"Okay, bis zur Traverse bin ich ein Abfahrer gewesen", meinte er nach dem dritten Rang am Samstag. Nach dem Sieg in Bormio und nun zwei dritten Plätzen in Wengen und Kitzbühel zählt der 32-Jährige auch bei der WM in Schladming zum engeren Favoritenkreis.
Reichelt: Herzblut in der Traverse
Reichelt hatte am Samstag viel Herzblut in seinen Lauf gelegt: "Oben und unten war meine Fahrt sehr beherzt, aber in der Traverse hat das Herzerl bluten müssen. Ganz ehrlich, als ich abgeschwungen habe, habe ich mich auf mehr Rückstand und eine schlimmere Platzierung vorbereitet. Weil ich gewusst habe, dass ich in der Steilhang-Ausfahrt tiefer war als im Training. Und auch in der Traverse bin ich gescheit tief gewesen", erzählte der Radstädter. Er habe in der Traverse riskiert: "Wenn ich höher bin, kann ich das Rennen gewinnen", wusste er.
Dass er in Kitzbühel Bester des derzeit starken Abfahrerteam des ÖSV war, weiß Reichelt natürlich zu schätzen: "Ich bin froh, denn wenn man bester Österreicher ist, bedeutet das meistens ein Stockerl. Aber noch mehr froh macht mich, dass ich wieder gesund herunten bin. Gesundsein ist schön, und mit einem Stockerl umso schöner."
Er habe noch ein paar Jahre und hoffe, dass es sich mit einem Sieg auf der Streif vielleicht noch ausgehen werde. "Es wäre schön, aber ich trauere dem heute nicht nach. Wenn ich abschwinge und halbwegs zufrieden bin, passt das schon. Es ist eine ganz gute Leistung gewesen."
"Die Mausefalle ist schneller, als du meinst"
Die auch die offiziell 42.000 Zuschauer bei Traumwetter zu schätzen wussten. "Es war unglaublich, ich habe die Fans bis zum ersten Tor schreien gehört. Das war Gänsehaut pur. Da habe ich mir gesagt: 'So jetzt konzentrier dich gefälligst, Bursche. Die Mausefalle ist schneller da, als du meinst'." Er freue sich, dass er den Fans etwas zurückgeben konnte. "Sie haben sich zumindest ein Stockerl erwartet. Sie hätten gerne den Sieg gesehen, aber Südtirol gehört ja auch fast zu Österreich."
In Bormio hatten sich Dominik Paris und Hannes Reichelt noch Rang eins geteilt, diesmal Mal sonnte sich der Südtiroler alleine an der Spitze. "Hannes hat gesagt, ich bin ein Egoist, dass ich heute alleine da oben stehe. Aber vielleicht kommt ja noch einmal ein Tag, an dem wir es wieder gemeinsam machen", witzelte Paris, der übrigens die gleiche Schule besuchte wie Reichelts Südtiroler Freundin Larissa.
Reichelt fährt selbstbewusst zu WM
Reichelt will ein Allrounder bleiben, daran ändert auch nichts, dass er aktuell in der Abfahrt im Hoch ist und ihm der Schwung im Riesentorlauf bisher in diesem Winter gefehlt hat. "Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich vielleicht zum Abfahrer umdisponiert", scherzte er. "Ich bin froh, dass es so gut läuft, denn als Abfahrer bist du in der Öffentlichkeit hoch anerkannt."
Er habe nun viel Selbstvertrauen in Hinblick auf die WM: "Im Super-G ist es am Freitag nicht gut gegangen, heute habe ich wieder bewiesen, dass der Weg passt und mein Skifahren sehr schnell ist. Wenn ich im Super-G bei der WM zum Zug komme, will ich diese konstante Leistung, die ich in der Abfahrt habe, auch im Super-G zeigen."
(APA)
(Quelle: salzburg24)