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Nach Bundesliga-Abstieg: Wie geht es jetzt weiter beim VC Salzburg?

Der VC Salzburg (rot) und Hypo Tirol spielen in der kommenden Saison keine Bundesliga.
Veröffentlicht: 11. April 2017 06:01 Uhr
Ein sensationell starker Grunddurchgang reichte am Ende nicht für den Klassenerhalt der Toros. In der Hoffnungsrunde war der VC Salzburg chancenlos, der Abstieg des Cup-Halbfinalisten in die 2. Bundesliga damit besiegelt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Wir haben uns nach dem Saisonende darüber mit Chefcoach Reinhold Schiefer unterhalten, der nicht mit Kritik spart und Klartext spricht.

Im österreichischen Herren-Volleyball geht es derzeit drunter und drüber: Das Nachwuchsteam des Meisters Hypo Tirol hatte sich durch den Gewinn der Meisterrunde der 2. Bundesliga für die Aufstiegsspiele qualifiziert. Laut Ligabestimmungen sei aber festgelegt, dass die zweite Mannschaft eines Erstbundesligisten nicht an der Relegation teilnehmen darf. Weil die A-Truppe Tirols laut Österreichischem Volleyballverbands (ÖVV) nicht fristgerecht für die kommende Saison gemeldet wurde, geht die Oberhaus-Saison 2017/18 ohne den Ligaprimus über die Bühne.

"Da kann man nur den Kopf schütteln"

Darüber hinaus steht der ÖVV derzeit wegen eines Sponsor-Streits im Disput mit den Innsbruckern. Hintergrund: Tirols Geldgeber ist Hypo, die Liga wird jedoch von der DenizBank gesponsert. In der laufenden Saison hat der Meister so darauf reagiert, dass er die verpflichtenden DenizBank-Banden bei Ligaspielen nicht aufgestellt hat. Dafür wurden saftige Strafsummen fällig.

"Da kann man nur den Kopf schütteln, das spiegelt die aktuelle Situation im österreichischen Volleyball gut wider", meint Toros-Chefcoach Schiefer gegenüber SALZBURG24. Die Sponsor-Causa betreffe indirekt auch den VC Salzburg: "Regionale Geldinstitute haben dadurch keine Möglichkeit Vereine finanziell zu unterstützen, wenn eine Großbank als Ligasponsor auftritt", so Schiefer. Außerdem sei nicht erkennbar, wer überhaupt wie viel Geld erhalte. Mitten in der abgelaufenen Saison ist zudem der Hauptsponsor der Toros aus finanziellen Gründen abgesprungen, plötzlich stand man vor einem großen Loch im Budget.

Sportlich haben Moser (re.) und Co. bewiesen, dass sie im Oberhaus mithalten können. /KRUGFOTO Salzburg24
Sportlich haben Moser (re.) und Co. bewiesen, dass sie im Oberhaus mithalten können. /KRUGFOTO

VC Salzburg leidet unter Ligareform

In dieser Saison griff die umstrittene Ligareform, die unter anderem die Schrumpfung der Bundesliga von zehn auf acht Teams mit der kommenden Spielzeit beinhaltet. Das hatte zur Folge, dass in der heurigen Hoffnungsrunde vier Teams um den Klassenerhalt spielten. Das zweite Bundesliga-Jahr beendeten die Toros auf dem 8. Tabellenplatz, Schiefer moniert: "Wir haben eine starke Saison gespielt, in der 10er-Liga hätten wir die Klasse gehalten." Vor der Hoffnungsrunde bekamen die Bundesligisten nochmals die Möglichkeit den Kader zu verstärken. "Das macht den Grunddurchgang obsolet", kritisiert der Toros-Coach. "Unsere Konkurrenten haben das genutzt, uns fehlte schlichtweg das Geld für Verstärkungen." Zudem ist in der Liga keine Quote für österreichische Spieler vorgeschrieben – im Cup dürfen hingegen nur Inländer spielen. Die Toros waren das einzige Bundesliga-Team in der vergangenen Saison ohne Legionäre im Kader.

Österreicher-Weg bleibt unbelohnt

"Trotz hervorragender sportlicher Arbeit und dem Sportzentrum Nord als neue Heimstätte sind wir finanziell nicht wettbewerbsfähig in der Bundesliga." Die Suche nach potenten Geldgebern ist eine Mammut-Aufgabe, weiß auch der Trainer. Schiefer fordert deshalb ein Belohnungssystem seitens des Verbands. "Warum wird der Österreich-Weg nicht honoriert? Wir sind im Cup bis ins Final Four nach Amstetten gekommen und hatten ausschließlich Ausgaben – es gab nicht mal eine Aufwandsentschädigung, der einzige Gewinn war unsere gesammelte Erfahrung." Laut Schiefer verliere der Cup dadurch krass an Bedeutung: "Für mich ist der Cup in seiner derzeitigen Form und die Ligareform mit ihren Folgen fragwürdig und nur schwer nachzuvollziehen."

Trainer Schiefer (mi.) wird die Toros auch künftig betreuen. /KRUGFOTO Salzburg24
Trainer Schiefer (mi.) wird die Toros auch künftig betreuen. /KRUGFOTO

So soll es nun weitergehen

"Wir haben bewiesen, dass wir mit unseren bescheidenden Mitteln sportlich im Oberhaus mithalten können – ich bin unglaublich stolz auf mein Team. Offensichtlich hat es der Verein aber nicht geschafft, ausreichend auf sich aufmerksam zu machen", analysiert Schiefer. Nun wolle man sich mit dem Vorstand und Team zusammensetzen, neu aufstellen und einen nachhaltigen wirtschaftlichen sowie sportlichen Plan ausarbeiten. Das erklärte Ziel sei der Wiederaufstieg, aber die Toros brauchen "dringend Unterstützung von einem Sponsor." Die zweite Liga ist in einer Nord- und Süddivision eingeteilt, der organisatorische und finanzielle Aufwand sei dadurch vergleichbar mit dem Oberhaus, rechnet Schiefer vor.

Salzburg als Talentschmiede

Der Transfer von Nicolai Grabmüller vor etwas mehr als zwei Jahren sei ein weiteres Indiz für die geleistete Arbeit in Salzburg, mittlerweile spielt der Nationalspieler aus Henndorf in Deutschlands höchster Spielklasse. In der abgelaufenen Saison pritschte und baggerte außerdem Beachvolleyball-Staatsmeister Florian Schnetzer für die Toros, seine Zukunft in der Mozartstadt ist derzeit noch offen.

Kooperation zwischen Toros und PSVBG?

In der zweiten Bundesliga werden die Toros auf den PSVBG Salzburg treffen. Deren Obmann, Ulrich Sernow, sprach sich gegenüber den Salzburger Nachrichten (Montagsausgabe) für eine Kooperation beider Vereine aus: "Gemeinsam würden wir eine konkurrenzfähige Truppe stellen." Diese "logischen Überlegungen" (Schiefer) gebe es immer wieder auf beiden Seiten, nur würden derzeit "keine konkreten Gespräche" geführt werden.

(Quelle: salzburg24)

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