Der 20-jährige Niklas Sandhoff aus dem Salzburger Stadtteil Gneis kommt eigentlich aus dem Fußball. Aber seitdem ein Bekannter ihn vor sieben Jahren mit zur Welle am Almkanal in der Landeshauptstadt nahm, lässt ihn das Surfen auf dem Fluss nicht mehr los, wie er im SALZBURG24-Interview sagt: "Das Gefühl, das man auf der Welle hat, kann man nicht beschreiben. Das ist ganz speziell." Das Flusssurfen ist vergleichbar mit dem Wellenreiten auf dem Meer, nur eben auf einer stehenden Welle – und eine junge Sportart, die derzeit einen großen Aufschwung erlebt. So ist die Welle am Almkanal Sandhoffs Heimat. Dort verbringt der Salzburger täglich etliche Stunden und er könne sich nun gar nichts anderes mehr vorstellen. "Schon in meiner Schulzeit bin ich jeden Tag in der Früh vor der Schule surfen gegangen", erzählt er.
Vize-Europameister aus Salzburg
Während er anfangs eigentlich nicht an Bewerbe gedacht habe, sondern nur zum Spaß an der Welle gewesen sei, packte ihn 2021 dann doch der Ehrgeiz, sich auch messen zu wollen. Dass der Salzburger Talent hat, zeigte sich schnell: Nur zwei Jahre nach dem Entschluss, in den Wettkampfsport einzusteigen, wurde Sandhoff das erste Mal Staatsmeister, vergangenes Jahr konnte er seinen Titel dann verteidigen. Auch wurde er vergangenes Jahr Vize-Europameister und hat damit den Sprung in den Profisport geschafft. Dort möchte er sich nun etablieren.
Training am Almkanal bei Wind und Wetter
Auch Wind und Wetter halten den Salzburger nicht davon ab, zur Welle zu gehen. "Das sind die besten Bedingungen, denn dann ist niemand da und ich habe die Welle für mich alleine", lacht er. Auf die Frage, was er im Winter bei Eiseskälte und Schnee so macht, antwortet Sandhoff: "Dann trainiere ich da den ganzen Tag." Sechsmal die Woche trainiert der Surfer, aber nicht nur an der Welle: Trainer Robert Eckschlager konzipiert ihm seine Pläne, welche auch Kraft-, Ausdauer- und Intervall-Training beinhalten, führt der 20-Jährige aus.
Sandhoff zeigt sich ehrgeizig und willensstark, wenn es um seinen Sport geht, und testet dabei sehr gerne auch seine Grenzen aus: "Ich will immer noch mehr und noch mehr, bis ich mich dann wieder verletze." Auch sein Trainer sieht das so: "Er ist ein aufgeweckter, zielstrebiger, manchmal aber auch ungeduldiger Athlet. Wenn er mal etwas nicht hinbekommt, übt er es heimlich und kann es beim nächsten Mal aus heiterem Himmel", schmunzelt Eckschlager. Diese Willenskraft, seinen Traum als Surfer leben zu wollen, zeigt sich trotz der Umstände, die die Sportart, die momentan im Wandel steckt, mit sich bringt. "Ich fahre nicht zu einem Bewerb, um Zweiter zu werden", erzählt er. "Das wäre sinnlos, dafür wären der Aufwand und die Kosten zu hoch."
Sandhoffs Tag beginnt um 4 Uhr Früh
Seit Jahren drehe sich zwar sein ganzes Leben nur noch um das Surfen, doch es sei nun einmal eine Randsportart: Ohne Sponsoren und Nebenjobs sei es unmöglich, den Sport zu betreiben. So arbeitet Sandhoff nebenbei noch in der Firma seines Vaters mit, hat nun einige Sponsoren gefunden und ist gerade auch dabei, Merchandise für seine eigene Marke zu entwickeln. Damit er all das unter einen Hut bekommt, fängt sein Tag jeden Morgen um 4 Uhr an, erzählt der 20-Jährige.
Niklas Sandhoff beschreibt das Flusssurfen als radikal, schnell und technisch anspruchsvoll. "Vor allem geht es um Commitment, dafür kriegt man viele Punkte." Denn in einem Bewerb hat man nur 30 Sekunden Zeit, vor den Punkterichtern sein Bestes zu zeigen. Dabei wird bewertet, wie schnell man ist, wie extrem man fährt und wie gut die Tricks ausgeführt werden. Im Flusssurfen geht es auch um Spontanität und eine gute Reaktionsfähigkeit, denn jede Welle ist etwas anders: "Wenn ich einen Zentimeter falsch am Board stehe, muss ich sofort umplanen, wenn ein Trick dann nicht geht. Das macht die Sportart auch so spannend."
