "Chefs" freut. In Schnölls Abwesenheit feierten die Flachgauer den fünften Saisonzähler bei der darauffolgenden Einstandsfeier.
Schauplatz 6: Hallein – Kuchl
Grund zum Feiern hatte nach dem Tennengau-Derby beim Halleiner Oktoberfest wohl nur der Aufsteiger. Gegenüber der 1:6-Auswärtspackung im Hinspiel zeigte sich das Team von Eidke Wintersteller stark verbessert.
Dabei sorgten die Stammspieler für etliche Highlights: Hallein ging durch ein strittiges Tor von Neuzugang Erwin Burzic (33.) in Führung und hielt gegen den Cup-Sieger gut mit. "Beim Tor war ganz klar ein Handspiel des Torschützen dabei", ärgerte sich nach Schriebl mit Kuchls Philip Buck der zweite Coach aufgrund der Schiedsrichter-Leistung.
Kuchl konnte zwar durch Stürmer Mario Lürzer (55.) ausgleichen, biss sich in der Folge an Halleins Schlussmann Josef Stadlbauer die Zähne aus.
Der Keeper rettete bei zwei Kopfbällen von Robert Strobl und Manuel Seidl in allerletzter Not. Im Endspurt fanden beide Teams noch Großchancen vor, konnten den Sieg allerdings nicht eintüten.
Regionalliga Salzburg: 13. Runde
- SAK 1914 - Seekirchen 3:0 (2:0)
- Golling – Saalfelden 2:1 (0:1)
- Bischofshofen – Anif 3:1 (1:1)
- Austria Salzburg – St. Johann 5.0 (1:0)
- Grödig – Wals-Grünau 1:1 (0:0)
- Hallein – Kuchl 1:1 (1:0)
(Quelle: salzburg24)