Wie er mit dem Druck umgeht, wenn er gegen starke Gegner fährt? "Eigentlich muss es dir so egal sein, man muss cool und lässig bleiben" meint er. "Wenn man übermotiviert ist, dann funktioniert gar nichts mehr." So habe er schon einige Strategien gefunden, sich vom Leistungsdruck zu lösen. Weil man von Preisgeldern und Gewinnen abhängig sei, sei das allerdings schwer.
Hoffen auf Olympia
"Vor allem seit Corona wird die Sportart immer bekannter", erzählt Sandhoff. "Als keiner ans Meer fahren konnte, haben viele das Riversurfen für sich entdeckt." Das steigende Interesse habe Vor- und Nachteile für den Salzburger. Auf der einen Seite muss er sich seine geliebte Welle an der Alm nun teilen, auf der anderen Seite freue es ihn sehr, dass seine Sportart nun immer populärer wird. "Die Community ist sehr familiär, und wenn man ein bisschen rumkommt, dann kennen die Leute einen schon", erzählt Sandhoff. "Es ist dann schon immer sehr herzlich, da pusht auch jeder jeden."
Mit der steigenden Bekanntheit hofft er, dass sich die Strukturen im Sport mit der Zeit bessern. "Momentan haben wir gar keinen nationalen Verband oder Vereine, die ganzen Bewerbe müssen wir selbst zahlen und privat organisieren", kritisiert er. Auch, dass die Disziplin im Unterschied zum Surfen am Meer noch nicht olympisch ist, ziehe Nachteile mit sich: Er konnte sich nicht auf einen Platz beim Heeressport bewerben. Auf die Frage, ob er dann nicht lieber am Meer surfen wolle, antwortet er: "Es sind zwei komplett unterschiedliche Sportarten. Würde ich am Meer wohnen, würde ich nicht nein dazu sagen, aber ich bin halt in Salzburg an der Welle aufgewachsen."
Für Sandhoff sei Salzburg als Wohnort perfekt: Er hat die Welle vor seiner Haustür und ist nahe an Deutschland, wo viele seiner Bewerbe stattfinden. Auch Europas größte künstliche Surfwelle in Ebensee, wo er manchmal auch trainiert, ist nicht weit. Doch trotz der optimalen Lage wünscht er sich, "dass Salzburg auch noch mehr für jüngere Leute tun würde." Er zeigt sich zuversichtlich, dass das Flusssurfen auch eines Tages ins Olympische Programm aufgenommen wird. "Das wäre ein Traum", sagt er. "Und wenn es das Wellenreiten am Meer auch geschafft hat, warum nicht wir." Allein, dass nun die ersten internationalen Meisterschaften – wie die Europameisterschaften vergangenes Jahr – stattfinden, sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. "Wir hatten richtig viele Zuschauer letztes Jahr, an die 60.000", freut er sich.
Vorbereitung auf Surf-WM umsonst
Dass die Sportart noch in den Kinderschuhen steckt, machte sich heuer zweifach bemerkbar. Erst wurde die Surf-Liga aufgrund fehlender Finanzierung abgesagt, nun auch noch die Surf-WM auf Bali (Indonesien) kurzfristig verschoben. Diese sollte Ende Juli in Pandawa stattfinden, eine Mitteilung des Veranstalters erfolgte Anfang Juni. Der neue Termin ist unter Vorbehalt für Februar 2026 angelegt. Frustrierend für den Mitfavoriten, der eine Medaille schon im Visier hatte: "Ich habe mich ein Dreivierteljahr darauf vorbereitet." Jetzt muss er umplanen, und andere internationale Bewerbe in Europa stehen nun auf der Agenda. Der Salzburger möchte nun erst einmal im Herbst in Wien seinen Staatsmeister-Titel verteidigen und darauffolgend ein Wörtchen bei der Surf-Weltmeisterschaft mitreden – wenn sie nun stattfindet. "Ich kann es nur jedem anderen ans Herz legen, mit dem Surfen anzufangen", lacht er.
(Quelle: salzburg24)